Kolonialgeschichten

Kolonialgeschichten

Einband:
Paperback
EAN:
9783593390314
Untertitel:
Regionale Perspektiven auf ein globales Phänomen
Genre:
Geschichts-Lexika
Autor:
Mark Bassin, Frederick Cooper, James Gilbert, Jens Jäger, Michael Kim, Thoralf Klein
Herausgeber:
Campus
Auflage:
1. Aufl. 02.2010
Anzahl Seiten:
394
Erscheinungsdatum:
28.02.2010
ISBN:
978-3-593-39031-4

In diesem Band werden Möglichkeiten einer Geschichtsschreibung jenseits des Eurozentrismus aufgezeigt und neue Sichtweisen auf Kolonialismen erprobt. Die Autorinnen und Autoren bieten ein umfassendes Spektrum theoretischer Konzeptionen und historischer Einzelstudien zur globalen Kolonialgeschichte, so etwa zu China, Korea, Nordamerika, dem Deutschen Reich, dem Habsburgerreich oder Russland.

Autorentext
Claudia Kraft ist Professorin für Geschichte Ostmitteleuropas an der Universität Erfurt, Alf Lüdtke ist dort Honorarprofessor für Historische Anthropologie, Jürgen Martschukat Professor für Nordamerikanische Geschichte.

Klappentext
In diesem Band werden Möglichkeiten einer Geschichtsschreibung jenseits des Eurozentrismus aufgezeigt und neue Sichtweisen auf Kolonialismen erprobt. Die Autorinnen und Autoren bieten ein umfassendes Spektrum theoretischer Konzeptionen und historischer Einzelstudien zur globalen Kolonialgeschichte, so etwa zu China, Korea, Nordamerika, dem Deutschen Reich, dem Habsburgerreich oder Russland.

Zusammenfassung
Kolonien
"Eine anregende Anthologie, welche übliche dichotomische Sichtweisen überwindet." (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.04.2010)

Eine umfassende Darstellung der Komplexität von "Kolonialgeschichten" im globalen Rahmen. (Das Historisch-Politische Buch, 01.07.2011)

