Universitäten im östlichen Mitteleuropa

Universitäten im östlichen Mitteleuropa

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783486584943
Untertitel:
Zwischen Kirche, Staat und Nation - Sozialgeschichtliche und politische Entwicklungen
Genre:
Vor- und Frühgeschichte
Herausgeber:
De Gruyter Oldenbourg
Anzahl Seiten:
309
Erscheinungsdatum:
14.01.2008
ISBN:
978-3-486-58494-3

Universitäten haben vom Mittelalter bis heute sowohl regional spezialisierte Landeshistoriker wie auch allgemein orientierte Kulturwissenschaftler fasziniert, lassen sich doch an ihnen zahlreiche sozial- und bildungsgeschichtliche Entwicklungen in ihrem Werden und Sich-Verändern erkennen. In Einzelstudien wird hier die Geschichte der ostmitteleuropäischen Universitäten nachgezeichnet, um sie stärker in die allgemeine historische Forschung zu integrieren und damit epochen- bzw. länderübergreifende systematische Vergleiche zu ermöglichen.


Autorentext
Dr. Peter Wörster, geboren 1950, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Herder-Institut Marburg.

Zusammenfassung
"Insgesamt bietet der Band ein Kaleidoskop nicht nur von unterschiedlichen Religionen und Themen, sondern auch von methodischen Ansätzen. Als Einstieg kann er jedoch all denjenigen dienen, die sich mit der vergleichenden Universitätsgeschichte Ostmitteleuropas bschäftigen wollen." Karsten Brüggemann, Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, 58/ 2010

Leseprobe
Bildungszentren neuer Staatsvölker nach dem Ersten Weltkrieg – das Beispiel Dorpat (S. 75-76)

Csaba János Kenéz (Marburg/Lahn)

Der deutschbaltische Zögling der Universität Tartu (Dorpat), der Historiker Arved Frhr. von Taube (1905–1978) formulierte 1964 mit Bezug auf die damalige Gegenwart folgendermaßen: "Vielleicht kann uns mit manchem die Erwägung versöhnen, dass die heute in Dorpat bestehende Universität wohl kaum noch eine Pflegestätte der national-kulturellen Eigenständigkeit des estnischen Volkes auch unter der Sowjetherrschaft – wäre, hätte sich dieses nicht bereits in den zwanzig Jahren der Eigenstaatlichkeit eine nationale Hochschule geschaffen, eine Universität, deren Lebenselement die akademische Freiheit war.""Hieraus soll deutlich werden, welch immense Bedeutung die estnische Universität für das national-kulturelle Leben der estnischen Nation hatte. Dies gilt ohne Einschränkung für die Universitäten Riga2 und Wilna (Vilnius) im Hinblick auf Lettland bzw. Litauen.

I

Wenn wir einen Blick auf den Forschungsstand werfen, so stellen wir fest, dass in der estnischen Historiographie das Thema während der Sowjetzeit zunächst nicht beachtet wurde. 1970 erschien in Schweden der Band "Universitas Tartuensis. Die Universität der Republik Estland Tartu und die Studentenschaft in Wort und Bild"", zusammengestellt von Bernard Kangro.3 Noch völlig im Geist der sowjetischen Klassenkampfideologie publizierte die Historikerin Õie Elango 1972 zwei Aufsätze über das Universitätsgesetz in den Jahren 1919 bis 1940.4 Es ist aber bemerkenswert, dass 1982 – zur 350-Jahrfeier der Universität – eine dreibändige Geschichte der Universität erscheinen konnte, die höheren wissenschaftlichen Anforderungen gerecht wird.

Bereits vorher, im Oktober 1981, wurde von der Baltischen Historischen Kommission (Göttingen) und der Association for the Advancement of Baltic Studies (USA) das Zweite Internationale Marburger Symposium zu Problemen der baltischen Sozial- und Kulturgeschichte über das Thema "Die Universitäten Dorpat/Tartu, Riga und Wilna/Vilnius 1579–1979"" veranstaltet. Hier traten auch Karl Siilivask sowie Sirje und Jüri Kivimäe mit eigenen Beiträgen auf.

Mit der Wiedererlangung der staatlichen Selbständigkeit Estlands 1991 beginnt auch eine neue Ära in der estnischen Historiographie, in der das Thema losgelöst von ideologischen Zwängen erforscht werden kann. An erster Stelle ist die gründlich bearbeitete Matrikel der Universität, das Album Academicum von 1918 bis 1944 zu nennen.7 Für die Entstehungsgeschichte der estnischen Nationaluniversität ist die von Helmut Piirimäe veröffentlichte Quellensammlung wichtig8, wenn sie auch nur in estnischer Sprache vorliegt und daher von westlicher Forschung kaum rezipiert wird. Der Vortrag von Hain Tankler "Die Universität Tartu nach dem Ersten Weltkrieg"", in dem der Lehrkörper im Mittelpunkt des Interesses steht, wurde dagegen deutsch veröffentlicht.9 Hinzuweisen ist noch auf den estnischsprachigen Sammelband "75 Jahre estnische Universität in Dorpat""10, der die Vorträge einer wissenschaftlichen Tagung von 1994 in sich vereinigt und auch den sowjetischen Zeitraum berücksichtigt."


Inhalt
Ferdinand Seibt: Zum Problem der Universitätsgeschichte in Mitteleuropa Klaus Meyer: Die "Gründungswelle" der Universitäten in Russland und die Gründung der Universität Dorpat Sirje Tamul: Studienstiftungen an der Kaiserlichen Universität Dorpat (1802-1918) Csaba János Kenéz: Bildungszentren neuer Staatsvölker nach dem Ersten Weltkrieg - das Beispiel Dorpat Herbert Langer: Die pommersche Landesuniversität Greifswald und das schwedische Reichsinteresse (1630-1720) Iselin Gundermann: Brandenburg-preußische Universitätsgründungen Helmut Neubach: Statt einer Universität nur eine Königliche Akademie in Posen (1903-1918) Henryk Gmiterek: Die "Academia Zamojska" in Zamosc (1594-1784) Franz Machilek: Kirche und Universität im Spätmittelalter: die Gründungen Prag und Erfurt Helmut Slapnicka: Die Rechtsstellung der Universitäten im alten Österreich von den Reformen Leo Thuns bis zum Ende der Monarchie Emanuel Turczynski: Czernowitz, eine vom Bildungsbürgertum errungene Universität im Dienst staatlicher Bildungs- und Wissenschaftsförderung Rudolf M. Wlaschek: Die Universität und die Juden. Das Beispiel Prag im 19. und 20. Jahrhundert Lászlo Szögi: Die Universitäten in Ungarn. Gründungswellen vom späten Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert Máté Tamáska: Die ungarische Peregrination an die Universität Wittenberg während des 16. Jahrhunderts. Eine historisch-soziologische Untersuchung


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