Ingeborg Bachmanns Winterreise nach Prag

Ingeborg Bachmanns Winterreise nach Prag

Format:
E-Book (EPUB)
EAN:
9783492974677
Untertitel:
Die Geschichte von 'Böhmen liegt am Meer'
Genre:
Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
Autor:
Hans Höller, Arturo Larcati
Herausgeber:
Piper Verlag
Anzahl Seiten:
176
Erscheinungsdatum:
04.10.2016
ISBN:
978-3-492-97467-7

Ingeborg Bachmann hat von ihrem schönsten Gedicht 'Böhmen liegt am Meer' gesagt, sie könne gar nicht glauben, dass sie es selbst geschrieben habe. Alles, was ihr Leben und Schreiben ausmacht, steht in diesem Gedicht. Die Entstehungsgeschichte gerade dieses Gedichts ist staunenswert und berührend: Ein Jahr nach der Trennung von Max Frisch und ihrem Zusammenbruch reiste die Dichterin im Jänner 1964 mit einem jungen Begleiter von Berlin nach Prag. Dieser Reise verdanken wir nicht nur 'Böhmen liegt am Meer', sondern einen bisher unbemerkt gebliebenen Gedichtzyklus. Hans Höller und Arturo Larcati, beide Herausgeber der Salzburger Bachmann Edition, leuchten die biografischen Hintergründe dieses Zyklus aus.

Hans Höller, geboren 1947, lehrte als Professor für Germanistik an der Universität Salzburg. Er gilt als einer der herausragenden Kenner des Bachmann'schen Werks und ist Mitherausgeber der großen Gesamtausgabe, deren erster Band im November 2016 erscheinen wird. Neben zahlreichen Monographien und wissenschaftlichen Arbeiten gab er bei Piper 'Briefe einer Freundschaft. Ingeborg Bachmann und Hans-Werner Henze' heraus.

Ingeborg Bachmann hat von ihrem schönsten Gedicht »Böhmen liegt am Meer« gesagt, sie könne gar nicht glauben, dass sie es selbst geschrieben habe. Alles, was ihr Leben und Schreiben ausmacht, steht in diesem Gedicht. Die Entstehungsgeschichte gerade dieses Gedichts ist staunenswert und berührend: Ein Jahr nach der Trennung von Max Frisch und ihrem Zusammenbruch reiste die Dichterin im Jänner 1964 mit einem jungen Begleiter von Berlin nach Prag. Dieser Reise verdanken wir nicht nur »Böhmen liegt am Meer«, sondern einen bisher unbemerkt gebliebenen Gedichtzyklus. Hans Höller und Arturo Larcati, beide Herausgeber der Salzburger Bachmann Edition, leuchten die biografischen Hintergründe dieses Zyklus aus.

Autorentext
Hans Höller, geboren 1947, lehrte als Professor für Germanistik an der Universität Salzburg. Er gilt als einer der herausragenden Kenner des Bachmann'schen Werks und ist Mitherausgeber der großen Gesamtausgabe, deren erster Band im November 2016 erscheinen wird. Neben zahlreichen Monographien und wissenschaftlichen Arbeiten gab er bei Piper "Briefe einer Freundschaft. Ingeborg Bachmann und Hans-Werner Henze" heraus.

