Kondylis - Aufklärer ohne Mission

Kondylis - Aufklärer ohne Mission

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783050043166
Untertitel:
Aufsätze und Essays
Genre:
Östliche Philosophie
Herausgeber:
De Gruyter Akademie Forschung
Anzahl Seiten:
198
Erscheinungsdatum:
02.07.2007
ISBN:
978-3-05-004316-6

Falk Horst (Hrsg.)

Kondylis - Aufklärer ohne Mission

Aufsätze und Essays

2007. XI, 198 S.

ISBN 978-3-05-004316-6

Der deutsch-griechische Philosophiehistoriker und politische Denker Panajotis Kondylis lebte von 1943 bis 1998. Er hat ein umfangreiches Werk hinterlassen, in das die einzelnen Aufsätze des Bandes einführen. "Die Urteile von Kondylis zeichnen sich aus durch Nüchternheit und einen Ernüchterungseffekt, durch Klarheit der Argumente und ihre Begründung, durch Unbestechlichkeit einer offenen Parteinahme jenseits aller modischen Schwankungen und Zumutungen. Seine wissenssoziologisch aufregende These, dass sich Identitäten ändern können oder sukzessive auswechselbar werden, während die reale Existenz einer Person sich durchhält, dieser erfahrungsgesättigte Satz beruht auf seiner ganz persönlichen Leistung, nämlich seine eigene Existenz nie aufgegeben oder gewechselt oder gar verraten zu haben" (Reinhart Koselleck).

Aus dem Inhalt:

Falk Horst: Einleitung

Reinhart Koselleck: Kondylis' Beiträge zu den "Geschichtlichen Grundbegriffen"

Andreas Cser: Die Machiavellistudie von 1971. Zum Erstlingswerk von Kondylis

Falk Horst:Von der Ideengeschichte zu "Macht und Entscheidung"

Peter Furth: Aufklärer ohne Mission. Über die Position von Panajotis Kondylis

Eberhard Straub: Konservativismus

Andreas Cser: Kondylis und Montesquieu

Andreas Krause: Mechanik der Mächte. Über die politischen Schriften von Panajotis Kondylis

Hans-Martin Lohmann: Wirtschaftsbürger, Bildungsbürger, Konsumbürger – der Bürger bleibt

Wolfgang Schuller: Marx, Engels und der Marxismus bei Panajotis Kondylis

Peter Furth:Über die Sozialontologie von Panajotis Kondylis

Gedanken und Sprüche. Aphorismen von Panajotis Kondylis

Pressestimmen

Als "Einführung in Kondylis' Werk" empfohlen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. September 2007


Der deutsch-griechische Philosophiehistoriker und politische Denker Panajotis Kondylis lebte von 1943 bis 1998. Er hat ein umfangreiches Werk hinterlassen, in das die einzelnen Aufsätze des Bandes einführen. "Die Urteile von Kondylis zeichnen sich aus durch Nüchternheit und einen Ernüchterungseffekt, durch Klarheit der Argumente und ihre Begründung, durch Unbestechlichkeit einer offenen Parteinahme jenseits aller modischen Schwankungen und Zumutungen. Seine wissenssoziologisch aufregende These, dass sich Identitäten ändern können oder sukzessive auswechselbar werden, während die reale Existenz einer Person sich durchhält, dieser erfahrungsgesättigte Satz beruht auf seiner ganz persönlichen Leistung, nämlich seine eigene Existenz nie aufgegeben oder gewechselt oder gar verraten zu haben" (Reinhart Koselleck).

Zusammenfassung
"[Als] Einführung in Kondylis' Werk empfohlen." Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. September 2007 "Der Band bietet gute Möglichkeiten, sich mit einem Autor bekanntzumachen, der das Gespräch nicht gerade suchte - 'Gespräche sind unter Andersdenkenden unmöglich und unter Gesinnungsgenossen überflüssig' -, aber im Gespräch gehalten zu werden verdient." Helmut Mayer in: Neue Zürcher Zeitung, 7. Februar 2008 "in diesen Aufsätzen und dem einleitenden Vortrag von Reinhart Koselleck werden sowohl das Programm des 'deskriptiven Dezisionismus' und die anthropologischen Prämissen von Kondylis als auch seine Abgrenzung von der Sprachwissenschaft sowie der traditionellen Ideen- und Sozialgeschichte deutlich." Zeitschrift für Politikwissenschaft, 4/2007 "Vielleicht darf man das Erscheinen dieses Bandes als erstes Indiz dafür nehmen, daß Kondylis in den Rang eines Klassikers aufrückt, eines Klassikers der politischen Theorie." Karlheinz Weissmann in: Junge Freiheit, 4. April 2008 "[D]ieser von Falk Horst herausgegebene Band [kann] als Einführung in das Denken von Kondylis unbedingt empfohlen werden." Martin Voelkel in: Sezession, 25. August 2008 "Das Spektrum der Beiträger des Bandes zeigt deutlich die Ausstrahlkraft des Kondylis'schen Denkens auf linke wie rechte Denker und bietet neben Aufsätzen und Essays zu Kondylis' Werk auch einige Seiten mit Aphorismen des 1943 in Olympia geborenen Gelehrten [...]." Till Kinzel in: Informationsmittel (IFB), 16 (2008) 1/2

