Filmgenres: Kriegsfilm

Filmgenres: Kriegsfilm

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783150184110
Untertitel:
Reclams Universal-Bibliothek 18411
Genre:
Film-Lexika
Herausgeber:
Reclam
Anzahl Seiten:
379
Erscheinungsdatum:
25.07.2006
ISBN:
978-3-15-018411-0

Darf man sich mit Kriegsfilmen beschäftigen? Oder nur mit solchen die - was häufig ziemlich verlogen wirkt - das Etikett "Antikriegsfilm" vor sich hertragen? Oder trägt der Kriegsfilm, der gleichzeitig mit dem modernen Krieg entstand, nicht dieselbe Signatur der Entmenschlichung wie dieser, sodass die Darstellung des modernen Kriegs gar nicht als Antikriegsfilm verbrämt zu werden braucht? Von dieser Prämisse geht der Band aus, der das Genre kritisch ernst nimmt, in dem sich so unbestritten bedeutsame Werke finden wie wie "Im Westen nichts Neues", "Die große Illusion", "Wege zum Ruhm", "Die Brücke", "Apocalypse Now", "Der schmale Grat" u.v.a.

Autorentext
Thomas Klein ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Institut für Filmwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Marcus Stiglegger ist Filmwissenschaftler und -publizist und schreibt regelmäßig u.a. für epd film, Testcard, Splatting Image und film-dienst. Er selbst gibt das Kulturmagazin :Ikonen: heraus. Zahlreiche Bücher zur Ästhetik und Geschichte des internationalen Films.

