Zwei ungleiche Rivalen

Zwei ungleiche Rivalen

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783570580110
Untertitel:
Puccini und Franchetti
Genre:
Musik, Film & Theater
Autor:
Helmut Krausser
Herausgeber:
Edition Elke Heidenreich
Anzahl Seiten:
224
Erscheinungsdatum:
2010
ISBN:
978-3-570-58011-0

Baron Alberto Franchetti war Giacomo Puccinis größter Rivale. Mit Opern wie "Asrael", "Cristoforo Colombo" oder "Germania" feierte er internationale Erfolge und galt als Verdis Nachfolger. Was seine Vorliebe für Automobile und seine Erotomanie angeht, übertraf er Puccini noch um ein Vielfaches. Während dieser mittellos geboren wurde, entstammte Franchetti einer der reichsten Familien Italiens. Seine Duelle, Autorennen und skandalösen Ehen füllten die Klatschspalten der italienischen Presse. Doch während sich Puccinis Ruhm stetig steigerte, sank Franchettis Stern plötzlich ohne erkennbaren Grund. War es das Aufführungsverbot der Faschisten oder waren es die sinistren, an Wagner erinnernden Kompositionen, die ihn ins Abseits führten, während Puccinis luzide Opern noch heute in aller Welt aufgeführt werden? Eine spannende Spurensuche, romanhaft erzählt.

Autorentext
Helmut Krausser, geboren 1964 in Esslingen, schreibt Romane, Erzählungen, Lyrik, Tagebücher, Hörspiele, Dramen, Drehbücher und musikalische Werke, für die er zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Seine Romane "Der große Bagarozy" und "Fette Welt" (mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle) wurden fürs Kino verfilmt. Der Autor lebt in Berlin.

Klappentext
Die Doppelbiografie zweier exaltierter Musiker und Lebemänner


Baron Alberto Franchetti war Giacomo Puccinis größter Rivale. Mit Opern wie »Asrael«, »Cristoforo Colombo« oder »Germania« feierte er internationale Erfolge und galt als Verdis Nachfolger. Was seine Vorliebe für Automobile und seine Erotomanie angeht, übertraf er Puccini noch um ein Vielfaches. Während dieser mittellos geboren wurde, entstammte Franchetti einer der reichsten Familien Italiens. Seine Duelle, Autorennen und skandalösen Ehen füllten die Klatschspalten der italienischen Presse. Doch während sich Puccinis Ruhm stetig steigerte, sank Franchettis Stern plötzlich ohne erkennbaren Grund. War es das Aufführungsverbot der Faschisten oder waren es die sinistren, an Wagner erinnernden Kompositionen, die ihn ins Abseits führten, während Puccinis luzide Opern noch heute in aller Welt aufgeführt werden? Eine spannende Spurensuche, romanhaft erzählt.


Minutiös recherchiert, stilistisch brillant, intelligent und unterhaltsam erzählt.




Leseprobe
Tod in Venedig Als am 13. Februar des Jahres 1883 Richard Wagner im Palazzo Vendramin einen Schlaganfall erleidet, bringt dies das Leben der allermeisten Venezianer recht wenig durcheinander. Einer aber, ein noch junger Mann von zweiundzwanzig Jahren, begibt sich ausgerechnet an diesem Tag, ohne vom Schlaganfall etwas zu wissen, zur letzten Adresse des gro n Komponisten und bittet um Auskunft ber den Gesundheitszustand des verehrten Meisters. Als ihm zu seiner erraschung dessen Tod gemeldet wird, bricht er ohnm tig zusammen und wird sich fortan im Leben nie mehr rasieren. Das aber hat mit Wagner gar nichts zu tun, es ist eine zuf ige Koinzidenz, denn der junge Mann ist jemand, der K rperpflege vor allem als Zeitverschwendung betrachtet und trotz seines ererbten Reichtums gerne in verlebter Kleidung heruml t. Noch manch anderes ist an diesem Menschen merkw rdig, zum Beispiel, da er sich gerade in Venedig befindet, denn eigentlich ist er ja vor zwei Jahren aus dieser Stadt, in der er aufwuchs, geflohen, um in M nchen Musik zu studieren, gegen den Willen seines berm tigen Vaters, des reichsten Mannes Italiens. Doch der Vater hat dem Erstgeborenen verziehen, und so kam Alberto Franchetti, von dem hier die Rede ist, zwischen den Semestern zu Besuch in seine alte Heimat. Mehr noch als die Sehnsucht nach seinen Eltern, dem Baron Raimondo Franchetti und seiner aus Wien stammenden Gattin, Sara Louise Rothschild, trieb ihn die Aussicht zur ck, einmal leibhaftig Wagner zu begegnen, seinem, man mu es so sagen: Gott. Um so h er trifft ihn die Todesnachricht. Unterbewu macht er sich beinahe Vorw rfe. Ihm ist, als h e er sich dem Genius zu aufdringlich n rn wollen, und dieser habe sich einer Begegnung nur sterbend entziehen k nnen. Denn es w f r die Franchettis ein leichtes gewesen, eine solche Begegnung zu arrangieren, und liebend gerne h e der Jude Alberto Franchetti dem Antisemiten Wagner die Hand gek . Dessen Antisemitismus sei, so w rde er das rechtfertigen, doch nicht viel mehr als ein boshaftes Gesellschaftsspiel und von sehr theoretischer Natur, keineswegs etwas pers nliches. Am Morgen des 16. Februar, als die erreste des bedeutendsten Opernkomponisten aller Zeiten vom Palazzo Vendramin in einer Trauergondel zum Bahnhof berf hrt werden, steht Alberto Franchetti nach einer durchwachten Nacht am Steuer des ersten privaten Dampfschiffs Italiens und f t dem Kondukt hinterher. Den verehrten Meister nie leibhaftig gesehen zu haben, nicht einmal als Leiche, bedr ckt ihn. Vor zehn Tagen noch, am 6. Februar, h e es dazu eine gro rtige M glichkeit gegeben. Wagner war mit einigen seiner Kinder und seinem besten Freund, dem j dischen (na also!) Dirigenten Hermann Levi, im Karnevalstrubel unterwegs gewesen, danach habe er sich, hie es, sehr schlecht gef hlt. Alberto hatte ber etliche Umwege davon erfahren, womit der Besuch des jungen Barons im Palazzo Vendramin nun hinreichend erkl ist. Der Witwe Cosima stellt er sich am Bahnhof kurz vor und dr ckt ihr sein Beileid aus. Sie nimmt ihn kaum wahr. Auch nicht, als er im Zug, der den Leichnam Wagners nach Deutschland bringt, das gesamte Abteil mietet, das an ihr eigenes angrenzt. H e sich Cosima gefragt, wer dieser etwas sonderbar wirkende J ngling denn sei, w n gen gend Italiener vor Ort gewesen, um ihr diese Frage aus dem Stand zu beantworten. Denn Ricco come Franchetti ist in Italien eine ebenso h ige Redewendung, wie man sie sp r in den USA gebraucht, um jemanden Reich wie Rockefeller zu nennen. Es ist fast unn tig zu sagen, wer den Sonderwagen bestellt hat, der, dem Zug nach M nchen angeh t, den Sarg Wagners enth . Raimondo Franchetti, dem Vater des in Turin am 18. September 1860 Erstgeborenen Alberto, wird zu jener Zeit nachgesagt, er k nne von der Toskana aus nach Venedig fahren, ohne zwischendurch seinen Fu auf L ereien setzen zu m ssen, die ihm nicht geh rten. Das ist zwar eine ertreibung, trifft die Sache jedoch im Kern ganz gut. Den Franchettis


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