Die Erlebnisgesellschaft

Die Erlebnisgesellschaft

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783593378886
Untertitel:
Kultursoziologie der Gegenwart
Genre:
Sozialstrukturforschung
Autor:
Gerhard Schulze
Herausgeber:
Campus
Auflage:
2. Aufl.
Anzahl Seiten:
612
Erscheinungsdatum:
2005
ISBN:
978-3-593-37888-6

Campus Bibliothek - Klassiker der Geschichte, Sozial- und Kulturwissenschaften

1992 erschien Die Erlebnisgesellschaft zum ersten Mal und machte rasch Furore. Heute kann der Text mit Fug und Recht als moderner Klassiker der Soziologie gelten. Gerhard Schulze konstatierte einen umfassenden Wandel in unserer Gesellschaft, durch den das Leben zum Erlebnisprojekt geworden ist. Die Erlebnisorientierung ist die unmittelbarste Form der Suche nach Glück. Eine Suche, die noch längst nicht abgeschlossen ist diese neue Art zu leben müssen wir erst lernen und die Folgen noch bewältigen. Dies gilt auch heute noch: Die Sucht nach dem Kick und nach Performance ist eher gewachsen, und damit ist Gerhard Schulzes Analyse aktueller denn je.

"Gerhard Schulze ist mit seiner prägnant und und präzis formulierten und begrifflich sorgfältig reflektierten Untersuchung ein großer Wurf gelungen." (ZEIT)

Vorwort
Campus Bibliothek Klassiker der Geschichte, Sozial- und Kulturwissenschaften

Autorentext
Gerhard Schulze ist Professor für Methoden der empirischen Sozialforschung an der Universität Bamberg.

Klappentext
1992 erschien Die Erlebnisgesellschaft zum ersten Mal und machte rasch Furore. Heute kann der Text mit Fug und Recht als moderner Klassiker der Soziologie gelten. Gerhard Schulze konstatierte einen umfassenden Wandel in unserer Gesellschaft, durch den das Leben zum Erlebnisprojekt geworden ist. Die Erlebnisorientierung ist die unmittelbarste Form der Suche nach Glück. Eine Suche, die noch längst nicht abgeschlossen ist diese neue Art zu leben müssen wir erst lernen und die Folgen noch bewältigen. Dies gilt auch heute noch: Die Sucht nach dem Kick und nach Performance ist eher gewachsen, und damit ist Gerhard Schulzes Analyse aktueller denn je.