Leseprobe
Kolonialismus. Imperialismus. Nationalsozialismus? Chancen und Grenzen eines neuen Paradigmas Birthe Kundrus Die deutsche Kolonialepoche wurde jahrelang vornehmlich unter dem Verdikt der "Marginalität" abgehandelt. Zu spät, zu oberflächlich und zu kurz sei der deutsche Kolonialismus gewesen, um irgendwelche tiefergehenden Spuren hinterlassen zu haben, so lautet das Urteil. Aber in jüngster Zeit gerät diese Sichtweise unter Druck. Denn sie übersieht die Pointe des deutschen Kolonialismus in der langen Ära eines globalen Imperialismus: Zwar gab es eine nur kurze realgeschichtliche Phase, diese allerdings war angesiedelt in einer lang anhaltenden Periode imperialer Ambitionen. Das zweite Kennzeichen deutscher Kolonial-Anstrengungen war ihre Multiperspektivität. Nicht nur auf Gebiete in Afrika, Ozeanien und im Fernen Osten, auch nach Vorderasien, nach Südamerika und auf den europäischen Kontinent richtete sich der Blick. Unter diesen zwei Prämissen wird die Zeit zwischen der Reichsgründung und dem "Untergang" des Nationalsozialismus immer mehr als Einheit wahrgenommen, die Konjunkturen unterworfen war, die sich aber doch durch ein sichtbares deutsches formelles wie informelles Expansionsstreben kennzeichnen lässt. David Blackbourn zum Beispiel begreift die Zeit zwischen 1871 und 1945 als deutsche Imperialphase, betrachtet allerdings die affektive Aufladung Osteuropas als spezifisch deutsche Kolonialgeschichte. Schon in der wilhelminischen Epoche habe sich abgezeichnet, dass das eigentliche Gegenstück zu Indien oder Algerien nicht Kamerun gewesen sei, sondern Mitteleuropa. Blackbourn schlussfolgert, dass nicht der Untergang der formellen Kolonialherrschaft 1919, sondern erst das Ende der deutschen Siedlungen in Ost- und Mitteleuropa 1945 die koloniale Zäsur für das Reich markiert. Dieser Gedanke ist anregend, nicht nur weil mit Blick auf das östliche Europa vieles für ihn spricht, sondern auch weil er noch viele Fragen offen lässt. Wie wichtig waren bei dieser so ausgeprägten Präferenz die überseeischen Kolonialanstrengungen? Beeinflussten sich - und wenn ja, wie - Kolonialismus und deutsches "Streben" nach Osteuropa wechselseitig? Jenseits der Grundkonstruktion eines deutschen Imperialismus von 1871 bis 1945, der sich mal auf Kolonien in Afrika und dann wieder auf Osteuropa richtete, scheint momentan noch wenig deutlich zu sein, wie eine derartige Einheit sich konzeptionell plausibilisieren ließe. Folgt man Blackbourns These, dann lässt sich fragen, ob nicht doch die Bedeutung des deutschen Kolonialismus in den derzeitigen Debatten für die deutsche Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert überschätzt wird. Andererseits spielte für die Selbstwahrnehmung von Nationen der zeitgenössische Imperialismus als Referenzrahmen eine bedeutende Rolle, und das meinte eben auch den Besitz von Kolonien. Sollte man also bei diesem Thema nicht viel weniger national argumentieren, sondern als Bezugsgröße immer die europäischen oder westlichen Dimensionen imperialer Herrschaftsformen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert reflektieren? Zugleich scheint ein Bewertungsproblem aufzutauchen: Werden nicht, indem man die kolonialen Wurzeln des Nationalsozialismus betont, der Nationalsozialismus und insbesondere der Holocaust relativiert? Oder wird der kolonialen Vergangenheit endlich der ihr gebührende Platz in der deutschen Erinnerungskultur zugestanden? Der vorliegende Beitrag versucht zunächst kurz die verschiedenen Möglichkeiten, Verbindungslinien zwischen Kolonialismen und Nationalsozialismus herzustellen, im Hinblick auf ihre methodischen und theoretischen Vorannahmen zu systematisieren. Sodann soll an zwei Problemkreisen die grundlegende Frage nach der Bedeutung des deutschen und/oder europäischen/außereuropäischen Imperialismus für den Nationalsozialismus diskutiert werden, nämlich erstens an den Plänen für ein neues Kolonialreich in Afrika, und zweitens anhand der Frage, wie imperial - gemessen an einigen neueren Imperiumstypologien - das "Dritte Reich" agierte. Ausgangspunkt für die folgenden Ausführungen ist das zugegebenermaßen heikle Bemühen, der Singularität des "Dritten Reiches" genauso gerecht werden zu werden wie seiner Historisierung, ohne dabei koloniale Herrschaftsformen zu idyllisieren oder ein nur verkürztes Verständnis von Kolonialismen zu reproduzieren. Die hier vertretene These lautet, dass direkte koloniale Überseeambitionen im "Dritten Reich" weniger bedeutsam als die "Osterweiterung" waren, dass aber koloniale Konnotationen für die Besatzungsherrschaft in Osteuropa durchaus nachzuweisen und von Belang gewesen sind, trugen sie doch zur gewaltförmigen Dynamisierung der Besatzungsherrschaft bei. Doch in der Gesamtschau agierte der Nationalsozialismus zwar imperialistisch, aber nicht imperial. Er war kein Empire, kein Imperium, sondern eine neue Form von Fremdherrschaft. Er brach - und zwar in Kernelementen - mit imperialen Herrschaftsformen.

Inhalt
Inhalt I. Vorweg: Fragen und Konzepte Einleitung: Kolonialgeschichten - Regionale Perspektiven auf ein globales Phänomen Claudia Kraft/Alf Lüdtke/Jürgen Martschukat Zwischen Metropole und Kolonie: Ein Forschungsprogramm neu denken Ann Laura Stoler/Frederick Cooper Kolonialgeschichtliche Probleme und kolonialhistorische Konzepte Wolfgang Reinhard II. Europäische Kolonialdiskurse und -praktiken Die so genannte "Große griechische Kolonisation" und die Konstruktion einer ehrwürdigen Herkunft Douwe Yntema Erinnerungspolitik in der postkolonialen Republik - Frankreich und das koloniale Erbe Daniel Mollenhauer Mission und Kolonialismus - Mission als Kolonialismus Anmerkungen zu einer Wahlverwandtschaft Thoralf Klein Plätze an der Sonne? Europäische Visualisierungen kolonialer Realitäten um 1900 Jens Jäger III. Europa und Asien - von West nach Ost Kolonialismus. Imperialismus. Nationalsozialismus? Chancen und Grenzen eines neuen Paradigmas Birthe Kundrus Imperiale, koloniale und postkoloniale Blicke auf die Peripherien des Habsburgerreiches Anna Veronika Wendland Geographien imperialer Identität: Russland im 18. und 19. Jahrhundert Mark Bassin War Qing-China ein koloniales Empire? Peter Perdue Die Erfahrung der Stadt und die Konstruktion kolonialer Subjektivität: Alltagsleben in Seoul, 1910-1945 Michael Kim IV. Nordamerika Kulturtransfer und Empire: Britisches Vorbild und US-amerikanische Kolonialherrschaft auf den Philippinen im frühen 20. Jahrhundert Frank Schumacher Mrs. Wilkins tanzt: …


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