Dogma und Theologie

Dogma und Theologie

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783050045641
Untertitel:
Dominikanertheologen in den Kontroversen um die Immaculata Conceptio
Genre:
Sonstige Philosophie-Bücher
Autor:
Ulrich Horst OP
Herausgeber:
De Gruyter Akademie Forschung
Anzahl Seiten:
170
Erscheinungsdatum:
15.12.2008
ISBN:
978-3-05-004564-1

Die Frage, ob und wie Maria das Schicksal der erbsündlich verfassten Menschheit teilte, hat die Theologie von der Hochscholastik bis weit in die Neuzeit beschäftigt. Theologen des Dominikanerordens haben, gestützt auf die Tradition der Väter und insbesondere auf die Autorität des hl. Thomas v. Aquin, die These vertreten, dass Maria erst nach der Empfängnis im Schoß ihrer Mutter von der Erbsünde befreit wurde, um so die Einzigartigkeit der Menschwerdung Jesu hervorzuheben. Die Minoriten hingegen mit Duns Scotus an der Spitze bekannten sich zur "frommen Meinung", Maria sei von Anfang an vor der Erbschuld bewahrt worden. Dass sich im Laufe der Zeit die meisten Universitäten diese Ansicht zu eigen machten, förderte deren Verbreitung außerordentlich. Für sie fand sich auf dem Basler Konzil eine Mehrheit, die schließlich 1439 zur feierlichen Definition der Unbefleckten Empfängnis Mariens schritt, der freilich die allgemeine Anerkennung versagt blieb. Die von den Dominikanern verteidigte konservative Position, die auf Schrift, Tradition der Väter und Lehre der großen Theologen beharrte, war nun in ein kirchliches Abseits geraten. Gleichwohl leisteten sie von wenigen Ausnahmen abgesehen bis zuletzt Widerstand. Den theologischen Höhepunkt der Opposition markiert ein für Papst Leo X. verfasstes Gutachten Cajetans (1515). Vorliegende Studie analysiert die Argumente der die Diskussion bestimmenden Dominikaner. Sie möchte zeigen, dass hinter den Kontroversen um das Dogma tiefe Differenzen in der Wertung der Quellen und Autoritäten der Theologie lagen.

Autorentext
Geboren 1931. Mitglied des Dominikanerordens. Studium in Walberberg, Salamanca und München. 1985-1999 Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität und Direktor des Grabmann-Institutes

Leseprobe
I. Kapitel Die Protagonisten (S. 79-80)

1. Isidoro Isolani

Im Jahre 1510 erschien in Mailand ein Buch des Dominikaners Isidoro Isolani (ca. 1477 1528) mit dem für einen Theologen aus dem Predigerorden mißverständlichen Titel Opus de veritate conceptionis immaculate virginis matris Dei Mariae ex doctrina Joannis Scoti ac Divi Bonaventure ordinis minorum quo omni postposito affectu inordinato sanctorum doctorum veritas ac pape Sixti determinatio explanantur. Der Verfasser war zu seiner Zeit insbesondere durch seine Summa de donis Sancti Ioseph und eine ekklesiologische Schrift De imperio militantis ecclesiae (1516) bekannt. Auch in seiner Rolle als einer der frühen italienischen Gegner Luthers blieb er in Erinnerung.

Auf den ersten Blick scheint es unklar zu sein, welche Meinung Isolani in Bezug auf die Unbefleckte Empfängnis Mariens vertritt, da er offenbar zwei Franziskanertheologen und Papst Sixtus IV. zu seinen wichtigsten Gewährsleuten zählt. Er wäre dann jenen wenigen Dominikanern zuzurechnen, die sich zur neuen Meinung" bekannten.Tatsächlich verfolgt Isolani ein anderes Ziel. Seine Abhandlung hat ihren Ort in den Kontroversen, die Angehörige des Ordens im Umfeld Vincenzo Bandellos mit ihren scharfen Angriffen auf die Befürworter der Immaculata Conceptio namentlich in Oberitalien ausgelöst hatten. Die Bulle Grave nimis hatte allen Predigern eine gegenseitige Verketzerung untersagt und, wie das Beispiel Isolanis zeigen wird, hatte sie ihre Wirkung nicht verfehlt. Formal gesehen waren jetzt beide Schulen gleichermaßen anerkannt, doch bestand nunmehr kein Zweifel an der Richtung, in die das römische Lehramt seit der Einführung eines Meßformulars zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis Mariens tendierte.

Klar war ebenso, daß die in dezidierter Form erlassene päpstliche Anordnung die Vertreter der alten Meinung" in eine ungewohnte Lage versetzte, insofern sie jetzt auf frontale Angriffe verzichten und wenigstens der Form nach von der Gleichrangigkeit der gegnerischen Argumente ausgehen mußten. Die Anhänger der neuen Meinung" hatten unterdessen eine doktrinäre Aufwertung erfahren, auf die sachgemäß zu reagieren den Dominikanern nicht leicht fiel. Man mußte Gründe finden, die die Gegenpartei nicht in den Geruch der Häresie brachten, aber gleichzeitig so geartet waren, daß ihnen ein unvoreingenommener Leser die größere Beweiskraft zuerkannte. Beide Thesen hatten zwar nunmehr als probabel" zu gelten, doch konnte man die eigene Doktrin so formulieren, daß die andere in Wahrheit als unwahrscheinlich" oder gar als Zeichen der Ignoranz anzusehen war. Den Vorwurf, gegen eine Anordnung der Kirche verstoßen zu haben, konnte man dann nicht erheben.

Vor und nach 1500 sahen sich die Dominikaner namentlich in Oberitalien in einer schwierigen Situation. Die scharfen antiimmakulistischen Äußerungen Vincenzo Bandellos hatten für Unruhe und Proteste gegen den Orden gesorgt, die auch Grave nimis zu verhindern nicht imstande war. Die Dominikaner, die durch das Lehramt und die zu Exzessen neigende Volksfrömmigkeit in Bedrängnis geraten waren, mußten sich um einen Ausgleich mühen, ohne die eigene theologische Tradition zu gefährden oder gar preiszugeben.

Wie lebendig die Auseinandersetzungen nach 1500 waren, bezeugt Isolani, der Vincenzo Bandello am Schluß seines Buches ehrende Worte widmet. Er erinnert an polemische Schriften gegen den Generalmagister und sein hochgelehrtes Buch", das eine Fülle von bewundernswerten Gründen" zugunsten der erbsündlichen Empfängnis Mariens enthalte. Das heißt: In den Augen Isolanis haben die Argumente Bandellos keineswegs ihre Kraft verloren. Auch verweist er auf das exemplarische Leben des Generals, den er, wie er versichert, gut gekannt habe.

Inhalt
1;Inhaltsverzeichnis;6
2;Vorwort;8
3;Zur Einführung;10
4;Erster Teil Die Dominikanertheologen und das Problem der Immaculata Conceptio;14
4.1;I. Kapitel Die Grundlegung;16
4.2;II. Kapitel Die ersten großen Kontroversen;37
4.3;III. Kapitel Die Verteidigung der klassischen Ordensposition: Vincenzo Bandello;62
5;Zweiter Teil Die Auseinandersetzungen im 16. Jahrhundert;86
5.1;I. Kapitel Die Protagonisten;88
5.2;II. Kapitel Die beginnende Umorientierung;128
6;Nachwort;148
7;Quellen- und Literaturverzeichnis;160
8;Namensverzeichnis;176


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