Aus den Tagen der Romantik

Aus den Tagen der Romantik

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783593381626
Untertitel:
Bildnis einer deutschen Familie. Teil 1-3
Genre:
Kulturgeschichte
Autor:
Ernst Rudorff
Herausgeber:
Campus
Auflage:
1., Vollständige und kommentierte Ausgabe Auflage
Anzahl Seiten:
1608
Erscheinungsdatum:
2008
ISBN:
978-3-593-38162-6

Geschichte des Natur- und Umweltschutzes Herausgegeben von Franz- Josef Brüggemeier, Joachim Radkau, Hans-Werner Frohn und Thomas Neiss

Ernst Rudorff (18401916) gilt als der Begründer des deutschen Natur- und Heimatschutzes. Er problematisierte als Erster, welche Folgen die Moderne für die Natur hatte: Sie wurde von einer bedrohenden zu einer bedrohten Größe. Seine Autobiografie wurde 1938 veröffentlicht, wobei sämtliche Passagen, in denen jüdische Persönlichkeiten Erwähnung vorkommen, gestrichen waren. Hier liegt der Text nun erstmals vollständig in einer umfassenden Edition vor.

Leseprobe
Bis ins 18. Jahrhundert lebte der Mensch in der Natur und von der Natur; sie war ihm aber auch unmittelbare Bedrohung. Erst mit der Entfaltung der modernen Zivilisation im 19. Jahrhundert wandelte sich das Mensch-Natur-Verhältnis grundlegend: Im Zuge der industriellen Revolution expandierten Städte, entstanden Eisenbahnnetze, brauchten die Industrie und die Menschen mehr Energie und Rohstoffe. Zeitgleich wuchs die Bevölkerung explosionsartig. In der Landwirtschaft wurden höhere Erträge notwendig, Maschinen, Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel kamen zum ersten Einsatz, Flurbereinigungen ermöglichten die effektivere Bewirtschaftung, indem Hecken entfernt und Flächen zusammengelegt wurden, Ödland und Moore wurden nutzbar gemacht. Das alles veränderte Landschaft und Umwelt in nie dagewesenem Ausmaß. Der Verlust des vertrauten Landschaftsbildes hatte jedoch auch den Verlust von Heimat in ihrer ursprünglichen Schönheit und Vielfalt zur Folge, der vor allem im städtischen Bildungsbürgertum negativ erlebt wurde. Hier entstand aus einem erneuten Wandel im Naturverständnis der Gedanke, dass Natur und Landschaft durch den Staat geschützt werden müssten. Jetzt bedurfte die Natur des Schutzes durch den Menschen - vor dem Menschen. Die Naturschutzbewegung nahm ihren Anfang und entwickelte ihre heutigen Ziele für einen nachhaltigen, ganzheitlichen Schutz der Natur.^ Einer der ersten aktiven Naturschützer des 19. Jahrhunderts war Ernst Rudorff (1840-1916). Er wurde zum Initiator sowohl der Naturschutz- als auch der Heimatschutzbewegung. Mit großem Engagement setzte er sich für den Erhalt landschaftlicher Eigenheiten ein. Beweggrund war vor allem eine romantisch geprägte ästhetische Wertschätzung natürlicher landschaftlicher Schönheit, gegen deren hemmungslose Zerstörung sowohl aus wirtschaftlichem (Ackerbau, Steinbrüche, Bergbau) als auch aus touristischem Interesse er sich vehement zur Wehr setzte. Mit der "Ausbeutung aller Schätze und Kräfte der Natur" einher geht, so befürchtete Rudorff, der kulturelle Niedergang, und so verband er mit der Betonung ästhetischer Werte ganz in romantischer Tradition die verklärende Rückbesinnung auf die deutschen kulturellen Errungenschaften, die gemeinhin den Ruf nach nationaler Einigung begleitete. Damit führte er "den Heimatschutz über die Grenzen einer bloßen Ästhetikkritik hinaus auf ein politisches, weil nationales Arbeitsfeld". Es galt, "deutsches Volkstum ungeschwächt und unverdorben zu erhalten und [...] die deutsche Heimat mit ihren Denkmälern und der Schönheit ihrer Natur vor weiteren Verunglimpfungen zu schützen". - Zugleich war Rudorff ein von den größten Künstlern seiner Zeit hochgeschätzter Musiker. Er befreundete sich mit wegweisenden Persönlichkeiten des Geistes- und Kulturlebens der Romantik und Spätromantik, mit Clara Schumann, dem Violinvirtuosen Joseph Joachim, Johannes Brahms, Max Bruch und dem Musikhistoriker Philipp Spitta, um nur einige zu nennen. Seine Eltern bewegten sich im inneren Zirkel der Berliner Romantiker um Bettina und Achim von Arnim. Lehrer und Freund seines Vaters Adolf Rudorff war der Jurist Karl Friedrich von Savigny. Seine Lebenserinnerungen hat Rudorff in den 1890er Jahren niederzuschreiben begonnen. Sie umfassen die Herkunft und das Leben seiner Eltern sowie seine ersten 33 Lebensjahre. Eine erste Veröffentlichung erfolgte im Jahr 1938 unter dem Titel "Aus den Tagen der Romantik. Bildnis einer deutschen Familie". Die politischen Umstände zur Zeit des "Dritten Reiches" forderten jedoch einen hohen Preis. Im Wege der Selbstzensur wurden, ohne dass die Reichsschrifttumskammer (RSK) formal eingeschaltet war, sämtliche Passagen, in denen jüdische Persönlichkeiten Erwähnung fanden, gestrichen. Das hatte rigide Kürzungen zur Folge. So wurden ausführliche Passagen über Felix Mendelssohn-Bartholdy, über den Zoologen Hinrich Lichtenstein und über Joseph Joachim schlichtweg eliminiert, und da Rudorff mit Letzterem und mit seiner Patentante Marie Lichtenstein, der Tochter des Zoologen und Patentochter Carl Maria von Webers, eng befreundet war, wurde sein eigener Berufsweg, beginnend mit dem Studium an dem von Mendelssohn-Bartholdy gegründeten Leipziger Konservatorium, erst gar nicht veröffentlicht. Die Buchausgabe von 1938 schließt mit der Schilderung von Rudorffs Kindheit. - Mit dem vorliegenden Band werden Rudorffs Lebenserinnerungen erstmals in einer vollständigen kommentierten Fassung vorgelegt, die auch die Streichungen aus der Zeit des Nationalsozialismus erkennen lässt.

