Da geht ein Mensch

Da geht ein Mensch

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783442736034
Untertitel:
Autobiographischer Roman
Genre:
Literatur vor 1945
Autor:
Alexander Granach
Herausgeber:
BTB Tb.
Auflage:
9. Aufl.
Anzahl Seiten:
384
Erscheinungsdatum:
28.02.2007
ISBN:
978-3-442-73603-4

Der grandiose Roman von einem der größten expressionistischen Schauspieler
Alexander Granach beschreibt mit atemberaubendem erzählerischem Talent seine Kindheit und Jugend in Galizien, seine Karriere als Schauspieler im Berlin der 20er Jahre und schließlich seine Zeit als österreichischer Soldat im Ersten Weltkrieg. Das Buch erschien 1945 in einem schwedischen Exilverlag in deutscher Sprache.

Vom Bäckergesellen zum gefeierten Theaterstar der unglaubliche Lebensweg des Alexander Granach.

Alexander Granachs Lebensweg ist beispiellos. Das neunte Kind einer jüdischen Bauersfamilie kämpft sich mit atemberaubender Vitalität und großem Improvisationstalent aus der galizischen Provinz bis nach Berlin, wo es ihm gelingt, an Max Reinhardts Schauspielschule zugelassen zu werden. Der erste Weltkrieg, an dem er als Soldat teilnimmt, kann die glänzende Karriere Granachs zum gefeierten Theater- und Stummfilmstar nur aufschieben, nicht verhindern. In der Emigration in den USA schreibt er seine mitreißenden und anrührenden Erinnerungen.

Eine der großen deutschen Biografien.

Autorentext
Alexander Granach, geboren 1890 in Werbowitz (Galizien) starb 1945 in New York. Er lernte bei Max Reinhardt und wurde zu einem der großen expressionistischen Schauspieler. Unvergessen bleibt er als Murnaus "Nosferatu" oder an der Seite von Greta Garbo in "Ninotschka".

Klappentext
Vom Bäckergesellen zum gefeierten Theaterstar - der unglaubliche Lebensweg des Alexander Granach.

Alexander Granachs Lebensweg ist beispiellos. Das neunte Kind einer jüdischen Bauersfamilie kämpft sich mit atemberaubender Vitalität und großem Improvisationstalent aus der galizischen Provinz bis nach Berlin, wo es ihm gelingt, an Max Reinhardts Schauspielschule zugelassen zu werden. Der erste Weltkrieg, an dem er als Soldat teilnimmt, kann die glänzende Karriere Granachs zum gefeierten Theater- und Stummfilmstar nur aufschieben, nicht verhindern. In der Emigration in den USA schreibt er seine mitreißenden und anrührenden Erinnerungen.




