Deutschlands Eliten im Wandel

Deutschlands Eliten im Wandel

Einband:
Paperback
EAN:
9783593380261
Untertitel:
Deutsch
Genre:
Sozialstrukturforschung
Herausgeber:
Campus Verlag GmbH
Auflage:
1. Aufl. 04.2006
Anzahl Seiten:
537
Erscheinungsdatum:
30.04.2006
ISBN:
978-3-593-38026-1

Eliten als Hoffnungsträger?

Eliten sind im letzten Jahrzehnt in Deutschland wieder im Gespräch. Ihre Notwendigkeit und Förderung ist zu einem beliebten Thema der Reformdiskussion geworden. In den Beiträgen wird die abnehmende Bedeutung traditioneller und die Entstehung neuer Eliten mit neuen Handlungsspielräumen untersucht. Es zeigt sich, dass Skepsis angebracht ist gegenüber der Erwartung, eine Rückkehr zum Modell einer Elitengesellschaft könne die aktuellen Probleme lösen. Mit Beiträgen von Dirk Baecker, Rüdiger vom Bruch, Michael Hartmann, Karl Ulrich Mayer, Herfried Münkler, Armin Nassehi, Frank Nullmeier, Birger Priddat, Nico Stehr, Wolfgang Streeck und anderen.

Autorentext
Herfried Münkler ist Prof. für Theorie der Politik an der HU Berlin, Matthias Bohlender, PD Dr. phil., und Grit Straßenberger, Dr. phil., sind Koordinatoren einer Arbeitsgruppe an der Berlin- Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Klappentext
Eliten sind im letzten Jahrzehnt in Deutschland wieder im Gespräch. Ihre Notwendigkeit und Förderung ist zu einem beliebten Thema der Reformdiskussion geworden. In den Beiträgen wird die abnehmende Bedeutung traditioneller und die Entstehung neuer Eliten mit neuen Handlungsspielräumen untersucht. Es zeigt sich, dass Skepsis angebracht ist gegenüber der Erwartung, eine Rückkehr zum Modell einer Elitengesellschaft könne die aktuellen Probleme lösen. Mit Beiträgen von Dirk Baecker, Rüdiger vom Bruch, Michael Hartmann, Karl Ulrich Mayer, Herfried Münkler, Armin Nassehi, Frank Nullmeier, Birger Priddat, Nico Stehr, Wolfgang Streeck und anderen.

Zusammenfassung
Die Führungskräftegesellschaft
"Ein umfassendes Standardwerk zur Elitenforschung in Deutschland." (Handelsblatt, 07.06.2006)

Eliten - Entstehung, Macht und Schein
"Analytisch ertragreiche Überlegungen." (Neue Zürcher Zeitung, 16.03.2007)

