Soziale Ungleichheit

Soziale Ungleichheit

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783593388472
Untertitel:
Klassische Texte zur Sozialstrukturanalyse
Genre:
Soziologie-Lexika
Herausgeber:
Campus Verlag GmbH
Auflage:
1. Aufl. 03.2009
Anzahl Seiten:
492
Erscheinungsdatum:
27.02.2009
ISBN:
978-3-593-38847-2

Was unter sozialer Ungleichheit zu verstehen ist und welche Erklärungen es dafür gibt, ist das Thema dieses Readers. Er versammelt zentrale theoretische Texte zur Sozialstrukturanalyse, die jeder Studierende der Sozialwissenschaften lesen sollte.

Autorentext
Heike Solga ist Direktorin der Abteilung »Ausbildung und Arbeitsmarkt « am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) sowie des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI) und Professorin an der Freien Universität Berlin. Justin Powell ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung »Ausbildung und Arbeitsmarkt « am WZB. Peter A. Berger ist Professor für Makrosoziologie an der Universität Rostock und Sprecher der Sektion »Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse« der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.

Leseprobe
Soziale Ungleichheit - Kein Schnee von gestern! Eine Einführung Heike Solga, Peter A. Berger und Justin Powell Was ist soziale Ungleichheit und welche Erklärungen gibt es dafür? Das ist das zentrale - in Öffentlichkeit, Medien und im Privaten immer wieder heiß diskutierte - Thema dieses Readers. Es berührt Fragen wie: Warum verdienen Manager deutlich mehr als die Beschäftigten des Unternehmens? Warum benötigt man als Ingenieur einen Hochschulabschluss? Warum gibt es so wenige Frauen in Führungspositionen? Und warum gehen Kinder aus Akademikerfamilien eher auf das Gymnasium und die Hochschule als Kinder aus Arbeiterfamilien? Für all diese Fragen scheint es im Alltag schnelle Antworten zu geben: Manager haben eine höhere Verantwortung für das Unternehmen als die Beschäftigten. Ingenieure müssen sich als Grundlage ihrer Berufstätigkeit zahlreiche Kompetenzen auf einer Hochschule aneignen. Frauen wollen wegen ihrer Kinder nicht in Führungsposition. Oder Kinder aus Akademikerfamilien wissen mehr und erhalten deshalb bessere Noten als Arbeiterkinder. Diese Antworten scheinen plausibel - und sie können für Einzelpersonen auch durchaus richtig sein. Dennoch greifen sie viel zu kurz: Sind es Antworten, die für alle oder die meisten Angehörigen der jeweiligen sozialen Gruppe, also regelhaft zutreffen? Was ist mit verantwortungslosen Managern, hoch kompetenten Do-it-yourself-"Ingenieuren", kinderlosen Frauen oder Akademikerkindern, die andere Stärken haben als wissenschaftliche? Um hier und bei anderen Sachverhalten zu fundierten Antworten zu kommen, müssen wir uns mit drei grundlegenden Fragen beschäftigen: (1) Warum gibt es systematische Unterschiede zwischen sozialen Gruppen? (2) Sind diese Unterschiede regelmäßig mit Vor- und Nachteilen, das heißt mit "sozialer Ungleichheit" (siehe Definition unten), verbunden? Und (3) warum sind diese Vor- und Nachteile dauerhaft auffindbar? Dabei ist es nicht einerlei, welche Antworten wir finden. Erst wenn wir verstehen, wodurch soziale Ungleichheiten in unserer Gesellschaft hergestellt werden, können wir auch darüber befinden, was getan werden müsste, um sie zu verringern. Diese Überlegung geht von der Annahme aus, dass soziale Ungleichheiten gesellschaftlich produziert und damit auch gesellschaftlich gestalt- bzw. veränderbar sind. Dies ist keinesfalls selbstverständlich, sondern geht auf Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) zurück, den man daher auch als den ersten Theoretiker der modernen Ungleichheitsforschung bezeichnet. In seiner "Abhandlung vom Ur sprunge der Ungleichheit unter den Menschen, und worauf sie sich gründe" ausdem Jahr 1755 schreibt er: "[] so wird man finden, daß der Unterschied zwischen Mensch und Mensch, in dem Stande der Natur weit geringer seyn müsse, als in dem Stande des gesellschaftlichen Lebens, und daß die bey dem menschlichen Geschlechte eingeführte Ungleichheit, die natürliche um ein Großes vermehrt haben müsse" (Hervorhebung durch Herausgeber). Andere Intellektuelle seiner Zeit