Endspiel

Endspiel

Format:
E-Book (EPUB)
EAN:
9783462315158
Untertitel:
Die Metamorphosen des Wladimir Putin
Genre:
Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Autor:
Michail Sygar
Herausgeber:
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
Auflage:
1. Auflage
Anzahl Seiten:
400
Erscheinungsdatum:
08.10.2015
ISBN:
978-3-462-31515-8

Russland vor dem Bürgerkrieg? Europa vor dem Krieg? »Die erste überzeugende Beschreibung dessen, was in den letzten 20 Jahren in Russland geschehen ist. Ein wichtiges Buch und eine Gelegenheit, Informationen aus erster Hand zu bekommen.« Swetlana Alexijewitsch (Literaturnobelpreis 2015) Wie konnte Wladimir Putin zum Paria der Weltgemeinschaft werden? Warum destabilisiert der russische Präsident die Ukraine, Europa und sein eigenes Land? Michail Sygar, intimer Kenner des Kremls und der Machteliten, erklärt in seinem glänzend geschriebenen Buch die Wandlung Putins vom Reformer zu dem Mann, den die Welt fürchtet. Der im Jahr 2000 überraschend zum Präsidenten gewählte Wladimir Putin orientiert sich zunächst nach Westen, will in den Club der Staatenlenker wie Tony Blair, George W. Bush und Gerhard Schröder aufgenommen werden. Doch bald fühlt er sich betrogen, von der Nato-Osterweiterung, den angeblich vom Westen unterstützten »orangen« Revolutionen in Georgien und der Ukraine. Er räumt potenzielle Rivalen wie Michail Chodorkowski aus dem Weg und zieht innenpolitisch die Zügel an. Es folgt eine Phase, in der Putin sich eher wie ein mächtiger Oligarch gibt, in der er das »gute Leben« der Superreichen schätzen lernt. Während der Präsidentschaft Medwedews bleibt er mit seinen PR-Stunts - halbnackt auf dem Pferd, mit Weißkranichen fliegend - omnipräsent. Als sich zu Beginn seiner dritten Amtszeit das Großstadtpublikum von ihm abwendet, besinnt Putin sich auf das einfache Volk, mit dem er sich im Hass auf Amerika einig weiß. Die Maidan-Revolution in Kiew füttert seine Paranoia: Die USA haben es in Wirklichkeit auf ihn abgesehen. Die Folgen sind bekannt - aber unabsehbar auch für sein eigenes (politisches) Überleben.

Michail Sygar, geboren 1981, ist Chefredakteur von Doschd, dem einzigen unabhängigen Fernsehsender in Russland, der angesichts staatlicher Repression derzeit nur über das Internet zu empfangen ist. Sygar, einer der bekanntesten Journalisten Russlands, hat als Kriegsreporter für die Tageszeitung Kommersant berichtet und war stellvertretender Chefredakteur der russischen Ausgabe von Newsweek. Gemeinsam mit Waleri Panjuschkin hat er das Buch »Gazprom. Das Geschäft mit der Macht« veröffentlicht.

Autorentext
Michail Sygar, geboren 1981, ist Chefredakteur von Doschd, dem einzigen unabhängigen Fernsehsender in Russland, der angesichts staatlicher Repression derzeit nur über das Internet zu empfangen ist. Sygar, einer der bekanntesten Journalisten Russlands, hat als Kriegsreporter für die Tageszeitung Kommersant berichtet und war stellvertretender Chefredakteur der russischen Ausgabe von Newsweek. Gemeinsam mit Waleri Panjuschkin hat er das Buch »Gazprom. Das Geschäft mit der Macht« veröffentlicht.