Leseprobe
Einleitung Herfried Münkler, Matthias Bohlender und Grit Straßenberger Seit geraumer Zeit ist in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit, in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft von Eliten die Rede - von ihrem vermeintlichen Versagen, ihren Fehlentscheidungen und ihren Versäumnissen. Elitenversagen zu thematisieren und öffentlich zu debattieren ist an sich nicht überraschend. Was in der aktuellen Diskussion überrascht und bemerkenswert erscheint, ist dagegen die Art und Weise, wie dies geschieht. Denn es bleibt nicht einfach bei einer Kritik der Eliten, es wird zugleich die Forderung nach neuen Eliten, nach neuen Ausbildungswegen, neuen schulischen Förderungsinstrumenten, ja nach Elitehochschulen und Eliteuniversitäten laut. Der Ruf nach neuen Eliten für die "Berliner Republik", nach mehr Verantwortung, Leistung, Innovation und Kreativität in den Topetagen der gesellschaftlichen Führungskräfte reiht sich ein in den allgemeinen und allgegenwärtigen Krisen- und Reformdiskurs einer vermeintlich "blockierten Gesellschaft", deren leitendes Personal und deren zentrale Institutionen angesichts der vielbeschworenen Globalisierung nun auf dem Prüfstand stehen. Können neue Eliten die Blockade auflösen? Welche Eliten sollten das sein? Was sind ihre Kompetenzen und Fähigkeiten? Und woher sollen sie kommen? Es gibt Elitediskussionen, die aus der Grundhaltung von beati possidentes, von "glücklichen Besitzenden" heraus geführt werden: Man ist sich seiner Sache sicher, besitzt Elitenvertrauen und besorgt sich allenfalls um die berühmten Stellschrauben des Elitehandelns und der Elitereproduktion. Verglichen damit hat die in Deutschland seit den 1990er Jahren geführte Diskussion über die vorhandene und die gewünschte Elite des Landes etwas geradezu Hysterisches. Sie ist grundiert von einer Angst des Elitenversagens, das mehr als nur Teilbereiche, sondern die Zukunft des ganzen Landes und seiner Menschen betrifft, wie der Titel des 1992 erschienenen einflussreichen Buches von Peter Glotz, Rita Süßmuth und Konrad Seitz signalisiert: "Die planlosen Eliten. Versäumen die Deutschen ihre Zukunft?". Der Verdacht ökonomischer und kommunikativer Inkompetenz sowie die Sorge um die Leistungsfähigkeit der Universitäten als der wichtigsten Reproduktionsagentur von Eliten machen den Grundtenor dieses Buches aus. Angemahnt wird eine Verbesserung der Elitenqualität, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein. Daneben gibt es eine kontinuierliche Kritik daran, dass die soziale Zusammensetzung der Eliten in keiner Weise der der Gesellschaft entspricht, sondern der Zugang zu Spitzenpositionen nach wie vor von der sozialen Herkunft abhängig sei. Explizit oder implizit wird hier eine Veränderung der Elitenkomposition eingefordert, die unter dem Stichwort der Gerechtigkeit auf ein Mehr an sozialer Repräsentativität hinauslaufen soll. Und schließlich wird das Elitenethos kritisiert, insofern die Inhaber von Spitzenpositionen in Wirtschaft und Politik mehr an der Erhöhung ihres Einkommens als an den gemeinwohlfördernden Effekten ihres Tuns orientiert seien. Die Altersversorgung der Politiker wie die Jahreseinkommen von Managern waren ein großes Thema, das vor dem Hintergrund von Reformstau und hoher Arbeitslosigkeit verhandelt wurde. Hier wird ein Elitenethos angemahnt, das Spitzenpositionen wieder stärker in die Dimension des Dienstes am Gemeinwesen als der Privilegien für den Positionsinhaber stellt. Die deutsche Elitendiskussion ist keine der beati possidentes, sondern wird von der Befürchtung bestimmt, dass man nicht hat, was man dringlich haben müsste: leistungsfähige, die soziale Zusammensetzung der Gesellschaft repräsentierende und in ihren Einkommens- und Versorgungserwartungen zurückhaltende Eliten. Das Problem ist, dass man das alles zusammen schwerlich bekommen kann und es in der öffentlichen Diskussion keinen Konsens darüber gibt, welche Anforderungen prioritär und welche nachrangig sind. Diese Unklarheit hat nicht zuletzt mit der Diffusität des in der Öffentlichkeit gebrauchten Elitenbegriffs zu tun. Die in der sozialwissenschaftlichen Literatur unterschiedenen Begriffe von Wert-, Leistungs- und Funktionseliten scheinen in den öffentlich kommunizierten Erwartungen an Eliten zu verschmelzen. I. Elitenbegriffe und Elitetheorien Die historisch-semantische Entstehung des Elitebegriffs reicht bis in die Französische Revolution zurück, wo er gegen die Machtansprüche des Geburtsadels auf die bürgerlich-republikanische Legitimität der Ausgewählten und Erwählten (élite, electi) abzielte. Doch eine sozialwissenschaftliche Reflexion und Theoriebildung beginnt erst mit Gaetano Mosca, Vilfredo Pareto und Robert Michels, die das Konzept der Elite vor dem Hintergrund der zweiten großen Industrialisierungs- und Demokratisierungswelle am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickeln. In Abgrenzung zu der marxistischen These vom die Gesellschaft dominierenden Kampf zwischen einer herrschenden und beherrschten Klasse, sehen die Autoren die demokratische Massengesellschaft bestimmt und geführt von Eliten, denen nicht die Beherrschten, sondern Gegeneliten die höchsten Leitungsfunktionen und die Monopolisierung der Macht streitig machen. Die Elite führt die Masse und diese lässt sich von ihnen führen, weil sie zur vielbeschworenen Selbstregierung gar nicht fähig ist. Die Masse ist - wie sich bei Le Bon (1964), dem führenden Massenpsychologen dieser Zeit, nachlesen lässt - eine willenlose, triebhafte, unvernünftige, rohe und barbarische Einheit. Der Kampf findet nicht zwischen Elite und Masse statt, sondern zwischen Eliten und Gegeneliten um die Führung der Masse. Der Elitebegriff wird somit von Beginn an von einer Doppeldeutigkeit beherrscht, die er bis heute nicht verloren hat: Er ist eine sozialanalytische und eine politisch-polemische Kategorie. Seinem Gebrauch haftet prinzipiell die Unklarheit an, Elite normativ behaupten …


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