waren hingegen noch dem Absolutismus verhaftet und behandelten Ungleichheit wie die meisten früheren Denker als etwas Natur- oder Gottgegebenes. Ziel des vorliegenden Readers ist es, Grundwissen für die Analyse sozialer Ungleichheit zu vermitteln. Behandelt werden zentrale Grundbegriffe sowie Ursachen und Reproduktionsmechanismen sozialer Ungleichheit. Im Unterschied zu anderen Lehrbüchern geschieht dies jedoch nicht durch eine Darstellung aus zweiter Hand seitens der Herausgeberin und der Herausgeber dieses Bandes. Vielmehr sollen sich die Leserinnen und Leser selbst mit Originaltexten auseinandersetzen. Hierfür versammelt der Reader zentrale theoretische Texte zu sozialer Ungleichheit, die jeder Studierende der Sozialwissenschaften gelesen haben sollte. Nach der Einleitung, in der die wichtigsten Grundbegriffe vorgestellt und die ausgewählten Texte kurz charakterisiert werden, folgen Schriften zu den sogenannten klassischen Theorien sozialer Ungleichheit (zum Beispiel von Davis und Moore, Marx, Weber, Bourdieu, Erikson und Goldthorpe). Danach zeichnen Arbeiten von Schelsky, Dahrendorf, Beck und anderen die Debatten um das "Ende von Klasse und Schicht" nach. Anschließend folgen Beiträge zu neueren Theorien sozialer Ungleichheit (unter anderem von Vester, Hradil und Kronauer) sowie zu Lebens(ver)laufsansätzen in der Sozialstrukturanalyse (von Kohli, Mayer und Krüger). Zahlreiche Bereiche der Ungleichheitsforschung werden in diesem Reader nicht gesondert behandelt - so zum Beispiel Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt, Armut, Migration und Ethnizität, Gesundheit oder Bildungsungleichheiten (obwohl die Bedeutung von Bildung für die Legitimation sozialer Ungleichheit durchaus thematisiert wird, ? Solga). Auch konnten nicht alle Theoretiker der Ungleichheitsforschung in den Reader aufgenommen werden. Es handelt sich um einen Band für den Einstieg in die Ungleichheitsforschung und nicht um ein Kompendium. Nach Lektüre der hier versammelten Texte sollte es jedoch leichter möglich sein, weiterführende Schriften und andere theoretische Perspektiven zu verstehen. Die aufgenommenen Beiträge sind - aus Platz?, Zeit- aber auch Verständnisgründen - auf zentrale Passagen und Kernaussagen gekürzt. Diese Kürzungen sind in den Texten durch [] kenntlich gemacht. Gekürzt wurden aus diesem Grund auch die Fußnoten und teilweise die Literaturverzeichnisse. Bei Fußnoten handelt es sich häufig um zusätzliche Erläuterungen, die für das Verstehen der Hauptargumentationslinie nicht zentral sind. Ihre Streichung wird mit [*] gekennzeichnet. Literaturverzeichnisse mussten vor allem wegen des Gesamtumfangs gestrichen werden; die in den Texten angeführte Literatur ist in einem Literaturverzeichnis am Ende dieses Bandes zusammengefasst. Zum Teil beziehen sich Texte auf andere Beiträge im Reader. Um diese Bezugnahmen deutlich zu machen, wird in den entsprechenden Texten ein Querverweis mit (? Name) aufgenommen. Was ist soziale Ungleichheit? Soziale Ungleichheit ist ein zentrales Phänomen der Sozialstruktur. Bevor wir uns mit sozialer Ungleichheit beschäftigen, ist daher zu klären, was mit der Sozialstruktur einer Gesellschaft gemeint ist. Dazu ist es sinnvoll, die beiden Bestandteile des Begriffs Sozialstruktur zunächst getrennt zu betrachten. Kommen wir als Erstes zum Bestandteil "sozial". Ein zentraler Gegenstand der Soziologie sind soziale Beziehungen. Im Unterschied zur Psychologie, die das menschliche Verhalten einzelner Individuen ins Zentrum stellt, geht es in der Soziologie um Menschen als Angehörige sozialer Kategorien oder Gruppen (zum Beispiel Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Alter, Bildungs- oder Berufsgruppen) und um die Beziehungen, die zwischen diesen sozialen Gruppen bzw. Menschen als Angehörige dieser Gruppen bestehen. Von einer "Struktur" wird in der Soziologie dann gesprochen, wenn es sich bei diesen sozialen Beziehungen um regelhafte und relativ dauerhafte Beziehungen handelt. Diese Regelmäßigkeit und Dauerhaftigkeit kann zum Beispiel über soziale Normen und Werte im gesellschaftlichen Konsens hergestellt, über Herrschafts- …


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