Politische Ideengeschichte Ein Gewebe politischer Diskurse

Politische Ideengeschichte  Ein Gewebe politischer Diskurse

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783486584714
Untertitel:
Lehr- und Handbücher der Politikwissenschaft
Genre:
Politische Ideengeschichte & Theorien
Autor:
Marcus Llanque
Herausgeber:
De Gruyter Oldenbourg
Anzahl Seiten:
544
Erscheinungsdatum:
30.09.2007
ISBN:
978-3-486-58471-4

Unter 'Politische Ideengeschichte' verstehen wir zum einen die Bezeichnung für das Kontinuum politischer Theorien, die in einem Kulturkreis über die Jahrhunderte hinweg erarbeitet und tradiert wurde, und zum anderen die wissenschaftliche Disziplin, die sich mit diesem Kontinuum beschäftigt. Die Disziplin archiviert das Kontinuum und zugleich bereitet sie es als Arsenal für die weitere Theoriebildung vor. Ideengeschichte und Theoriebildung lassen sich daher nicht eindeutig voneinander trennen. Der Autor untersucht, welchem Maße Texte in diachronen und synchronen Diskursen verknüpft sind - wie ein Gewebe. Im Zentrum stehen nicht die Klassiker selbst, sondern die Vielzahl der Texte und ihre Verbindungen.

Der Autor behandelt einen neuen Ansatz: Er untersucht, in welchem Maße die Texte in diachronen und synchronen Diskursen verknüpft sind - wie ein Gewebe. Im Zentrum stehen nicht die Klassiker selbst, sondern die Vielzahl der Texte und ihre Verbindungen. Die Abschnitte behandeln folgende Themen: I Antike: Die Entdeckung des Politischen II Mittelalter: Die Christianisierung der Politik III Die Wiederentdeckung des Politischen in der Frühen Neuzeit IV Die Entdeckung der Gesellschaft und die Revolution V Das Zeitalter der Demokratie Das Buch richtet sich an Studierende und Wissenschaftler der Politikwissenschaft sowie an Interessierte.

Autorentext
Marcus Llanque, geb. 1965, Politikwissenschaftler. Habilitation 2004 an der Humboldt Universität zu Berlin. Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft; lehrt an der Humboldt-Universität Arbeitsschwerpunkte: Demokratietheorie, Republikanismus, politische Ideengeschichte, Verfassungstheorie.

Klappentext
Der Autor behandelt einen neuen Ansatz: Er untersucht, in welchem Maße die Texte in diachronen und synchronen Diskursen verknüpft sind - wie ein Gewebe. Im Zentrum stehen nicht die Klassiker selbst, sondern die Vielzahl der Texte und ihre Verbindungen.

Zusammenfassung
"Llanques Lehrbuch eignet sich sowohl zum Selbststudium für Anfänger wie auch als Handbuch für Fortgeschrittene." Felix Heidenreich, Politische Vierteljahresschrift, 1/2011

Leseprobe
1 Das griechische Gesprächsfeld (S. 15-16)

Der Ausgangspunkt der politischen Ideengeschichte liegt in Griechenland und nicht in den älteren Kulturen des babylonischen und ägyptischen Reiches oder den Kulturschichten, die das Alte Testament beschreibt. Politisches Denken war zwar vor den Griechen bekannt, nicht jedoch dessen Reflexion. Man kann beispielsweise das Alte Testament als Verfassung des Volkes Israel verstehen und das darin zum Vorschein gelangende politische Denken rekonstruieren und interpretieren (Herrmann 1988) oder man interpretiert die Genesis als politische Philosophie (Sicker 2002), man findet darin aber keine politische Theorie. Erst das griechische politische Denken wies den Weg zur politischen Selbstreflexion und zugleich blieb es als Anknüpfungspunkt weiterer Theoriearbeit beispiellos einflussreich auf die Kultur des Westens. Eine solche Selbstreflexion des politischen Denkens finden wir an keiner Stelle des Alten Testaments. Der Einfluss des Alten Testaments auf die Entwicklung des politischen Denkens setzt erst spät ein als Folge von spezifischen Rezeptionsprozessen.

