Verantwortung als marktwirtschaftliches Prinzip

Verantwortung als marktwirtschaftliches Prinzip

Einband:
Paperback
EAN:
9783593386393
Untertitel:
Zum Verhältnis von Moral und Ökonomie
Genre:
Arbeits-, Wirtschafts- & Industriesoziologie
Herausgeber:
Campus
Auflage:
1. Aufl. 03.2008
Anzahl Seiten:
544
Erscheinungsdatum:
31.03.2008
ISBN:
978-3-593-38639-3

Markt und Moral

»Raubtierkapitalist« und Wohltäter auf viele Unternehmer scheinen beide Zuschreibungen gleichermaßen zuzutreffen. Die Autoren des Bandes gehen diesem scheinbaren Widerspruch zwischen Markt und Moral nach. Sie prognostizieren das Ende der sozialen Marktwirtschaft und entwerfen Perspektiven für eine globale Marktwirtschaft, die von der Suche nach einer Verbindung von ökonomischer Freiheit und sozialer Verantwortung geprägt ist. Mit der »Geiz ist geil«- Debatte wird zudem die Mitverantwortung des Konsumenten für wirtschaftliche Entwicklungen thematisiert. Aber auch die allseits geforderte Flexibilisierung und Mobilisierung der Gesellschaft wird kritisch hinterfragt. Mit Beiträgen von Michael Baurmann, Peter Koslowski, Ingo Pies, Birger Priddat, Andreas Suchanek, Josef Wieland und anderen.

Vorwort
Markt und Moral

Autorentext
Ludger Heidbrink, PD Dr. phil., ist Leiter der Forschungsgruppe »Kulturen der Verantwortung« am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen; Alfred Hirsch, PD Dr. phil., ist dort Forschungsgruppenkoordinator.

Klappentext
»Raubtierkapitalist« und Wohltäter - auf viele Unternehmer scheinen beide Zuschreibungen gleichermaßen zuzutreffen. Die Autoren des Bandes gehen diesem scheinbaren Widerspruch zwischen Markt und Moral nach. Sie prognostizieren das Ende der sozialen Marktwirtschaft und entwerfen Perspektiven für eine globale Marktwirtschaft, die von der Suche nach einer Verbindung von ökonomischer Freiheit und sozialer Verantwortung geprägt ist. Mit der »Geiz ist geil«- Debatte wird zudem die Mitverantwortung des Konsumenten für wirtschaftliche Entwicklungen thematisiert. Aber auch die allseits geforderte Flexibilisierung und Mobilisierung der Gesellschaft wird kritisch hinterfragt. Mit Beiträgen von Michael Baurmann, Peter Koslowski, Ingo Pies, Birger Priddat, Andreas Suchanek, Josef Wieland und anderen.

