Das Haus zur besonderen Verwendung

Das Haus zur besonderen Verwendung

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783492272650
Untertitel:
Roman
Genre:
Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Autor:
John Boyne
Herausgeber:
Piper Taschenbuch
Auflage:
11. Auflage
Anzahl Seiten:
560
Erscheinungsdatum:
01.11.2011
ISBN:
978-3-492-27265-0

Russland, 1915: In einem kleinen Dorf verhindert der Bauernsohn Georgi ein Attentat. Zum Dank ruft Zar Nikolaus II. den tapferen Jungen nach Sankt Petersburg, wo er ihn zum Leibwächter seines einzigen Sohnes ernennt. In den prunkvollen Sälen des Winterpalais begegnet Georgi auch der schönen Zarentochter Anastasia. Sie verlieben sich, wohl wissend, dass diese Liebe nicht sein darf. Doch Georgi ist entschlossen, für Anastasia bis zum Äußersten zu gehen »Sagenhaft.« Freundin

»Sagenhaft. Manchmal wird Geschichte zum Mythos Das Haus zur besonderen Verwendung erzählt herzzerreißend vom Bauernsohn Georgi und seiner Liebe zur Zarentochter Anastasia.« Freundin »Ein aufwühlendes, atemberaubendes Epos über das Schicksal des letzten russischen Zaren und seiner Familie.« The Times

Vorwort
»Sagenhaft.« Freundin

Autorentext
John Boyne, geboren 1971 in Dublin, ist einer der renommiertesten zeitgenössischen Autoren Irlands. Seine Bücher wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Der internationale Durchbruch gelang ihm mit seinem Roman »Der Junge im gestreiften Pyjama«, der weltweit zum Bestseller wurde und von der Kritik als »ein kleines Wunder« (The Guardian) gefeiert wurde.

Leseprobe
1981
Meine Mutter und mein Vater führten keine glückliche Ehe.
Seit ich ihre Gesellschaft zum letzten Mal ertragen musste, sind Jahre verstrichen, Jahrzehnte, doch es gibt kaum einen Tag, an dem ich nicht an sie denke, allerdings nie länger als ein oder zwei Augenblicke. Ein kurzes Wispern der Erinnerung, so leicht wie Sojas Atem an meinem Hals, wenn sie nachts neben mir schläft. So sanft wie ihre Lippen auf meiner Wange, wenn sie mich im ersten Morgenlicht küsst. Ich kann nicht sagen, wann genau meine Eltern gestorben sind. Ich weiß nichts über ihr Ableben, einmal abgesehen von der Gewissheit, dass sie nicht mehr unter uns weilen. Doch ich denke an sie. Ich denke noch immer an sie.
Ich habe mir stets vorgestellt, dass mein Vater, Daniil Wladjewitsch, als Erster der beiden gestorben ist. Zur Zeit meiner Geburt war er bereits in seinen frühen Dreißigern, und soweit ich mich erinnern kann, war er nie bei guter Gesundheit. Ich weiß noch, wie ich mir als Kind in unserer bescheidenen Holz-Isba im Dorf Kaschin die winzigen Ohren zuhielt, um die grässlichen Geräusche seines Siechtums abzuwehren wenn er würgte und keuchte und seinen blutigen Auswurf in das Feuer spuckte, das in unserem kleinen Herd vor sich hin loderte. Heute vermute ich, dass er irgendein Problem mit den Lungen hatte. Ein Emphysem vielleicht. Doch das ist schwer zu sagen. Es gab keine Ärzte, die sich um ihn hätten kümmern können. Es gab keine Arznei. Und seine vielen Gebrechen ertrug er nicht mit Fassung oder Würde. Nein, wenn er litt, so mussten wir ebenfalls leiden.
Seine Stirn ragte auf eine groteske Weise hervor, daran erinnere ich mich auch noch. Ein gewaltiger Höcker von missgebildeten Deckknochen mit kleineren Ausdehnungen zu beiden Seiten, die Haut straff gespannt vom Haaransatz bis zum Nasenrücken, was seine Augenbrauen nach oben zerrte und seinem Gesicht einen ständig beunruhigten Ausdruck verlieh.
Meine ältere Schwester, Liska, erzählte mir einmal, das Ganze gehe auf ein Missgeschick bei der Geburt zurück, auf einen inkompetenten Arzt, der das Kind am Schädel statt an den Schultern gepackt habe, als es aus dem Mutterleib auftauchte, und dabei zu kräftig auf den weichen, noch nicht gefestigten Knochen gedrückt habe. Vielleicht war es aber auch die Schuld einer faulen Hebamme, die unachtsam mit dem Kind einer anderen Frau umgegangen war. Seine Mutter erlebte das Wesen nicht mehr, das sie zur Welt gebracht hatte, das verunstaltete Baby mit seinem missgebildeten Schädel. Der Vorgang, meinem Vater das Leben zu geben, hatte meine Großmutter das ihrige gekostet. Das war damals nichts Ungewöhnliches und nur selten ein Anlass zur Trauer; man betrachtete es fatalistisch als eine Art Ausgleich der Natur. Selbstverständlich nahm sich mein Großvater wenig später eine neue Frau, die sein Kind aufziehen sollte.
Als ich ein Junge war, erschraken die anderen Kinder in unserem Dorf, wenn sie meinen Vater auf der Straße in ihre Richtung kommen sahen wenn er von der Landarbeit nach Hause zurückkehrte, mit unstet umherhuschendem Blick, oder wenn er die Faust schüttelnd aus der Hütte eines Nachbarn kam, nach einem weiteren Streit über Geldschulden oder vermeintliche Beleidigungen. Die Kinder gaben ihm Spottnamen, und sie genossen den Nervenkitzel, ihm diese lauthals nachzurufen sie nannten ihn Zerberus, nach dem dreiköpfigen Wachhund der Unterwelt, und sie verhöhnten ihn, indem sie sich die Kolpaks vom Kopf zogen und die Hände an die Stirn pressten, um dann wie verrückt damit zu wedeln und ein schrilles Kriegsgeschrei anzustimmen. Sie hatten keine Hemmungen, sich vor mir, seinem einzigen Sohn, derartig aufzuführen. Ich war damals klein und schwach. Sie hatten keine Angst vor mir. Sie schnitten Grimassen hinter seinem Rücken und äfften ihn nach, indem sie wie er auf den Boden spuckten, und wenn er sich nach ihnen umdrehte und laut schrie wie ein verletztes Tier, so stoben sie auseinander wie auf einen Acker geschleuderte Sa


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