Leseprobe
a war sie, die Kraft aus dem Osten, von der sich Franz Kafka fr das bereits entleerte, traditionslose Westjudentum Stung erhoffte. 1910 war er im Cafavoy auf eine in Prag gastierende Lemberger jiddische Theatertruppe getroffen, deren Vitalitund Ursprnglichkeit, deren talmudische Melodie genauer Fragen, Beschwrungen oder Erklngen den Autor vollends in den Bann zog. Als eine Schauspielerin ihre Ansprache mit jdische Kinderlach begann, ging mir ein Zittern ber die Wangen, wie der Tagebucheintrag vom 5. Oktober 1911 vermerkt.
Auch Alexander Granachs erste Begegnung mit dem jiddischen Theater 1905 in Lemberg, wohin er sich als 14-Jiger abgesetzt hatte, sollte ber seinen Lebensweg entscheiden.
Hier ... vor Deinen Augen, in drei kurzen Stunden, verern sich Menschen und Welten und das ganze Leben! Welch ein zauberisches Wunder!!! ... Das ist die Welt, wo ich hingehre! Und in der Tat, der jdische Berjunge aus dem galizischen Schtetl Werbowitz, dann der jdische Proletarier in Lemberg, hat sich mit grandioser Willensste und unerschpflicher Neugierde hochgearbeitet bis zum genialen Schauspieler auf den gron Bhnen Berlins. In der Emigration, ohne Geld in den USA angekommen, schafft er es zu einem der gron Charakterdarsteller des Hollywoodfilms.
Auf all seinen Stationen hat er jedoch nie vergessen, woher er kam: Aus der in sich geschlossenen Welt des Schtetls, wo die jdischen Gesetzesvorschriften das Leben bestimmten, die Armut und der Kindersegen growaren, jeder Tag von neuem den Kampf ums erleben brachte. Das Elend konnte noch so bedrckend sein, der tiefe Glaube verliedie Menschen nicht. Gottergeben standen sie in all der Not und inmitten einer feindlichen Umgebung zusammen. Auch Alexander Granach, der Sohn des Hlers und Bers Aaron Gronich, war fromm erzogen worden, mit gror Ehrfurcht vor Gottes Welt und der Heiligkeit des Wortes. Die Religiosithalf, von den drckenden Verhnissen Abstand zu gewinnen. Distanznahme bedeutete immer auch, die Verhnisse zu transzendieren, sich zumindest eine spirituelle Gegenwelt aufzubauen. Um Weltflucht handelte es sich dabei nicht. Wirklichkeitsn und Realitsinn zen in der jdischen Existenz zu den erlebensprinzipien schlechthin. Frh eingebt, zunst als religise Praxis, hat sich die Transzendierung des Bestehenden zu einem Instrumentarium verselbststigt, das fr die jdische Kultur so typisch geworden ist. Wann singt ein Jude? fragt man. Er singt, wenn er hungrig ist. Und bei solchen Bedingungen gab es natrlich immer Gesang. Wusste kein Rebbe mehr Rat und kein Ausweg war in Sicht, gebar das Leid einen Witz oder wusste eine jener unzigen Parabeln zu erzen, die es zu ertragen halfen. Der Mangel beflgelte die Phantasie, in den Schtetls hatten Wunderrabbis Hochkonjunktur, die Welt war voller Geschichten und begnadeter Erzer. Mit Humor liesich ein Perspektivwechsel vollziehen.
Derman ausgestattet war auch der Ostjude Alexander Granach, der mit sechs Jahren in der Berei seines Vaters mitgearbeitet hatte, mit zwlf Jahren auf die Wanderschaft ging, mit vierzehn Jahren zum ersten Mal Theater in Lemberg sah; mit sechzehn Jahren kam er nach Berlin, mit siebzehn Jahren zu Max Reinhardt, mit vierundzwanzig Jahren ging er in den Krieg, mit achtundzwanzig Jahren spielte er den Shylock in Mnchen. So lakonisch beginnt Granach anllich einer Lesung aus seiner Autobiographie in New York ber sich zu erzen. Die gelehrsamen Zitate aus Talmud und Thora, die Fabelgestalten seiner Kindheit, die Spaacher und Possenreir, die Purimspiele und die Wunderwelt des Schtetls, den Geruch von Galiziens Erde mit seinen vertrten Wern nahm er mit in die berwirkliche Wirklichkeit auf die Bhnen der Metropolen. Das war der Nboden seiner unwiderstehlichen Kraft, die sich auf alle, die ihm begegneten, bertrug. Belehrt durch die Grunderfahrungen seiner Kindheit und Jugend blieb dieser Hintergrund fr sein Leben und sein Spiel immer der Matab.
Sprach er bei Max Reinhardt vor, fhlte er sich an Jom Kippur vor dem Gottesgericht erinnert, die jungen Schauspieler lauschten Reinhardt wie junge Chassidim ihrem Wunderrabbi lauschen. Auf der Bhne zu stehen, war fr mich dasselbe, was fr meinen Vater der Gottesdienst war. Als Granach 1919 endlich seine Traumrolle, den Shylock, am Mnchner Schauspielhaus spielen konnte und die Rolle kreierte, fragte er sich, ob Shylock auch unterzeichnen kann, dass er seinen Glauben ablegt und einen neuen annimmt? Kann man einen Glauben wechseln wie ein Hemd? Wrde das mein Vater getan haben? Oder Schimschale, der Milnitzer? Nein, nein, nein!
Granach hatte die ethische Schule des Schtetls absolviert, das Schicksal seiner Menschen im Mikrokosmos kennengelernt, sich seine ursprngliche Volksn bewahrt. Er liebte die Menschen, viele Menschen, die ihn noch mehr als die Schauspieler anregten, sie heben mich, erheben mich bis zur Ekstase. Er, der oft genug fr einen Hungerlohn Tag und Nacht durchschuften musste, verhehlte auch nicht, dass sein Herz hauptslich fr die im Leben zu kurz Gekommenen schlug. Es gengt ein Mensch zu sein lautet das eigentliche Thema in Lessings Nathan der Weise; im Judentum ist die Aussage, einer sei ein Mensch, hchstes Prkat. Mensch sein hei fr Granach der Welt das Unrecht ins Gesicht schleudern, eine gtige Seele und einen geraden Charakter auszubilden. Fr ihn galt, was er Shylock als Maxime seines Handelns mitgeben wollte: ... ihn so lange zu spielen, bis einmal alle knstlichen Unterschiede von uns abfallen und der Mensch in seinem Mitmenschen den Bruder erkennt und seinen Nsten liebt wie sich selbst und ihm nichts antut, was er selber nicht erleiden mchte. Alexander Granachs Erinnerungen enden in Mnchen bei der Figur des Shylock, dem er unbedingt humane Zge verleihen wollte. Der Titel des Buches, Da geht ein Mensch, weist auf den Anspruch Granachs hin, darauf, was er von sich zu sein …


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