Leseprobe
Das Boot BRD 1981 f 149 min R: Wolfgang Petersen B: Wolfgang Petersen, nach dem gleichnamigen Roman von Lothar-Günther Buchheim K: Jost Vacano M: Klaus Doldinger D: Jürgen Prochnow (Kapitänleutnant Lehmann), Herbert Grönemeyer (Leutnant Werner), Klaus Wennemann (Leitender Ingenieur), Hubertus Bengsch (Erster Wachoffizier), Martin Semmelrogge (Zweiter Wachoffizier), Heinz Hoenig (Hinrich), Uwe Ochsenknecht (Bootsmann), Claude-Oliver Rudolph (Ario), Ralf Richter (Frenssen) Kann man U-Boot-Filme als eigenes Genre definieren? Andrew Tudor sagt: Ein Genre ist das, was wir dafür halten. U-Boot-Filme ließen sich allerdings einzig definieren darüber, dass sie auf U-Booten und meist unter Wasser spielen. Das und das äußerst kleine Korpus dieser Gruppe von Filmen lassen den Begriff "Genre" als zu weit greifend erscheinen. Man mag sie als Subgenre des Kriegsfilmes verstehen, denn nahezu immer sind es Kriegsfilme, was daran liegt, dass es nur äußerst wenige zivile U-Boote gibt und noch weniger Filme darüber. Diese ließen sich vielleicht mit Filmen wie 'The Abyss' ('Abyss - Abgrund des Todes', 1989) zu einer Gruppe von Unterwasserfilmen zusammenfassen. Dennoch haben U-Boot-Filme bestimmte Invariablen, die sie auszeichnen: die Isolation von der Außenwelt vor allem, die den Entscheidungsdruck des/der Helden geradezu multipliziert. Ebenso verschärfend ist der Druck durch die Situation, im U-Boot-Film oft allegorisiert durch den enormen Wasserdruck. Es stehen bei jeder Entscheidung Menschenleben auf dem Spiel, und es sind selten diejenigen der Entscheidungsträger. Neben den reinen Kriegs- und Taktikentscheidungen zählen dazu auch seit Anfang der sechziger Jahre die Probleme der Kernkraft bei Atom-U-Booten. Als weitere Folge der Isolation verschärfen sich auch die menschlichen Konflikte, insbesondere zwischen Kapitän und Erstem Offizier. Das Korpus von rund 25 Filmen, die sich finden ließen, variiert und/oder verbindet diese Motive miteinander. Auffällig ist, dass bis 1959 mit zehn Filmen fast die Hälfte des Korpus aus der Nachkriegszeit stammt und sich besonders mit Japan befasst. Erst seit 1990 setzte langsam wieder eine Welle von U-Boot-Filmen ein, die sich inzwischen alle mehr oder weniger mit den Problemen der Atomantriebe und -raketen befassen. Daneben gab und gibt es Genre-Mischungen mit der Komödie ('Operation Petticoat / Unternehmen Petticoat', 1959) und dem Horrorfilm ('Below', 2002); und eigentlich ist 'The Hunt for Red October' ('Jagd auf Roter Oktober', 1990) auch eher ein Agententhriller. Was sich überhaupt über die zweite Welle von U-Boot-Filmen sagen lässt: Es sind keine Kriegsfilme, vielmehr sind es Filme über die Verhinderung von Kriegen, verschärft unter dem Gesichtspunkt, dass ein Krieg im Atomzeitalter nicht mehr gewinnbar wäre. 'Das Boot' hat viel mehr Ähnlichkeit mit den Filmen der fünfziger Jahre, und nicht nur, weil der Film im Zweiten Weltkrieg spielt: 1943 fährt ein deutsches U-Boot auf Patrouillenfahrt in den Atlantik, an Bord den Kriegsberichterstatter Lothar-Günther Buchheim. Dessen Erlebnisse, zunächst dokumentiert in einem Roman und bearbeitet als Drehbuch, beschreibt Wolfgang Petersens erster international rezipierter Kinofilm. Der Film beginnt an Land, in der Nacht vor der Ausfahrt. Nahezu alle sind betrunken und feiern ein letztes Mal. Nur der "Kaleu" (Kapitänleutnant) hängt schweren Gedanken an eine "gute alte Zeit" nach, die er seinem Freund, Kapitän Thomsen, erzählt. Am nächsten Morgen beginnt ihr Auftrag, Patrouillenfahrt im Atlantik, mit einer gloriosen Ausfahrt unter Begleitung einer Musikkapelle und einer winkenden Bevölkerung. Auch an Bord ist die Stimmung noch gelöst. Die Beschwerden über die Enge und die voll gestellten Gänge sind in ihrem Ton fast freundschaftlich. Doch dann beginnt der Wahnsinn. Lange Zeit kreuzen sie ohne Feindkontakt durch den Atlantik, die Langeweile bedroht die Moral, die mangelnde Hygiene die Gesundheit. Dann überschlagen sich die Ereignisse, als sie ein Handelsschiff angreifen wollen und von einem Zerstörer überrascht werden, dem sie nur in die Tiefe entfliehen können. Sie geraten in einen Sturm und verlieren fast einen Mann. Ein weiterer Angriff auf einen großen Geleitzug gelingt, doch wieder müssen sie dem mörderischen und wütenden Gegenschlag der Wasserbomben werfenden Zerstörer entfliehen. Als sie dann zum Geleitzug zurückkehren, um den angeschlagenen Tanker zu versenken, müssen sie entsetzt feststellen, dass der Gegner die Besatzung nicht evakuiert hat. Trotz des grauenhaften Anblicks von brennenden Seeleuten, die sich ins Meer werfen und auf sie zuschwimmen, nehmen sie niemanden an Bord - aus Platzgründen. Gebannten Blickes fahren sie rückwärts davon. Auch diese Versenkung ist kein Sieg, zu hoch war der Preis, auch dieses Ereignis lastet schwer auf den Männern. Von den Zerstörer-Angriffen beschädigt, soll das Boot eigentlich in die Heimat zurückfahren, doch dann kommt ein neuer Funkspruch: Versorgung aufnehmen in Spanien, dann neuer Heimathafen im Mittelmeer - durch die Meerenge von Gibraltar, die von den Engländern kontrolliert wird: "Das ist wie mit einer Jungfrau: Um da durchzukommen, müssen wir unseren Kahn mit Vaseline einschmieren", fasst es typisch derb einer der Matrosen zusammen. Der Plan des Kaleu ist kühn und könnte gelingen, doch ein Flugzeug macht sie aus, trifft sie, und schwer beschädigt sackt das Boot bei 280 Metern auf den Grund. Die Werksgarantie, so wissen wir längst, liegt bei 90 Metern. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, umfangreiche Reparaturen müssen erledigt werden, bevor die Luft ausgeht, und es bleibt nur ein Versuch zum Auftauchen. Doch es gelingt. Man entscheidet sich für den alten Heimathafen, wo man Tage später versehrt, doch am Leben einläuft - wieder bei Marschmusik, wieder unter den Willkommensgrüßen der Bevölkerung. Doch U 96 hat kein Glück. Bevor das Boot in den Bunker fährt, erfolgt ein überraschender Luftangriff der Alliierten, der die halbe Besatzung tötet oder verwundet und das Boot im Hafen liegend unter den Blicken des sterbenden Kaleu versenkt. Der Kinofilm war von Anfang an als eine von zwei Versionen gedacht, denn parallel zur Kinoversion wurde eine fast fünf Stunden lange, in sechs Folgen geplante Fernseh-Version erstellt. 1999 erschien eine 208 Minuten lange Director's-Cut-Fassung, die der Qualität der TV-Fassung näherkommt. Doch bereits die erste Kinofassung begründete den Weltruhm, den der Regisseur Petersen, der Kameramann Jost Vacano und viele Schauspieler in der Folgezeit errangen. Bei der Uraufführung des Films in den USA, die in einem mit 1500 Menschen besetzten Kino in Los Angeles stattfand, gab es großen Applaus, schon bevor die Handlung startete: Eine Texttafel verkündet…


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