Integration durch Teilhabe

Integration durch Teilhabe

Einband:
Paperback
EAN:
9783593384962
Untertitel:
Das zivilgesellschaftliche Potenzial von Vereinen
Genre:
Sonstige Soziologie-Bücher
Autor:
Wolfgang Vortkamp
Herausgeber:
Campus
Auflage:
1. Aufl. 05.2008
Anzahl Seiten:
260
Erscheinungsdatum:
31.05.2008
ISBN:
978-3-593-38496-2

Integration durch Vereine

Im Zuge wachsender Heterogenität und kultureller Pluralität steht die moderne Gesellschaft vor der Herausforderung, alle Bürger zu integrieren. Wie können möglichst viele an den ökonomischen, kulturellen und politischen Prozessen teilhaben? Eine zentrale Rolle kommt dabei den Non-Profit-Organisationen zu, vor allem deren Kern: den Vereinen. Wolfgang Vortkamp untersucht die integrative Funktion von Vereinen und hebt die positiven Effekte der Mitgliedschaft hervor. Er zeigt, dass vor allem die aktive Teilhabe in spezifischen Vereinen einen wesentlichen Beitrag zur Integration der Bürger leistet.

Vorwort
Integration durch Vereine

Autorentext
Wolfgang Vortkamp, Dr. phil., lebt und arbeitet als Sozialwissenschaftler in Berlin.

Klappentext
Im Zuge wachsender Heterogenität und kultureller Pluralität steht die moderne Gesellschaft vor der Herausforderung, alle Bürger zu integrieren. Wie können möglichst viele an den ökonomischen, kulturellen und politischen Prozessen teilhaben? Eine zentrale Rolle kommt dabei den Non-Profit-Organisationen zu, vor allem deren Kern: den Vereinen. Wolfgang Vortkamp untersucht die integrative Funktion von Vereinen und hebt die positiven Effekte der Mitgliedschaft hervor. Er zeigt, dass vor allem die aktive Teilhabe in spezifischen Vereinen einen wesentlichen Beitrag zur Integration der Bürger leistet.

