Pressekriege

Pressekriege

Einband:
Leinen-Einband
EAN:
9783486584028
Untertitel:
Öffentlichkeit und Diplomatie in den deutsch-britischen Beziehungen (1896-1912)
Genre:
Neuzeit bis 1918
Autor:
Dominik Geppert
Herausgeber:
De Gruyter Oldenbourg
Anzahl Seiten:
490
Erscheinungsdatum:
30.09.2007
ISBN:
978-3-486-58402-8

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Autorentext
Dominik Geppert, geboren 1970, ist Privatdozent am Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin und Heisenbergstipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Klappentext
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Leseprobe
" 8. Publizistische Entspannungsinitiativen nach der zweiten Marokkokrise (S. 395-396)

If the Morocco settlement is achieved, there ought to be some serious attempt to improve press relations between England and Germany, so that the Governments might get into touch. I feel certain that the growth of armaments is becoming a positive danger to peace and established order. (Francis W. Hirst an Theodor Schiemann, 19. September 1911)

A) Kritik an Greys Geheimdiplomatie

Wie die beiden Journalistenbesuche der Jahre 1906 und 1907 als strategie publizistischer schadensbegrenzung nach der ersten Marokkokrise zu verstehen sind, so müssen die vielfältigen entspannungsinitiativen der Jahre 1911 und 1912 als reaktion auf den schrecken der zweiten Marokkokrise im sommer und herbst 1911 interpretiert werden. es war kein zufall, dass Presse und Publizistik wieder im Mittelpunkt zahlreicher dieser bemühungen standen. denn die agadirkrise hatte in den augen vieler zeitgenossen bewiesen, wie wenig geltung die überkommenen regeln der kabinettsdiplomatie für die außenpolitik der großmächte noch besaßen und wie zentral zugleich die pressepolitischen Überlegungen der außenämter in internationalen krisensituationen geworden waren.
Trotzdem reagierten die radikal-liberalen kritiker außenminister greys in england mit verzögerung auf die zweite Marokkokrise. unmittelbar nach lloyd georges rede im Mansion house hatten sie sich teils aus patriotischer loyalität zu ihrer regierung, teils mit rücksicht auf die innenpolitischen Frontverläufe, zum teil aber auch schlicht überrumpelt ruhig verhalten. Mittelfristig führte die internationale konfrontation der sommermonate jedoch zu einer verschärfung der angriffe gegen die vom außenminister verkörperte Politik der Entente mit Frankreich und russland samt ihrer Frontstellung gegen das kaiserliche deutschland.

Im Zusammenhang mit dem spannungsverhältnis zwischen diplomatie und Öffentlichkeit sind zwei aspekte dieser kritik, die in der Forderung nach dem rücktritt des außenministers gipfelte, von interesse. zum einen beinhaltete sie einen allgemeinen Protest gegen das Prinzip der geheimdiplomatie. zahlreiche britische radikal-liberale fürchteten, grey oder sein konservativer amtsvorgänger hätten ihr land in einem geheimvertrag verpflichtet, Frankreich im Falle eines deutsch-französischen krieges zu hilfe zu kommen. zum anderen setzte sich bei redakteuren der wichtigsten radikal-liberalen zeitungen und zeitschriften die Überzeugung durch, es liege nicht zuletzt an ihnen als Pressevertreter, den außenpolitischen Missständen abzuhelfen und eine annäherung an deutschland anzubahnen.

Neben der Marokkokrise verstärkten vor allem die spannungen mit dem russischen Entente-Partner in Persien den unmut der radikal-liberalen über das, was sie zunehmend lauter und schärfer als greys geheimniskrämerei"" (secrecy) brandmarkten.3 Mitte november polemisierte henry william Massingham, chefredakteur der zeitschrift The Nation, in einer artikelserie gegen our secret diplomacy"", wenige tage später folgte gardiner in der Daily News mit einer ähnlichen anklage gegen the Perils of secret diplomacy"".

Kurz zuvor hatte der cambridger orientalist und Persienfreund edward g. browne bereits in einem leserbrief an den Manchester Guardian aufgelistet, was ihm an greys außenpolitik missfiel: die wohlwollende duldung der zerstörung Marokkos und der britischen geschäftsinteressen dort, um Frankreich zufrieden zu stellen, tatenlosigkeit angesichts der vernichtung Persiens, um russland nicht zu verärgern, die entfremdung von Moslems in der ganzen welt wegen der britischen komplizenschaft mit Paris und st. Petersburg, das verschleudern nationalen Prestiges und die entwertung moralischer standards in der internationalen Politik, vor allem aber."

Inhalt
1;INHALT;6
2;Für Christina;9
3;Einleitung;10
4;1. Kommunikation und Aussenpolitik;38
5;2. Etablierung von Wahrnehmungsmustern: das Krügertelegramm als Medienereignis;100
6;3. Publizistische Eskalationsmechanismen in Konfliktzeiten: der Burenkrieg;134
7;4. Die Vorreiterrolle Der Richtungspresse: Die Deutsche Gefahr in den englischen Medien;188
8;5. Schreckensnachrichten mit Methode: Flottenpropaganda in Deutschland und England;242
9;6. DIE VERSTÄRKERFUNKTION DER MASSENPRESSE: DAS BEISPIEL DES NORTHCLIFFEKONZERNS;308
10;7. Versuche einer Abrüstung der Presse : die Journalistenreisen 1906 und 1907;360
11;8. Publizistische Entspannungsinitiativen nach der zweiten Marokkokrise;396
12;Die Transformation der Diplomatie durch die Massenpresse;430
13;DANK;448
14;Verzeichnis der Abbildungen;450
15;AbkürzungsVerzeichnis;452
16;Quellen;454
17;Abstract;484
18;PERSONENREGISTER;486


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