Sonde 1957.

Sonde 1957.

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783428134496
Untertitel:
Ein Jahr als symbolische Zäsur für Wandlungsprozesse im geteilten Deutschland.
Genre:
Politikwissenschaft
Herausgeber:
Duncker & Humblot GmbH
Anzahl Seiten:
432
Erscheinungsdatum:
30.11.2010
ISBN:
978-3-428-13449-6

Ein "Wendejahr" war 1957 nicht. Aber in beiden deutschen Staaten zeigte sich eine Fülle von Problemen, die zu Reformen und Wandel drängten. In der Bundesrepublik bewirkte das Wirtschaftswunder den Anschluss an die westeuropäische Normalität; es deuteten sich Zeichen von Werte-, Mentalitäts- und Generationswechseln an. Demgegenüber rang die DDR noch um wirtschaftliche Stabilität, ferner hatte sie die Spätfolgen der Entstalinisierung zu bewältigen, die sich bei Schriftstellern und Intellektuellen, fern der Macht zeigte. Die Staatspartei regierte mit drastischen Sanktionen. Das Jahr 1957 dient als Sonde, um weitere Vorgänge und Probleme der späten fünfziger Jahre zu erschließen.

Ein »aufregendes« Jahr war 1957 auf den ersten Blick nicht. Das Vorjahr hatte mit Chruschtschows Entstalinisierungs-Rede und den Aufständen in Polen und Ungarn die schwerste Krise der kommunistischen Welt in der Nachkriegszeit erlebt. Deren Folgen waren im östlichen Teil Deutschlands freilich noch nicht ausgestanden, wie die Verfolgung von Schriftstellern und Intellektuellen in der DDR zeigte. Die Bundesrepublik schien im Zeichen des "Wirtschaftswunders" Anschluss an das Lebensniveau der westeuropäischen Nachbarn gefunden zu haben: Der Satz »Keine Experimente« verkörperte auch den Zeitgeist. »Sputnik-Schock«, die Römischen Verträge, der Vorabend der zweiten großen Berlin-Krise, die Einmaligkeit einer absoluten Mehrheit bei einer Bundestagswahl, Reformdruck in der Gesellschaft, ein Beginn sichtbaren Generations- und Mentalitätswandels im Westen prägten dieses Jahr. Andere Herausforderungen kennzeichneten die DDR: Das Ministerium für Staatssicherheit richtete sich neu aus und misstraute zuerst dem eigenen Volk. Die Wirtschaft sollte sich nach den Plänen der SED-Führung beschleunigt entwickeln, für die stagnierende Landwirtschaft suchten Experten nach neuen Konzepten. Schriftsteller und Wissenschaftler gerieten zwischen alle Fronten. Eine breite Palette politischer, wirtschaftlicher, gesellschafts-, mentalitäts- und ideengeschichtlicher Probleme in Ost und West gerät in den Blick. Der Band will dabei keine Chronik des Jahres 1957 vorlegen, sondern vielmehr Vorgänge dieses Jahres zum Ausgangspunkt für eine weitere Betrachtung nehmen. Es stellt sich die leitende Frage, inwiefern 1957 in beiden deutschen Staaten ein Wendejahr oder wenigstens eine »weiche«, eine symbolische Zäsur für Wandlungsprozesse ab dem Ausgang der 1950er Jahre bildete. Nicht nur der »Sputnik«, das gesamte Jahr 1957 dient als Sonde, um ausgehend von einzelnen Beobachtungen, Ereignissen und Vorgängen die späten fünfziger Jahre zu erkunden.

Autorentext
Werner Müller: Geboren 1946, Studium der Zeitgeschichte, Politischen Wissenschaft, des Öffentlichen Rechts und der Philosophie, Promotion 1976 in Bonn. Habilitation 1986 in Mannheim, seit 1994 Professor für Zeitgeschichte an der Universität Rostock.