Leseprobe
Die Geschichte der Reise nach Prag
Am 16. Jänner 1964 reiste Ingeborg Bachmann gemeinsam mit dem jungen österreichischen Schriftsteller und Filmemacher Adolf Opel von Berlin nach Prag. Sie fuhren mit dem Zug, da sie die tags zuvor angetretene Reise mit dem Wagen wegen des starken Schneefalls abbrechen mussten. Sie blieben für eine Woche. Es war eine erst kurze Bekanntschaft, er hatte auf ihre Einladung hin die Schriftstellerin am Sonntag, 5. Jänner, um 16 Uhr in ihrer Wohnung in der Koenigsallee 35 in Berlin-Grunewald besucht. Adolf Opel hat dieses Treffen und die beiden gemeinsamen Pragreisen im Jänner und Februar 1964 und die im Frühjahr 1964 unternommene gemeinsame Ägyptenreise in einem Erinnerungsbuch dokumentiert.[7] Es gibt keinen Grund, an seinen Erinnerungen zu zweifeln, da der Briefwechsel mit Ingeborg Bachmann erhalten ist, der seine Aufzeichnungen bestätigt. Liest man diese Briefe und denkt man an die Bedeutung dieser Reisen für das Leben und Werk der Schriftstellerin, wird man dem jungen Mann dankbar sein müssen, dass er sie zum Mitreisen einlud. Ingeborg Bachmann hat ihm mehrmals brieflich ihre Dankbarkeit bekundet, in der ersten Fassung von »Böhmen liegt am Meer«, die diesen Titel trägt, hat sie eine unvergängliche Würdigung seiner Person hinterlassen. Ohne ihn gäbe es die Gedichte der winterlichen Reise nach Prag nicht, es gäbe nicht »Böhmen liegt am Meer« und genauso wenig Das Buch Franza, auch wenn der Ägypten-Roman unvollendet blieb. Dass Franza im Roman ihren Bruder Martin bat, sie, die schwer Erkrankte, doch mitzunehmen auf eine Reise, deren Erlebnisse der realen Reise mit Adolf Opel folgen, zeigt die lebens- und werkgeschichtliche Bedeutung, die er für die Schriftstellerin hatte. Er war für sie als Reisebegleiter umso notwendiger, als sie an seiner Seite krank sein durfte, sich von ihm unterstützt fand und er damals für sie das Leben bedeutete. Drei Wochen nach der Rückkehr von der zweiten Reise nach Prag teilte sie ihm mit, dass sie »immer, wenn gar nichts mehr hilft«, daran denke: »daß Sie keineswegs meine Medizin, sondern mein Leben sind, in diesen Augenblicken sicherlich, und daß mir Ihretwegen noch etwas daran liegt, eines zu haben und bald immer mehr davon zu haben.«[8] Nach der ersten Prag-Reise hatte sie ihm am 12. Februar 1964 geschrieben: »[. . .] es kommt mir zum erstenmal vor, daß ich die Vergangenheit überwinden kann, denn wenn Prag auch ein Wunder war, so wirken doch Wunder nicht immer gleich.«[9] Mehrmals hat Ingeborg Bachmann den Franza-Roman als »Reise durch eine Krankheit« bezeichnet, in keinem anderen Buch hat sie so viel von der physischen Gewalt ihrer Suchtkrankheit - einer schweren Medikamentenabhängigkeit - preisgegeben, aber letztlich sind fast alle Prosawerke der Sechzigerjahre, der erste Todesarten-Roman, das Wüstenbuch, Ein Ort für Zufälle, Das Buch Franza, Das Buch Goldmann und auch Malina, der einzige fertiggestellte und zu Lebzeiten erschienene Roman, Bücher über die Wirkungen von lebensbestimmenden Schocks und von nicht zu überwindenden psychischen Verletzungen. Die textgenetisch entscheidende zweite Fassung, die schon die spätere Gestalt des Gedichts erkennen lässt und zum ersten Mal den Titel »Böhmen liegt am Meer« trägt, dokumentiert für immer den Dank an den »einzigen«, der sie »nach Böhmen begleitet hat«. Die Autorin zitiert mit »To the only begetter« die berühmte Widmung der Shakespeare-Sonette an den unbekannten jungen Mann, der sie 'gezeugt' hat, so dass Shakespeare als literarischer Begleiter der Dichterin an die Seite tritt. Er spielt in dem im Shakespeare-Jahr 1964 begonnenen Gedicht eine besondere literarische Rolle. Der Titel »Böhmen liegt am Meer« verdankt sich der »Scene III. Bohemia. A desert country near the Sea«, in The Winter's Tale. Bachmann nimmt noch andere Verweise auf Shakespeare-Komödien in das Gedi


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