Leseprobe
Übergang wohin? Kommentar im Jahr 2005 Nach dem goldenen Zeitalter? Anfang der neunziger Jahre faßte ich meine damalige Zeitdiagnose im Begriff der Erlebnisgesellschaft zusammen. Mehr als eine Momentaufnahme sollte dies nicht sein. Im folgenden Kommentar aus der Sicht des Jahres 2005 füge ich eine weitere Momentaufnahme hinzu, in die einfließen soll, was hier und heute aktuell ist. Das Aktuelle mag wieder versinken, worauf es aber ankommt, ist der langfristige Prozeß, der allmählich sichtbar wird, wenn man eine Momentaufnahme an die andere reiht. Beschreibungen der Gesellschaft fixieren immer nur Übergangszustände. Eine Serie von Beschreibungen erlaubt jedoch die Frage: Übergang wohin? Vielen scheint heute die Antwort restlos klar: Die Party ist vorbei. Die ersten Jahre des 21. Jahrhunderts zeigen Deutschland im pessimistischen Konsens. Bestseller tragen Titel wie Die deformierte Gesellschaft, Ist Deutschland noch zu retten? oder Deutschland - Abstieg eines Superstars. In Leitartikeln, Feuilletons, Polit-Talks und populärwissenschaftlichen Publikationen herrscht das große Unisono eines Krisenbefunds, der im Resonanzraum der Alltagskommunikation vielfach nachhallt. Längst hat die neue Angst vor dem Weniger die alte Angst vor dem Zuviel in den Hintergrund gedrängt. Im späten 20. Jahrhundert erhob das grüne Lager Meadows´ Formel von den Grenzen des Wachstums zum politischen Programm. Die Lautstärke, mit der sich heute alle, die eine öffentliche Rolle spielen wollen, dem genauen Gegenteil verschreiben, der Wachstumspolitik, wäre Jahrzehnte vorher in der Öffentlichkeit schlecht angekommen. Was in den siebziger und achtziger Jahren ökologisch wünschenswert und ökonomisch tolerabel schien, der Übergang von einer Phase der Steigerung zu einer Phase der Bestandssicherung, wird im politischen Diskurs des beginnenden 21. Jahrhunderts als Niedergang gedeutet. Mit jeder Absenkung der sogenannten Konjunkturprognosen erhält die German Angst neue Nahrung, und der Blick auf die Nachbarn tut ein Übriges. Ständig ist nun vom weiteren Vordringen der Armut die Rede, von zunehmender sozialer Spaltung, von neuer Ungleichheit. Quintessenz der sozioökonomischen Selbstbeobachtung ist die Schubumkehr der Möglichkeitsdynamik - von Expansion auf Reduktion. Solange das Steigerungsspiel brummte, gab sich wachstumsskeptisch, wer auf seinen guten Ruf bedacht war; seit es ins Stocken geriet, hat sich die Richtung der Kritik um hundertachtzig Grad gedreht. Beklagt werden nun die sozialen Folgen des nachlassenden Wachstums. Jede Perspektive hat ihr Potential und ihre Grenzen. Der gegenwärtig normale, ständig wiederholte Blick auf die Bundesrepublik zeigt Langzeitarbeitslose, dickleibige Dauerfernsehzuschauer und jugendliche Schulabgänger ohne Abschluß, die keinen deutschen Satz herausbringen; er zeigt Menschen, die sich keinen Zahnersatz leisten können, die Praxisgebühr nicht aufzubringen vermögen und ihre Wohnung gegen eine billigere und schlechtere tauschen müssen; er zeigt Lohndumping, Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich, Betriebsschließungen, Verlagerung der Arbeit in Niedriglohnländer und eine Invasion von Billigarbeitern; er zeigt leere öffentliche Kassen, verödete Einkaufszentren und Wartende in den Fluren der Sozialämter. Ein gemischtes Bild Es gehört freilich zu den Eigenschaften jeder beliebigen Perspektive, so auch dieser, daß man ihren unvermeidlichen blinden Fleck nur von einer anderen Perspektive aus sehen kann. Nun wissen wir zwar seit Kant, daß ohne partielle Blindheit kein Sehen möglich ist, aber sehr weit hat sich das noch immer nicht herumgesprochen. Der häufigste Irrtum bei der Interpretation der Welt besteht in der Verwechslung einer Teilansicht mit dem Ganzen, und der zweithäufigste darin, die Verschiedenartigkeit von Teilansichten mit einem logischen Widerspruch gleichzusetzen. Prekäre Lebensverhältnisse, um einen Schlüsselbegriff gegenwärtiger kollektiver Selbstbeschreibung aufzugreifen, sind eine Sache, und gute Existenzbedingungen einschließlich der damit verbundenen persönlichen Lebensphilosophie eine andere. Beides existiert nebeneinander. Deshalb läßt sich die Frage danach, was inzwischen aus der Erlebnisgesellschaft des späten 20. Jahrhunderts geworden ist, nicht einfach mit der Aufforderung abtun, sich doch bloß einmal einige Stunden in den Flur der örtlichen Arbeitsagentur zu setzen. Um sich ein Bild zu machen, genügt es nicht, in die Behörden der Mangelverwaltung hineinzugehen, man muß auch wieder hinaustreten und sich in der übrigen Wirklichkeit umschauen. Richtig: Da war doch noch etwas. Was sich insgesamt zeigt, ist ein gemischtes Bild. Die Erlebnisgesellschaft ist immer noch unterwegs, auch in Zeiten von Hartz IV, globaler Standortkonkurrenz und hoher Arbeitslosigkeit. Verstößt es gegen die guten Sitten, sich mit dem gemischten Bild auch nur zu beschäftigen, während Feuer am Dach ist? Der führende Sozial-Alarmologe der Republik, Wilhelm Heitmeyer, sieht eine dreifache Spaltung nahen: zwischen Arm und Reich, zwischen Ost und West, zwischen deutscher Mehrheitsgesellschaft und islamischer Minderheit. So düster sieht es also aus. Freilich: Wer sich nicht für das gemischte Bild interessiert, wer die Gesellschaft nicht differenzierter beschreibt, für den gibt es nur die Obdachlosen unter der Brücke. Was sonst noch los ist, scheint den politisch korrekten Soziologen nichts anzugehen. Wer sich auch für die Vorgänge oben auf der Brücke interessiert, muß sich den Vorwurf gefallen lassen, die unter der Brücke als menschlichen Sperrmüll abzutun. In den USA wächst derzeit der Reichtum, während sich gleichzeitig der Hunger ausbreitet, abzulesen an der wachsenden Inanspruchnahme von Armenspeisungen. Daß Deutschland auch im Jahr 2005 weit von solchen Verhältnissen entfernt ist, kommt nicht von ungefähr: Der Wohlfahrtsstaat ist immer noch fest in der politischen Kultur der Nation verankert. Bei einer Staatsquote von 48 Prozent und einer Sozialquote von 33 Prozent von sozialem Kahlschlag zu reden, mag realitätsfremder Katastrophismus sein, wie Robert Leicht in der ZEIT bemerkt hat. Reuben Abati, ein Kommentator des Guardian, d…


billigbuch.ch sucht jetzt für Sie die besten Angebote ...

Loading...

Die aktuellen Verkaufspreise von 6 Onlineshops werden in Realtime abgefragt.

Sie können das gewünschte Produkt anschliessend direkt beim Anbieter Ihrer Wahl bestellen.


Feedback