Die Neuerfindung der Diktatur

Die Neuerfindung der Diktatur

Format:
E-Book (EPUB)
EAN:
9783492992152
Untertitel:
Wie China den digitalen Überwachungsstaat aufbaut und uns damit herausfordert
Genre:
Gesellschaft
Autor:
Kai Strittmatter
Herausgeber:
Piper Verlag
Anzahl Seiten:
288
Erscheinungsdatum:
15.10.2018

China ist Boomland, längst einer der Motoren der Weltwirtschaft. Innenpolitisch blieb das Land dabei immer autoritär, außenpolitisch zurückhaltend. Doch unter Xi Jinping, dem mächtigsten Staats- und Parteichef seit Mao, erfindet sich der autoritäre Staat neu, in offener Konkurrenz zum Westen. China marschiert nun selbstbewusst in die Welt, gleichzeitig gewährt sich sein System ein Update mit den Instrumenten des 21. Jahrhunderts. Peking setzt auf Big Data und künstliche Intelligenz wie keine zweite Regierung. Die Partei glaubt, den perfektesten Überwachungsstaat schaffen zu können, den die Erde je gesehen hat. Das Ziel ist die Kontrolle der KP über alle und alles. Kai Strittmatter beschreibt die Mechanismen der Diktatur, er zeigt, wie Xi Jinping China umbaut und was diese Entwicklung für uns bedeutet.

Kai Strittmatter, Jahrgang 1965, studierte Sinologie in München, Xi'an (Volksrepublik China) und Taipei (Taiwan). Für die 'Süddeutsche Zeitung' war er ab 1997 acht Jahre lang Korrespondent in Peking. Von 2005 bis 2012 berichtete er für die SZ von Istanbul aus über die Türkei und Griechenland, von 2012 bis 2018 war er wieder deren Korrespondent in Peking. Inzwischen ist er Skandinavien-Korrespondent für die Zeitung. Er gilt als einer der besten China-Kenner Deutschlands. Bei Piper von ihm erschienen: 'Gebrauchsanweisung für China', 'Gebrauchsanweisung für Istanbul' und 'Die Neuerfindung der Diktatur'.

Autorentext
Kai Strittmatter, Jahrgang 1965, studierte Sinologie in München, Xi'an (Volksrepublik China) und Taipei (Taiwan). Für die "Süddeutsche Zeitung" war er ab 1997 acht Jahre lang Korrespondent in Peking. Von 2005 bis 2012 berichtete er für die SZ von Istanbul aus über die Türkei und Griechenland, von 2012 bis 2018 war er wieder deren Korrespondent in Peking. Inzwischen ist er Skandinavien-Korrespondent für die Zeitung. Er gilt als einer der besten China-Kenner Deutschlands. Bei Piper von ihm erschienen: "Gebrauchsanweisung für China", "Gebrauchsanweisung für Istanbul" und "Die Neuerfindung der Diktatur".

Leseprobe
Eine Vorrede

Dieses Buch ist eine Botschaft aus der Zukunft. Wenn's dumm läuft. Aus Ihrer Zukunft. Aus unserer Zukunft. Im Moment läuft es gerade ziemlich dumm. Für Sie. Für uns. Deshalb ist dieses Buch entstanden. Geboren wurde es in der Nacht, in der Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wurde. Beendet wurde es in den Monaten, die Xi Jinping zu einem "von der Geschichte Auserwählten" machten, wie die Wahrheitssuche schrieb, die Zeitschrift der Parteihochschule in Peking. Die Geschichte ist oft ein träger Strom, auf dem wir treiben, ohne überhaupt wahrzunehmen, dass er fließt. Im Moment ist das anders. Man kann sich des Gefühls nicht erwehren, Zeuge zu sein bei einem jener Momente, in denen das Schauspiel, das sich Geschichte nennt, fast physisch greifbar wird. Es geschieht etwas. Mit uns. Und mit China. Und beide Seiten sind nicht mehr voneinander zu trennen.

Ein Leben nach der Abschaffung der Wahrheit, eingebettet in "Fake News", manipuliert durch "alternative Fakten" - ich lebe das seit zwanzig Jahren. Als Korrespondent in der Türkei (von 2005 bis 2012), vor allem aber in China: In China habe ich in den Achtzigerjahren studiert, dann als Journalist gearbeitet, das erste Mal von 1997 bis 2005, später noch einmal von 2012 bis 2018. Die Herrschaft mittels der Lüge ist wahrscheinlich so alt wie die Einrichtung der Herrschaft selbst, und doch schockiert uns im Westen die Rückkehr der Autokraten und Möchtegern-Autokraten und mit ihnen die Rückkehr der schamlosen Lüge als Machtinstrument in unsere Mitte. Wir hatten uns eingerichtet in dem bequemen Glauben, diese Techniken und die damit verbundenen politischen Systeme seien Auslaufmodelle. Und dann wird Donald Trump zum mächtigsten Mann ausgerechnet jener Demokratie gewählt, die so vielen als Vorbild galt. Einer, der seinen Hass und seine Ignoranz ernst meint, der daran geht, die Grundlagen dessen zu zerstören, was unser privilegiertes Leben die letzten Jahrzehnte überhaupt erst möglich gemacht hat. Einer, der den Rivalen China zwar rüde anrempelt, der aber gleichzeitig unverhohlene Bewunderung äußert für die schrankenlose Macht seines Herrschers. Einer, der Europa in die Zange nehmen will. Noch einer. Autokraten allerorten wittern Morgenluft, reichen sich die Hand mit den Krawallpopulisten in unseren Ländern.

Zeit, dass wir aufhorchen. Hinschauen. Insbesondere nach China. Dort entsteht gerade etwas, was wir so noch nicht kannten. Ein neues Land, ein neues Regime. Die Kommunistische Partei Chinas hat ihren Parteichef Xi Jinping dort hingesetzt, wo seit Mao Zedong keiner mehr war. Ganz oben. Über sich nur noch den Himmel. China hat jetzt wieder einen "Steuermann". Xi ist der mächtigste chinesische Führer seit Jahrzehnten, und er herrscht über ein China, das so stark ist wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Eine Nation, die sich mit großem Ehrgeiz aufmacht, noch stärker zu werden - wirtschaftlich, politisch, militärisch. Eine Nation, der die Selbstdemontage des Westens wie ein Geschenk des Himmels in den Schoß fiel. Ein Regime, dem mit den Informationstechnologien des 21. Jahrhunderts und ihren radikal neuen Möglichkeiten der Kontrolle und der Manipulation Machtinstrumente bereit stehen, über die noch kein Diktator verfügen konnte. Und so machen sich Xi und seine Partei an die Neuerfindung der Diktatur fürs Informationszeitalter. In bewusster Konkurrenz zu den Systemen des Westens. Und das hat gewaltige Implikationen für die Demokratien dieser Erde.

Das China, das uns die letzten vier Jahrzehnte begleitete, das China Deng Xiaopings (1904 - 1997), der seinem Land nach dem Tod Mao Zedongs (1893 - 1976) ein Programm von "Reform und Öffnung" verschrieb, es ist nicht mehr. Xi Jinping hat seinem Volk und der Welt ein "neues Zeitalter" versprochen, und in der Tat baut er an einem neuen China. Beide, Volk und Welt, haben Grund, nervös zu sein. Wo Deng Xiaoping Pr


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