Die ältesten griechischen Textzeugnisse politischen Denkens, allen voran die Homer zugeschriebene Ilias und Odyssee (8. vorchristl. Jahrhundert) sowie Hesiods Schriften (7. Jahrhundert), waren für die gesamte griechische Kultur Bezugspunkt der erst in der Klassik des 5. Jahrhunderts einsetzenden Reflexion, was das Politische sei. Bereits Mythos und älteste Dichtung des griechischen Kulturkreises kannten gedankenreiche Überlegungen zu sozialen Problemen (Lesky 1993, Fränkel 1960, 1993). Homer entwickelte in der Ilias (II 204) eine der ältesten und wirksamsten archaischen politischen Vorstellungen (u.a. zitiert bei Aristoteles Metaphysik Buch Lambda a. E., Bekker 1076a): die Vorzüge einheitlicher Herrschaft und damit die Legitimität fürstlicher Regierung. Die archaische Zeit maß das Handeln des Einzelnen nach den Werten der feudalen Kriegerkaste. "Immer Bester zu sein und überlegen zu sein den andern" hieß es bei Homer (Ilias VI 208, XI 783). Dies war ein "heroischer Code", der mit Eintritt in das Zeitalter der Polis zum Tugendklischee wurde und seinen institutionellen Platz auch im sportlichen Wettkampf fand, beispielsweise in den panhellenischen Spielen (Davies 1983, 140-141). Die homerischen Epen Ilias und Odyssee waren Bezugspunkt topischer Argumentation für den gesamten griechischen Sprachraum und formten ein hellenisches Kulturverständnis, das sich durch die expansive Kolonialbewegung über den gesamten Mittelmeerraum ausbreitete. Umschlagplätze für Ideen innerhalb der griechischen Zivilisation waren kultische Einrichtungen, allen voran Delphi mit seinem Orakel (Meier 1983, 73-76), das selbst von räumlich ferneren und zeitlich jüngeren Zivilisationen (Rom) aus dem Westen wie dem Mittleren Osten befragt wurde.

Zweimal versuchte das Persische Reich vergeblich, die kleine Halbinsel auf der anderen Seite der Ägäis zu unterwerfen. Aus den kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem übermächtig scheinenden persischen Großreich im 5. Jahrhundert erwuchs ein exklusives Selbstbewusstsein der Griechen, das sich nicht zuletzt aus der Beobachtung eines anderen Verständnisses von Politik speiste. Sie grenzten ihre Lebensart, die auf politische Selbstbestimmung ausgerichtet war, scharf von den Herrschaftsformen ab, die man bei den "Barbaren", also den nicht Griechisch sprechenden Völkern ringsumher beobachtete, allen voran den Völkern des Persischen Großkönigs. Die bei den Persern praktizierte Unterwerfung der Untertanen unter die unhinterfragte Alleinherrschaft war das Kontrastbild zum griechischen Politikverständnis. Noch Aristoteles definierte kategorisch, das Leben der Freien sei de

Inhalt
1;Vorwort;6
2;Inhaltsverzeichnis;8
3;Einleitung: Ideengeschichte als Gewebe politischer Diskurse;12
4;I. Antike: Die Entdeckung des Politischen;24
4.1;1. Das griechische Gesprächsfeld;26
4.2;2. Idee und Begriff des Politischen;53
4.3;3. Das römische Gesprächsfeld;70
5;II. Mittelalter: Die Christianisierung der Politik;92
5.1;1. Die Kirchenväter und die Latinisierung des Christentums;94
5.2;2. Politik und Religion: der Grenzbereich der politischen Theorie;105
5.3;3. Die Kirche und das Reich;114
5.4;4. Stadtstaat und Bürgerhumanismus;138
6;III. Die Wiederentdeckung des Politischen in der Frühen Neuzeit;158
6.1;1. Der Humanismus zwischen Fürstenspiegel und Utopie;160
6.2;2. Vom oberitalienischen Republikanismus zum Machiavellismus;164
6.3;3. Das Naturrecht und der souveräne Staat;208
7;IV. Die Entdeckung der Gesellschaft und die Revolution;246
7.1;1. Gesellschaft als Öffentlichkeit und als Ort der Produktion von Werten;249
7.2;2. Die Atlantische Revolution und die Geburt der repräsentativen Demokratie;271
7.3;3. Die Revolution denken: Kant und die deutsche Revolutionsdebatte;304
7.4;4. Die Idee des Friedens und des Krieges;313
8;V. Das Zeitalter der Demokratie;340
8.1;1. Hegel und der moderne Staat;344
8.2;2. Demokratie und Repräsentation: Tocqueville und John Stuart Mill;368
8.3;3. Demokratie ohne Repräsentation: der europäische Sozialismus und Karl Marx;385
8.4;4. Die politische Theorie der Massendemokratie;401
8.5;5. Demokratie und Diktatur;417
8.6;6. Die Idee der Menschenrechte;452
8.7;7. Ausblick;472
9;Schlussbetrachtung;476
10;Literatur der politischen Ideengeschichte;482
11;Forschungsliteratur zur politischen Ideengeschichte;495


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