Leseprobe
Die Rolle des Verantwortungsprinzips in der modernen Marktwirtschaft ist umstritten. Hält man sich an den bekannten Satz von Milton Friedman: "The social responsibility of business is to increase its profits", so besteht die moralische Verpflichtung von Unternehmen in erster Linie darin, rentabel zu wirtschaften und Gewinne zu erzielen. Auf der anderen Seite existiert eine lange Tradition der Vereinbarkeit, ja wechselseitigen Bedingung von Ökonomie und Moral, die sich in der Geschichte der sozialen Marktwirtschaft und des Wirtschaftsbürgertums wiederfindet Dieser Traditionsstrang findet heute seine Fortsetzung darin, dass es zum guten Ton der Unternehmenspraxis gehört, sich für soziale Belange zu engagieren und Standards der "guten" Unternehmensführung einzuhalten. So verstehen sich immer mehr Unternehmen als "Corporate Citizen", und subventionieren mit Geld- und Sachspenden öffentliche Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Krankenhäuser, unterstützen ihre Mitarbeiter bei ehrenamtlichen Aktivitäten oder stellen kostenlos Dienstleistungen und Gerätschaften zur Verfügung. Nach einer Studie des "Centrums für Corporate Citizenship in Deutschland" gehört es inzwischen bei etwa siebzig Prozent größerer Gesellschaften, aber auch kleiner und mittelständischer Unternehmen zum Selbstverständnis, sich mithilfe von "Corporate Giving" oder "Corporate Volunteering" für das Gemeinwohl einzusetzen, wobei als Hauptziel die "Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung" genannt wird. Wachsende Bedeutung ethischer Standards Im Zusammenhang mit diesem Selbstverständnis wächst die Bedeutung von "Corporate Social Responsibility" (CSR), unter die nicht nur das soziale Engagement von Unternehmen fällt, sondern auch die moralischen Verpflichtungen gegenüber Mitarbeitern, Kunden, Zulieferern und anderen Stakeholdergruppen sowie die Einhaltung von ökologischen, arbeits- und menschenrechtlichen Standards. Nach einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung von 2005 sehen sich 60 Prozent der europäischen Unternehmen in einer "aktiven Rolle" bei der Entwicklung von CSR-Programmen, während laut "European Corporate Integrity Survey" von 2007 so gut wie alle befragten europäischen Unternehmen über einen "Code of Conduct" verfügen und über 70 Prozent der Unternehmen davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren die Wichtigkeit von Ethik-Kodizes und Compliance-Programmen zunehmen wird Diese Entwicklung spiegelt sich auch in dem Umstand wider, dass Regeln des unternehmerischen Wohlverhaltens, sozialethische Auditierungen und Zertifizierungen sowie freiwillige Selbstbindungen verstärkt an Bedeutung gewonnen haben. So werden inzwischen etwa 95 Prozent der Empfehlungen des "Corporate Governance Kodex", der 2002 auf Initiative der Bundesregierung ins Leben gerufen wurde, von den berücksichtigten DAX-Gesellschaften befolgt. Über zwei Drittel der deutschen Unternehmen verfügen über ethische Richtlinien (Code of Ethics), während in wachsendem Maß Wertemanagementsysteme in die Unternehmenspraxis Einzug halten sowie Zertifikate nach ISO-, SA- und DIN-Normen vergeben werden, denen soziale und ökologische Kriterien zugrunde liegen. Weitere Indizien für die Relevanz moralischer Maßstäbe in der Wirtschaft sind der Zusammenschluss zu Interessenverbänden wie dem "Global Compact Network", dem inzwischen weltweit über 3.800 Unternehmen angehören, das Ranking in Nachhaltigkeitsindizes wie dem "Dow Jones Sustainability Index", die steigenden Renditen von Ethik-Fonds oder die Vergabe von Preisen und Auszeichnungen für "Social Entrepreneurship" oder die beste "Good Company". Kritik des Neoliberalismus Gleichzeitig nimmt aber auch die Kritik an der Amoralität des marktwirtschaftlichen Systems und der Gewissenlosigkeit der wirtschaftlichen Eliten zu. Schon länger ist der Ausdruck "Neoliberalismus" zum Synonym für zahlreiche Fehlentwicklungen der globalisierten Wirtschaft und ihrer Protagonisten geworden, die gern mit Metaphern aus dem Tierreich wie "Raubtierkapitalismus" oder "Heuschreckenschwärme" attackiert werden. Kritiker werfen dem Neoliberalismus vor, dass die Dominanz von Markt und Wettbewerb zu einer ökonomisch geprägten Gesellschaft geführt habe, die durch rücksichtsloses Vorteilsstreben gekennzeichnet sei und den Menschen zum nutzenmaximierenden Egoisten degradiert habe. Zudem büße durch die fortschreitende Deregulierung und Privatisierung der Nationalstaat seine Macht ein, während die Freihandelszonen sich weiter ausbreiten und besonders in den Entwicklungsländern mehr Ungleichheit und Ungerechtigkeit entstehen würden. Der Abbau oder die Verlagerung von Arbeitsplätzen, zahlreiche Korruptionsskandale und Bilanzfälschungen sowie überzogene Managergehälter haben dazu geführt, dass Unternehmen und ihre Führungskräfte gegenwärtig in einem schlechten Licht dastehen. Der Reputationsverlust der Wirtschaft in der Öffentlichkeit ist eklatant. In einer Studie von 2006 geben die befragten Teilnehmer an, dass etwa 70 Prozent der Manager und 60 Prozent der Unternehmen eine "geringe oder keine Verantwortung" tragen, womit die Wirtschaft noch hinter der Politik auf dem letzten Platz liegt. Die Skepsis gegenüber der freien Marktwirtschaft und ihren Hauptakteuren spiegelt sich auch in dem Umstand wider, dass der Wert der Freiheit insgesamt an Bedeutung verloren hat und die Mehrzahl der Deutschen einen Staat bevorzugt, der sich durch Eingriffe in die Wirtschaft um seine Bürger kümmert. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen auf große Zweifel trifft. Den CSR-Hochglanzbroschüren aus den PR-Abteilungen wird genauso wenig Glauben geschenkt wie den Reports über "Socially Responsible Investing" oder den Bilanzen zum Kultursponsoring. Die Mission-Statements und Ethics-Guidelines, mit denen Unternehmen ihre Homepages sch…


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