Soziale Demokratie, Zivilgesellschaft und Bürgertugenden

Soziale Demokratie, Zivilgesellschaft und Bürgertugenden

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783593386812
Untertitel:
Festschrift für Adalbert Evers
Genre:
Politik & Wirtschaft
Autor:
Otto Kallscheuer, Franz-Xaver Kaufmann, Ansgar / K Klein
Herausgeber:
Campus
Auflage:
1. Aufl. 04.2008
Anzahl Seiten:
300
Erscheinungsdatum:
14.04.2008
ISBN:
978-3-593-38681-2

Der Sozialwissenschaftler Adalbert Evers hat in der Debatte um bürgerschaftliches Engagement stets die Bedeutung der Zivilgesellschaft für die Entstehung und Umsetzung von Reformen hervorgehoben und fachwissenschaftlich untermauert. Kollegen und Weggefährten darunter Franz-Xaver Kaufmann und Claus Offe greifen seinen Ansatz auf und beschäftigen sich mit den Grundlagen der sozialen Demokratie, dem Wandel der Sozialstaatlichkeit und mit Politik- als Gesellschaftsberatung.

Autorentext
Claus Leggewie ist Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen. Christoph Sachße ist Professor für Geschichte und Theorie der Sozialen Arbeit in Kassel.

Klappentext
Der Sozialwissenschaftler Adalbert Evers hat in der Debatte um bürgerschaftliches Engagement stets die Bedeutung der Zivilgesellschaft für die Entstehung und Umsetzung von Reformen hervorgehoben und fachwissenschaftlich untermauert. Kollegen und Weggefährten - darunter Franz-Xaver Kaufmann und Claus Offe - greifen seinen Ansatz auf und beschäftigen sich mit den Grundlagen der sozialen Demokratie, dem Wandel der Sozialstaatlichkeit und mit Politik- als Gesellschaftsberatung.