Inhalt
Inhalt Band 1 Vorwort Thomas Neiss Einführung: Ernst Rudorffs Lebenserinnerungen im Kontext ihrer Entstehungs- und Editionsgeschichte Katja Schmidt-Wistoff Aus den Tagen der Romantik Ernst Rudorff Teil I: "Familie und Jugend meines Vaters" Erster Teil: Herkunft und Heimat 1. Kapitel Mein Vater über seine Vorfahren - Meine Großeltern Rudorff - Die Knabenburg - Jugendjahre meines Vaters - Berufssorgen - Der Entschluß zur Wissenschaft Mein Vater in Berlin bis zu seiner Doctor Promotion 1823-April 1825 2. Kapitel Von Göttingen nach Berlin - Friedrich Carl v. Savigny, der Lehrer und Freund - Der junge Doktor und Dozent - Das Klenzesche Haus - Erste Forschungen - Auf eigenen Füßen Anmerkungen der Herausgeberin zu Teil I Teil II: "Familie und Jugend meiner Mutter" 3. Kapitel Die Familie meiner Mutter - Meine Urgroßmutter Hensler - Vermählung mit Johann Friedrich Reichardt - Reichardt als Musiker und Mensch - Die Übersiedlung nach Giebichenstein - Das Reichardtsche Haus 4. Kapitel Mein Großvater Carl Pistor - Der Generalpostmeister von Seegebarth - Pistor in Halle - Verlobung mit Lotte Hensler in Giebichenstein - Das Haus der Großeltern in Berlin - Beruf und Liebhabereien - Pistors mechanische Werkstatt - Arnim, Brentano und Grimm in Pistors Haus - Arnims heimliche Heirat - Das Jahr 1813 - Steffens' Breslauer Rede an die Studenten - Die Mädchenjahre meiner Mutter Anmerkungen der Herausgeberin zu Teil II Teil III: "Verlobung, Ehe und Freundeskreis meiner Eltern" 5. Kapitel Wie meine Eltern sich kennenlernten - Das Brautpaar in Lauenstein - Eigene Häuslichkeit - Die Familie von Zschock - Das Hauskonzert - Die Singakademie - Freundschaft mit Schleiermacher - Schleiermachers Tod - Savigny wird Minister - Die Berufung von Puchta nach Berlin - Friedrich Puchta und Adolph Rudorff - Der Entschluß, in Berlin zu bleiben Anmerkungen der Herausgeberin zu Teil III Teil IV: "Meine Kindheit und Jugend im Elternhause" Zweiter Teil: Mein Elternhaus 1. KapitelGeburt und Taufe - Musikalische Veranlagung - Die Liebesche Privatschule - Der Umzug nach der Friedrichstraße - Vater und Mutter - Behagliche Wohnung - Alt-Berliner Weihnachten - Die "Lotten" - Kindheitserinnerungen an Ludwig Tieck 2. Kapitel Berlin 1848 - Geheimrätin Steffens - Karl von Hinckeldey - Ein königlicher Brief 3. Kapitel Die Freunde des Elternhauses - Der Hauslehrer Kürten - Die Pflege der Musik im Elternhaus - Anregungen und Versäumnisse - Der kleine Komponist - Als Schüler Bargiels - Mein erstes Konzert - Erste Begegnung mit Clara Schumann - Die Bettina 5. Kapitel Im Banne der Romantik - Opernpläne - Die Berliner Oper - Die Euryanthe - Mein Freund Fritz Schwerin - Klavierstunden bei Clara Schumann - Reifeprüfung - Doch was nun? - Ich muß…


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