Leseprobe
Kapitel 2 Boris Beresowski, der aufdringliche Pate
Boris Beresowski bin ich nie begegnet. Dabei habe ich fast zehn Jahre lang bei einer Zeitung gearbeitet, die ihm gehörte - der größten Wirtschaftszeitung Russlands der 2000er-Jahre, dem Kommersant. Als ich 2007 an einem Buch über Gazprom mitgeschrieben habe, sollte ich eigentlich Beresowski aufsuchen und interviewen. Doch das habe ich bewusst vermieden. Mir schien, wenn Beresowski als Gesprächspartner in dem Buch auftaucht, dann könnte das nur kompromittierend wirken. So zweifelhaft war sein Ruf und alles, womit er zu tun hatte. Außerdem war ich überzeugt, dass Beresowski permanent lügt. Welchen Sinn sollte also ein Interview haben, das ich von vornherein für unglaubwürdig hielt? Viele meiner Freunde, darunter auch sehr gute, dachten über Beresowski völlig anders. Einige kannten ihn persönlich und waren sogar mit ihm befreundet. Besonders in seinen letzten Lebensjahren, als er einsam war und das Londoner Exil ihn sehr bedrückte. Sie versichern, er sei absolut offen gewesen. Da ich dieses Buch erst nach seinem Tod geschrieben habe, musste ich mich auf die Erinnerungen von Freunden des verstorbenen Oligarchen verlassen. Ein Jahr vor seinem Tod hat er meinen Journalistenkollegen vom Fernsehsender »Doschd« ein langes Interview gewährt. Außerdem hat er in seinen Zeugenaussagen im Prozess gegen Roman Abramowitsch seine Sicht auf die Ereignisse Ende der Neunziger- und Anfang der 2000er-Jahre wortreich dargelegt. Das Gericht in London war übrigens der Meinung, Beresowski habe in seinen Aussagen permanent gelogen, und entschied daher gegen ihn. Beresowski besaß eine sehr wichtige Eigenschaft, die ihn von allen übrigen Helden dieses Buches unterscheidet. Er hat viele Male Irrtümer zugegeben. Gegen Ende seines Lebens (natürlich nicht in den Phasen seines abenteuerlichen Triumphes) hat er seine Taten oft bereut. Einige meinen, dabei sei er absolut ehrlich gewesen. Andere sind sich sicher, dass auch das eine billige Pose war. Der Gänserich muss ins Loch »Gestern bin ich mir wie Beresowski vorgekommen«, scherzt Roman Abramowitsch gern, »ich habe mehrere Leute zur selben Zeit zu mir bestellt.« Menschen, die Beresowski näher kannten, sehen ihn als ein zerstreutes Mathematikgenie, das vor Ideen sprühte, aber bei Weitem nicht immer kontrollieren konnte, wie man sie umsetzte. Von Beresowski kursiert die Geschichte, wie er sich zufällig mehrere völlig über Kreuz liegende Geschäftsleute zur gleichen Zeit als Gäste einlud: Wladimir Gussinski, Michail Chodorkowski und Wladimir Potanin. Angeblich brachte er sie in verschiedenen Zimmern seines Hauses unter, damit sie sich nicht begegnen sollten. Dann aber tauchte ein Freund auf, dem er versprochen hatte, mit ihm ins russische Bad zu gehen. Er ging also mit seinem Freund ins Bad (offenbar ebenfalls in seinem Haus) und vergaß die übrigen Gäste. Es verging eine Stunde, und die Eingeladenen begannen im Haus umherzugehen, wobei sie sich natürlich über den Weg liefen. Schließlich versammelten sie sich alle um den Tisch im Esszimmer, wo plötzlich Beresowski im Bademantel vor ihnen stand. Was ihm dann im Jahre 2000 passierte, schockierte ihn noch mehr, obwohl er auch daran nicht unschuldig war. Die Präsidentschaft Wladimir Putins kann man teilweise auch als Beresowskis Idee sehen. Denn er hatte Putin bereits Anfang der Neunzigerjahre kennengelernt, und er war es auch, der den ehemaligen Stellvertreter Sobtschaks in den engeren Kreis um Boris Jelzin einführte. Von ihm stammt die Vorstellung, Putin sei der geeignetste Nachfolgekandidat des Präsidenten. Doch auch diese Idee führte sofort ein Eigenleben, das mit dem seinen nichts mehr zu tun hatte. Und das ihn immer mehr verdross. Anfangs empörte Beresowski, dass Beteiligte an Putins Sieg nicht belohnt und ehem


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