Leseprobe
1993 nahm Evers einen Ruf auf die Professur für Vergleichende Gesundheits- und Sozialpolitik am Institut für Wirtschaftslehre des Haushalts und Verbrauchsforschung an der Universität Gießen an. Die renommierte Gießener Haushaltswissenschaftlerin Rosemarie von Schweitzer, die dem Institut bis zu ihrer Emeritierung im Jahre 1992 vorstand und "Haushalt" in einem weiteren Sinne verstand, der durchaus die ihn umgebenden informellen Netze umfasste, war auf Evers' Wiener Arbeiten aufmerksam geworden und hatte seine Bewerbung unterstützt. Die Professur bot Evers die Möglichkeit, das von ihm entwickelte Konzept kommunaler Sozialpolitik in Forschung und Lehre fortzuführen, weiter auszudehnen und zu profilieren. In seinen frühen Gießener Jahren hat Evers in einem zusammen mit Thomas Olk herausgegebenen Sammelband das in "Shifts in the Welfare Mix" und "Im intermediären Bereich" entwickelte Konzept des "Wohlfahrts-Mix" zum "Wohlfahrtspluralismus" ausgebaut und präzisiert (Evers/ Olk 1996). Drei Aspekte sind dabei hervorzuheben: Zum Ersten wird die Diversifizierung und Pluralisierung der Organisation der Wohlfahrtsproduktion eingeordnet in den säkularen Trend der Individualisierung und Pluralisierung entwickelter Industriegesellschaften. Die überkommenen standardisierten Formen der Wohlfahrtsproduktion waren der "klassischen" Industriegesellschaft angemessen. Sie geraten zumindest teilweise in Widerspruch mit den Formen "postindustrieller" Vergesellschaftung. Zum Zweiten werden die normativen Dimensionen des Konzepts explizit herausgearbeitet. Wohlfahrtspluralismus beinhaltet nicht nur ein im engeren Sinne sozialpolitisches Konzept der Organisation Sozialer Dienste, sondern zugleich ein gesamtgesellschaftliches von "assoziativer" oder "partizipativer" Demokratie. Die schon in der Arbeit "Über den Umgang mit Unsicherheit" entworfene Vorstellung der Wiederermächtigung der Bürger wird hier verknüpft mit der kontroversen aktuellen Diskussion um Zivilgesellschaft. Wohlfahrtspluralismus enthält also normative Komponenten, die durchaus Gegenstand kontroverser politische Auseinandersetzungen sein können und werden. Zum Dritten schließlich werden die Probleme und Grenzen des Konzeptes verdeutlicht. Die Probleme bestehen vor allem darin, dass die Verschiebung der Erbringung sozialer Dienstleistung von der bürokratischen Organisation staatlicher Träger in den sozio-kulturellen Bereich, zu selbstorganisierten unkonventionellen Initiativen, zwar neue Partizipationschancen in sich birgt, zugleich aber auch neue Ungleichheiten. Auf Selbstorganisation und Partizipation der Betroffenen basierende Dienste sind zudem naturgemäß nicht in derselben Weise zu verrechtlichen wie bürokratisch verfasste staatliche Dienste und stellen damit das Problem individueller Rechte und einklagbarer Ansprüche in neuer Form. Schließlich würde die neue, unkonventionelle und partizipative Organisation Sozialer Dienste durch die Rückführung öffentlicher Leistungen aus dem staatlich verfassten Bereich in die gesellschaftliche Selbstorganisation das herkömmliche System politischer Kontrolle und Verantwortung aus den Angeln heben. Bei all diesen Problemen handelt es sich um strukturelle Antinomien, um "Paradoxien", die nicht ohne Weiteres aufzulösen, sondern allenfalls vorsichtig auszubalancieren sind. Die Grenzen des Konzeptes bestehen vor allem darin, dass es sich um ein Konzept für die lokal organisierten Sozialen Dienste handelt, um ein Konzept für die kommunale Sozialpolitik, bei der am ehesten experimentiert werden und Erfahrung gesammelt werden kann. Es handelt sich nicht um ein Substitut für die großen Systeme der Sozialen Sicherheit. Ein Zurück zu den englischen "Friendly Societies" wird damit nicht vorgeschlagen. Der Sozialwissenschaftler Helmut Dubiel, Gießener Kollege von Evers und 1989 bis 1997 Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, holte ihn 1996 als Mitglied des Kollegiums für fünf Jahre an das "Institut", um dort Sozialpolitik als neuen Forschungsschwerpunkt zu etablieren. Dieses Unternehmen verlief insgesamt glücklos. Dubiel verließ das Institut 1997, und sein Nachfolger verfolgte ein anderes Institutskonzept. In der Konsequenz verlängerte auch Evers sein Engagement 2001 nicht. Immerhin: Von 1998 bis 2001 führte er zusammen mit Mitarbeitern des Instituts das von der Hans Böckler-Stiftung finanzierte Forschungsprojekt "Von öffentlichen Einrichtungen zu sozialen Unternehmen" durch, dessen Abschlussericht 2002 veröffentlicht wurde (Evers/Rauch/Stitz 2002). Das Projekt wendet das Konzept des Wohlfahrtspluralismus gleichsam nach innen, verlagert die Diskussion um den Wohlfahrts-Mix in die einzelnen Organisationen, die soziale Dienstleistungen erbringen, hinein. Dem liegt die These zugrunde, dass die Organisationen sozialer Dienstleistung - wie der Wohlfahrtssektor überhaupt - nicht einer einzigen spezifischen Handlungslogik gehorchen, sondern verschiedene Handlungslogiken verknüpfen. "Öffentliche Einrichtungen" werden so zu "sozialen Unternehmen", die die Logiken von Markt, Staat und intermediärem Bereich in unterschiedlicher Weise kombinieren, wobei die eine oder andere in den Vordergrund tritt, je nach der konkreten Funktion, die die jeweilige Organisation erfüllt. Evers spricht bei diesem Organisationstyp im Anschluss an die französische Diskussion auch von "Hybridorganisationen". Die These wird anhand einer Dokumentation von Fallbeispielen aus den Bereichen Schule, Altenpflege sowie Kultur und Sport belegt. Dabei erweist sich die Schule nach wie vor im Wesentlichen als staatliche Anstalt. Elemente wirtschaftlicher Entscheidungsautonomie (Markt) und ehrenamtlichen Engagements (Dritter Sektor) spielen allenfalls am Rande eine Rolle. In der Altenpflege sind die öffentlichen, kommunalen Träger zwar auf dem Rückzug. Es werden zunehmend kommerzielle Unternehmungen tätig, die im Wettbewerb mit den Gemeinnützigen stehen. Dennoch überwiegen aufgrund der hohen Regelungsdichte der Pflegeversicherung und ihrer finanziellen Dominanz die staatlichen Elemente. Eine Hybridisierung von Organisationen ist am ehesten im Kultur- und Sportbereich zu finden. Die Einnahmen durch den Verkauf von Dienstleistungen sind - neben der öffentlichen Basisfinanzierung - zentrale Finanzmittel für die einzelnen Organisationen. Und das ehrenamtliche Engagement insbesondere von Fördervereinen, aber auch ergänzende finanzielle Unterstützung durch diese, spielen eine gewichtige Rolle. Die Bedeutung des "mix in the mix" besteht für Evers nicht nur empirisch im Aufweis des Vorliegens beziehungsweise Nichtvorliegens s…


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