Wissensrepräsentation

Wissensrepräsentation

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783486584394
Untertitel:
Informationen auswerten und bereitstellen
Genre:
Management
Autor:
Wolfgang G. Stock, Mechtild Stock
Herausgeber:
De Gruyter Oldenbourg
Anzahl Seiten:
441
Erscheinungsdatum:
05.05.2008
ISBN:
978-3-486-58439-4

Wissensrepräsentation ist die Wissenschaft, Technik und Anwendung von Methoden und Werkzeugen, Wissen derart abzubilden, damit dieses in digitalen Datenbanken optimal gesucht und gefunden werden kann. Sie ermöglicht die Gestaltung von Informationsarchitekturen, die auf der Grundlage von Begriffen und Begriffsordnungen arbeitend gestatten, Wissen in seinen Bedeutungszusammenhängen darzustellen. Ohne elaborierte Techniken der Wissensrepräsentation ist es unmöglich, das "semantische Web" zu gestalten. Das Lehrbuch vermittelt Kenntnisse über Metadaten und beschreibt eingehend sowohl dokumentarische wie bibliothekarische Ansätze der Inhaltserschließung (Thesauri und Klassifikationssysteme), Bemühungen der Informatik um Begriffsordnungen (Ontologien) als auch nutzerkonzentrierte Entwicklungen im Web 2.0 (Folksonomies). Es geht um das Auswerten und Bereitstellen von Informationen bei Diensten im World Wide Web, bei unternehmensinternen Informationsdiensten im Kontext des betrieblichen Wissensmanagement sowie bei fachspezifischen professionellen (kommerziellen) Datenbanken. Das Buch richtet sich an Studierende der Informationswissenschaft, Informationswirtschaft und der Wirtschaftsinformatik an Hochschulen in deutschsprachigen Raum wie auch an Studierende des Bibliothekswesens. Darüber hinaus finden auch Wissensmanager und Informationsmanager in der Unternehmenspraxis wertvolle Hinweise.

Autorentext
Prof. Dr. Wolfgang Stock leitet an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf die Abteilung Informationswissenschaft. Nach der Promotion in Düsseldorf und der Habilitation an der Karl-Franzens-Universität Graz arbeitete er als Univ.-Lektor in Graz, als Leiter des Informationszentrums beim ifo Institut für Wirtschaftsforschung in München sowie als Professor an der Fachhochschule Köln.
Seine Forschungen bewegen sich vornehmlich auf den Gebieten Information Retrieval, Wissensrepräsentation, Informetrie und Informationsmarkt.

Leseprobe
Kapitel 5 Informationshermeneutik (S. 90-91)

Hermes als Indexer?

Das erfolgreiche Suchen und Finden von Informationen im Information Retrieval setzt voraus, dass mittels des Einsatzes von Methoden und Hilfsmitteln der Wissensrepräsentation die dokumentarische Bezugseinheit so abgebildet wird, dass sowohl informelle Mehrwerte (formalbibliographische Erfassung und inhaltliche Erschließung) entstehen als auch der potentielle Nutzer mit diesen Informationen überhaupt etwas anfangen kann. Selbst die "beste" Inhaltserschließung hat für den Nutzer keine Bedeutung, wenn er diese nicht interpretieren oder verstehen und erklären kann. Hermeneutische Aspekte sind stets in einer Kommunikation beteiligt, sei diese mündlich in Form eines Dialogs oder schriftlich fixiert. Hans Georg Gadamer (1974, 1061f.) veranschaulicht das Anliegen der Hermeneutik an einem Beispiel aus der griechischen Mythologie, wo die göttlichen Anweisungen erst durch einen Boten für die Menschen übermittelt werden können.