Leseprobe
Peter Furth
Aufklärer ohne Mission - Über die Position von Panajotis Kondylis (S. 53-54)

Kondylis meinte, eine Philosophie sei am besten über ihre Gegnerschaften zu begreifen. Hier soll von einer anderen Seite her versucht werden, die Kondylissche Position auszumachen, gewissermaßen von innen her, von Fragen und Problemen aus, die auf dem eigenen Terrain seines Denkens liegen, nämlich innerhalb der Zurechnungen, in die Kondylis selbst sein Denken stellte oder die doch im Umkreis davon liegen. Die Spur dazu legt die Rolle, die die Paradoxie bei Kondylis hat. Sie ist für ihn nicht Stilmittel wie für den Aphoristiker, sondern Mittel der Gedankenführung insbesondere beim Stellen der Probleme.

Sie ist aber auch als Ausdruck einer Erkenntnishaltung eine ungelöste Spannung, die durch das ganze Werk geht. Bezieht man das Denken von Kondylis auf die Disziplinen, Richtungen und Problemlagen, denen er sich selbst zuordnete, so bemerkt man bald die Sperrigkeiten und Unstimmigkeiten, die erklärt sein wollen, wenn man das Kondylissche Denken aus ihm eigenen oder doch naheliegenden Zuordnungen verstehen will. So ist Kondylis zweifellos ein Aufklärer, aber ein Aufklärer ohne Mission. Der Ideologietheoretiker Kondylis tritt nicht als Ideologiekritiker hervor, sondern glänzt in der Rolle eines Ideenhistorikers, der ohne den Begriff des falschen Bewußtseins auskommt. Und die von Kondylis behauptete theoretische Überlegenheit seines Materialismus manifestiert sich im Aufweis der praktischen Überlegenheit idealistischer Weltsicht. Solche paradoxalen Befunde machen den Versuch, die Kondylissche Position zu bestimmen, nicht gerade einfach, aber sie zeigen auch, welche Fragen zu stellen und welche Scheinlösungen zu vermeiden sind, wenn man die Positionsbeschreibung an der von Kondylis selbst herangezogenen philosophischen Tradition und seiner eigenen Begrifflichkeit orientiert.

Das bedeutet, daß die Beschaffenheit des Materialismus, in den Kondylis sein Denken einreiht, im Mittelpunkt der Überlegungen steht und daß im Zusammenhang damit zu fragen ist, wie sich Materialismus alsWeltanschauung und als hermeneutisches Konstrukt ("deskriptiver Dezisionismus") zueinander verhalten. Kondylis schreibt am Ende von "Macht und Entscheidung": "Ich finde es aufregend und spannend, daß auf diesem Planeten die Materie oder die Energie, wie man will, zum Bewußtsein von sich selbst gekommen ist, daß es Wesen gibt, die in ihrem Machterweiterungsstreben den ‚Geist' in der ganzen Vielfalt seiner Formen und seiner erstaunlichen Spiele erzeugen und sich am liebsten mit Hilfe von Glaubenssätzen und Theorien gegenseitig vernichten." Kondylis gibt hier seine Antwort auf die berühmte Grundfrage der Philosophie: Es gibt ein Erstes, das alles Weitere, auch das Gegenteil seiner selbst generiert, das nicht nur Anfang, sondern alles ist und das lediglich durch diesen Status, Erstes und Alles zu sein, bestimmt ist, was aber inhaltlich eine leere Bestimmung ist, die sozusagen dadurch erst aufgefüllt wird, daß das Erste nicht das von ihm abhängige Gegenteil, Geist, ist. Das Erste, Materie oder Energie, wie Kondylis sagt, ist also eigentlich nur negativ zu fassen: als Nicht-Geist.

Aber dadurch, daß dieses Erste alles ist, ist auch festgelegt, daß es, obwohl selber nur als Reflex des Geistes bestimmt, die Macht über de…


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