Klappentext
Ein "aufregendes" Jahr war 1957 auf den ersten Blick nicht. Das Vorjahr hatte mit Chruschtschows Entstalinisierungs-Rede und den Aufständen in Polen und Ungarn die schwerste Krise der kommunistischen Welt in der Nachkriegszeit erlebt. Deren Folgen waren im östlichen Teil Deutschlands freilich noch nicht ausgestanden, wie die Verfolgung von Schriftstellern und Intellektuellen in der DDR zeigte. Die Bundesrepublik schien im Zeichen des "Wirtschaftswunders" Anschluss an das Lebensniveau der westeuropäischen Nachbarn gefunden zu haben: Der Satz "Keine Experimente" verkörperte auch den Zeitgeist. "Sputnik-Schock", die Römischen Verträge, der Vorabend der zweiten großen Berlin-Krise, die Einmaligkeit einer absoluten Mehrheit bei einer Bundestagswahl, Reformdruck in der Gesellschaft, ein Beginn sichtbaren Generations- und Mentalitätswandels im Westen prägten dieses Jahr. Andere Herausforderungen kennzeichneten die DDR: Das Ministerium für Staatssicherheit richtete sich neu aus und misstraute zuerst dem eigenen Volk. Die Wirtschaft sollte sich nach den Plänen der SED-Führung beschleunigt entwickeln, für die stagnierende Landwirtschaft suchten Experten nach neuen Konzepten. Schriftsteller und Wissenschaftler gerieten zwischen alle Fronten. Eine breite Palette politischer, wirtschaftlicher, gesellschafts-, mentalitäts- und ideengeschichtlicher Probleme in Ost und West gerät in den Blick. Der Band will dabei keine Chronik des Jahres 1957 vorlegen, sondern vielmehr Vorgänge dieses Jahres zum Ausgangspunkt für eine weitere Betrachtung nehmen. Es stellt sich die leitende Frage, inwiefern 1957 in beiden deutschen Staaten ein Wendejahr oder wenigstens eine "weiche", eine symbolische Zäsur für Wandlungsprozesse ab dem Ausgang der 1950er Jahre bildete. Nicht nur der "Sputnik", das gesamte Jahr 1957 dient als Sonde, um ausgehend von einzelnen Beobachtungen, Ereignissen und Vorgängen die späten fünfziger Jahre zu erkunden.

Inhalt
Inhalt: I. Überblick: A. Gallus, Scharnierzeit zwischen Konsolidierung und Demokratisierung. Die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1957 - H. Weber, Eine Zeit der Probleme und des Übergangs. Die DDR im Jahr 1957 - II. Zwischen Sputnik-Start, "deutscher Frage" und europäischer Einigung - der Blick nach außen: R. Gries, Vorwärts in die Neue Zeit. Die Metaphorik des Aufbruchs aus generationengeschichtlicher Perspektive - W. Loth, Adenauer und die DDR am Vorabend der Berlin-Krise - H.-G. Golz, Hammer und Zirkel an der Themse - B. Neuss, Die Bundesrepublik und Europa im Jahr der "Römischen Verträge" - III. Zwischen "Wahlwunder", "dritten Wegen" und Repression - der Blick nach innen: E. Jesse, Das "Wahlwunder" 1957 - C. Meyer, Niederlage und Neubeginn. Herbert Wehner und die SPD 1957 - W. Schmidt, "Der Sozialdemokrat von morgen". Die Wahl Willy Brandts zum Regierenden Bürgermeister von Berlin und sein politischer Aufstieg - G. Herzberg, Die stärkere Alternative. Fragen an das Jahr der Abrechnung - G. Dietrich, Johannes R. Becher: Politische Demontage und poetische Selbstbehauptung - R. Engelmann, Wechsel an der Spitze der Staatssicherheit. Die Neuausrichtung der DDR-Geheimpolizei im Jahr 1957 - IV. Zwischen Rentenreform, Reformdruck und Geschlechteremanzipation: der Blick auf Wirtschaft und Gesellschaft: W. Bührer, Ludwig Erhards "Wohlstand für Alle" und die westdeutsche Wirtschaft 1957 - W. Schmähl, Von der statischen zur "dynamischen" Rente. Die Rentenreform des Jahres 1957 in der Bundesrepublik als Zäsur der deutschen Alterssicherungspolitik - M. Boldorf, Reformdruck und Reformpläne der DDR-Wirtschaft 1957 - K. T. Inachin, Der zweite Weg zum Sozialismus. Das Agrarprogramm Kurt Viewegs und Marga Langendorfs und die Krisenanalyse im Jahr 1957 - T. van Rahden, Das Lächeln der Verfassungsrichterin. Das Ende des väterlichen "Stichentscheids" und die Suche nach der Demokratie in der frühen Bundesrepublik - V. Zwischen "skeptischer Generation", empfundener "Restauration" und intellektuellen Aufbrüchen: der Blick auf Literatur und Wissenschaft: J. Hacke, Helmut Schelskys skeptische Jugend. Die mythische Geburtsstunde einer bundesrepublikanischen Generation - D. Geppert, "Kreuzwegqual zwischen Politik und Literatur". Der Umbruch Ende der 1950er Jahre als Zäsur in der Geschichte der Gruppe 47 - M. Riedel, Philosoph des "anderen Deutschland"? Ernst Bloch in Leipzig - O. Bartz, Die Gründung des Wissenschaftsrates als Zäsur für die Wissenschaftspolitik in der Bundesrepublik? - VI. Statt eines Resümees: W. Müller, Probleme von Bundesregierung und SED-Politbüro im Jahr 1957 - VII. Dokumentation: G. Just / E. Loest, Erinnerungen an die DDR um das Jahr 1957; zwei Zeitzeugenberichte


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