Hermeneutik ist die Kunst des hermeneuein, d.h. des Verkündens, Dolmetschens, Erklärens und Auslegens. hieß der Götterbote, der die Botschaften der Götter den Sterblichen ausrichtet. Sein Verkünden ist offenkundig kein bloßes Mitteilen, sondern Erklären von göttlichen Befehlen, und zwar so, daß er diese in sterbliche Sprache und Verständlichkeit übersetzt. Die Leistung der H(ermeneutik) besteht grundsätzlich immer darin, einen Sinnzusammenhang aus einer anderen 'Welt' in die eigene zu übertragen. Das gilt auch von der Grundbedeutung von hermeneia, die 'Aussage von Gedanken' ist, wobei der Begriff der Aussage selber vieldeutig ist, Äußerung, Erklärung, Auslegung und Übersetzung umfassend.
Ohne Hermes wäre keine Verständigung zwischen den zwei verschiedenen Welten zustande gekommen. Hermes ist der Vermittler.

Was hat Wissensrepräsentation mit Hermes' Tätigkeit zu tun? Wenn wir die ungeordnete Masse an Dokumenten auf der einen Seite betrachten und dem konkreten Informationsbedarf eines Individuums dieser für ihn undurchsichtigen Masse gegenüberstellen, kann eine eventuell zufriedenstellende Verständigung ohne Vermittlerfunktion nicht zustande kommen. Mit Hilfe der Wissensrepräsentation wird eine "Brücke" zwischen Dokument(en) und Anfrage(n) geschlagen. Übernimmt z.B. der Indexer beim Information Retrieval eine ähnliche Aufgabe wie Hermes? Hintergrundwissen, Verstehen, Auslegung, Interpretation bzw. kognitive Prozesse spielen bei der Repräsentation eine Rolle, die zunehmend in der Literatur Beachtung findet. Wir beabsichtigen nicht, die zahlreichen Problemstellungen der Hermeneutiken und der kognitiven Wissenschaft darzulegen, vielmehr konzentrieren wir uns auf einige wenige Diskussionspunkte und Sichtweisen.

Verstehen als Grundmodus der menschlichen Existenz

Nach Martin Heidegger (1967[1927]) wird der Mensch in die Welt hineingeworfen, und er geht im Alltag besorgend und umsichtig mit den vorgefundenen Dingen um. Ein Werkzeug, das man gerade gebraucht, ist zur Hand bzw. "zuhanden", wobei das Feststellen der Eigenschaften dieses Werkzeuges nicht von Interesse ist. Das Zuhandene ist so selbstverständlich da, dass der Mensch von ihm keine ausdrückliche Notiz nimmt. Erst in dem Moment der Unbrauchbarkeit, etwa, wenn das Werkzeug beschädigt wird, fällt auf, dass es nicht mehr zuhanden, sondern nur noch rein vorhanden ist. Durch das Bemerken der Unbrauchbarkeit wird das Unzuhandene aufdringlich und aufsässig, es stört. Der Mensch wird somit in seiner routinierten vertrauten Handlung unterbrochen und steht zunäc

Inhalt
1;Inhaltsübersicht;6
2;Inhalt;8
3;Vorwort;12
4;Kapitel 1 Geschichte der Wissensrepräsentation;20
5;Kapitel 2 Grundbegriffe der Wissensrepräsentation;39
6;Kapitel 3 Begriffe und ihre Definitionen;70
7;Kapitel 4 Begriffsordnungen;87
8;Kapitel 5 Informationshermeneutik;109
9;Kapitel 6 Bibliographische Metadaten;124
10;Kapitel 7 Faktographische Metadaten;147
11;Kapitel 8 Nicht-thematische Informationsfilter;160
12;Kapitel 9 Kollaborative Inhaltserschließung;172
13;Kapitel 10 Bearbeitung von Tags;185
14;Kapitel 11 Nomenklatur;195
15;Kapitel 12 Klassifikation;211
16;Kapitel 13 Thesaurus;247
17;Kapitel 14 Ontologie;274
18;Kapitel 15 Facettierte Wissensordnungen;292
19;Kapitel 16 Crosswalks zwischen Wissensordnungen;309
20;Kapitel 17 Textwortmethode;330
21;Kapitel 18 Zitationsindexierung;342
22;Kapitel 19 Intellektuelles Indexieren;361
23;Kapitel 20 Automatisches Indexieren;384
24;Kapitel 21 Abstracts;399
25;Kapitel 22 Automatische Informationsextraktion;417
26;Glossar;429
27;Namensregister;438
28;Sachregister;447


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