Leseprobe
Die sozialen Vereine bedienen dabei überwiegend Konsuminteressen im Freizeitbereich und fördern bestenfalls die Integration in bestehende soziale Milieus und Kulturen, indem sie milieuspezifische Zugangsschwellen ausbilden. Die Vereine dienen daher nicht mehr der Bildung neuer Milieus und der Integration der Individuen in diese, wie zur Zeit der Entstehung des Vereinswesens, sondern sie reproduzieren durch Ausgrenzung fremder Milieus ihr je eigene Kultur. Einen Sonderfall bilden dabei die seit 1990 entstandenen Vereine in Ostdeutschland, die entweder tradierte Milieus aus der DDR in einer veränderten Umwelt perpetuieren oder neue Kulturen und Milieus etablieren. Gesellschaftliche Interessen, auch insoweit sie Defizite des Staates oder öffentlicher Institutionen thematisieren, artikulieren sich heute verstärkt in temporären, offenen Zusammenhängen, die nicht an die Verbindlichkeiten fester Mitgliedschaften gebunden sind. In ihrem Bezug auf konkrete Problemlagen bilden sie oftmals keine dauerhaften Strukturen und Beziehungen aus. Vereine führen demgegenüber zu einer Separierung nach innen und weisen eine partizipationsarme Struktur bei gleichzeitiger Abgrenzung nach außen auf. Anders als bei den offenen Projekten und Bürgerinitiativen der neuen sozialen Bewegungen geht es beim Vereinswesen immer auch um eine Abgrenzung und Exklusivität der Mitglieder. Vereine schließen in gewisser Weise Öffentlichkeit aus, und insbesondere etablierte Vereine haben oft hohe Zugangsschwellen und institutionalisierte Machtstrukturen ausgebildet, die die Kommunikation behindern und das Aktivierungspotential der Vereine beschränken. Die kulturellen und sozialen Schwellen zu den Innenräumen werden in der Regel dann nur von Individuen überschritten, die der jeweiligen Kultur oder dem Milieu bereits angehören und entsprechende Prädispositionen und Lebensweisen mitbringen. Zudem ist die auf Dauer gestellte, in der Regel langfristige Mitgliedschaft nicht mehr den oft temporären Anlässen, wie beispielsweise Einsprüche gegen bestimmte Baumaßnahmen, adäquat. Teilweise sind die Vereine durch die Übernahme von öffentlichen Aufgaben und einer entsprechenden Finanzierung auch quasi staatliche Institutionen geworden, die für die Wahrnehmung und Bewältigung neuer Defizite oder Problemlagen gar nicht mehr zur Verfügung stehen. Daraus folgt auch eine geringe Flexibilität im Umgang mit neuen oder anderen Interessen und neuen Mitglieder- oder Interessensgruppen. Der Artikulation und Integration neuer Interessen im Rahmen aktueller, gegenwärtiger Problemlagen - wie zum Beispiel vormals die Integration der Interessen des entstehenden Bürgertums in die ständische Gesellschaft - dienen die Vereine kaum noch. Neue Interessensgruppen bilden sich gegenwärtig weniger lokal, sondern eher in nationalen und internationalen Zusammenhängen über internetgestützte Netzwerke. Diese sozialen Bewegungen und Bürgerinitiativen sind durch ihre Ablehnung machthierarchischer Strukturen gekennzeichnet. Obwohl aber in den neuen wie auch in den alten Bundesländern der weitaus größte Teil aller Vereine Freizeitvereine sind, werden unter dem Label "Vereine" fast ausschließlich die gesellschaftlichen Vereine thematisiert, die auf gemeinsamen Interessen gründen und deren Zweck die Teilhabe an gesellschaftlicher Gestaltung ist. Zudem werden in einer interessierten und ambitionierten Diskussion, die Organisationen, die keine Vereine sind und auch keine sein wollen, wie Bürgerinitiativen, alternative Betriebe oder sozio-kulturelle Zentren, die gerade nicht auf Exklusivität gerichtet, sondern vielmehr "Für Alle" offen sind (vgl. Zimmer 1996: 39ff), den Vereinen subsumiert (Zimmer 2007: 65). Die zuvor festgestellten zentralen und maßgeblichen Kriterien des Vereinswesens, ihre Rechtsförmigkeit als eingetragener Verein und ihre Verbindlichkeit der Mitgliedschaft, sind damit allerdings hinfällig. Nichtsdestotrotz ordnet Zimmer die neuen Initiativen, Projekte und Gruppen, die "für eine Entdifferenzierung der modernen Organisationskultur" plädieren (Zimmer 2007: 65), und mit dem Anspruch auftreten, so Zimmer, die Ausdifferenzierung der modernen Gesellschaft zurückzunehmen, dem Vereinswesen zu. Derartige Bewegungen sollten im Sinne einer präzisen Diskussion aber nicht den Vereinen zugerechnet werden, weil sie zum einen formal keine Vereine sind und ihnen insbesondere die zentralen Merkmale des Vereinswesens fehlen. Die Freizeitvereine, obwohl sie quantitativ den größeren Teil des Vereinswesens ausmachen (vgl. unten), kommen in diesen Debatten gar nicht vor. Scheuch ist einer der wenigen, der eine andere Perspektive entworfen und Vereine als Teile der Privatgesellschaft beschrieben hat (vgl. Scheuch 1993). Die Freizeitfunktionen von Vereinen betrachtet er als Klammer für unterschiedliche Lebensbereiche und Teile der Bevölkerung. In der modernen Gesellschaft haben Vereine zudem die Funktion der "Halbfreizeit". Es handelt sich dabei um notwendige Tätigkeiten, deren Ort und Zeit zwar in die Verfügung des Einzelnen gestellt sind, nicht aber die Tatsache der Tätigkeit an sich, also die Bereiche der Eigenwirtschaft wie zum Beispiel das Erstellen von Einkommenssteuererklärungen, oftmals mit Unterstützung von Lohnsteuerhilfevereinen. Diese Vereine als Teil der Privatgesellschaft stellen aber heutzutage oftmals keine sozialen, kommunikativen Gemeinschaften mehr dar und pflegen auch kaum interne Partizipation, sondern sind eher Serviceeinrichtungen für die Mitglieder (vgl. Scheuch 1993). Die Mitgliedschaft ist daher kaum mit persönlichen face-to-face Beziehungen verbunden und bleibt eine weitgehend anonyme Zugehörigkeit, die in viel geringerem Maße kultur- und milieubildend und integrativ wirken kann, als dies in Zusammenhängen von verbindlichen und kontinuierlichen Kontakten der Fall war. In dem Maße, in dem die sozialen Beziehungen und Kommunikationen räumlich entgrenzt sind und durch moderne Kommunikationsmittel und Mobilitätsformen verändert wurden, impliziert die Nutzung derartiger Freizeitangebote nicht zugleich die Bildung einer sozialen, verbindlichen Gemeinschaft, die kultur- und milieuintegrierend wirkt oder soziale Gemeinschaften und lokale und kollektive Identitäten generiert. Zahlenmaterial über Vereine in Deutschland gibt es kaum. Es fehlen sowohl Angaben über die Zahl eingetragener Vereine als auch über die Zahl der Vereinsmitglieder. Die meisten Angaben beruhen auf Einzelerhebungen und Schätzungen. Anh…


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