Arbeit - Macht - Markt. Industrieller Arbeitsmarkt 1900-1929

Arbeit - Macht - Markt. Industrieller Arbeitsmarkt 1900-1929

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783050042336
Untertitel:
Deutschland und Italien im Vergleich
Genre:
Regional- und Ländergeschichte
Autor:
Stephanie Tilly
Herausgeber:
De Gruyter Akademie Forschung
Anzahl Seiten:
488
Erscheinungsdatum:
11.10.2006
ISBN:
978-3-05-004233-6

Die kollektiven und antagonistischen Interessen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern prallen auf dem industriellen Arbeitsmarkt, Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Staat, aufeinander. Im Zeitraum vom späten deutschen Kaiserreich bis zum Vorabend der Weltwirtschaftskrise forderten die Auseinandersetzungen am Arbeitsmarkt zunehmend staatliche Interventionen heraus, die die staatliche Wirtschafts- und Sozialpolitik zum dritten Akteur im Arbeitsmarktgeschehen werden ließen. Der Untersuchungszeitraum setzt mit beginnenden Regulierungen ein, die zwischen den Arbeitsmarktparteien freiwillig vereinbart wurden; und endet mit den hoch politisierten Bemühungen um für die großen gesellschaftlichen Gruppen akzeptable Bewältigungsformen der Stabilisierungskrise nach der Inflation. Die Autorin beschreibt, welche unterschiedlichen Lösungsansätze für die vergleichbar harten Belastungsproben von Weltkrieg, Demobilmachung, Inflation und Stabilisierungskrise in Deutschland und in Italien entwickelt wurden. Mit der durchgängigen systematisch vergleichenden Perspektive und der erstmalig in einer wirtschaftshistorischen Untersuchung erprobten institutionenökonomischen Analyse des Arbeitsmarktgeschehens gelingen der Verfasserin neue Einblicke in die Geschichte des frühen 20. Jahrhunderts. Pressestimmen: "Es handelt sich um eine gelungene systematische Überblicksdarstellung, die den neuesten Forschungsstand kompetent zusammenfasst." Elke Viebrock, in: H-Soz-u-Kult, Februar 2007 "[Ein] guter Überblick über die Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland und Italien und ein interessanter Vergleich beider Länder." Gerold Ambrosius in: Historische Zeitschrift, Band 286 (2008) "Durch ihre sachkundige Studie bietet Tilly für die deutsche Leserschaft eine gelungene Darstellung der facettenreichen Strukturmerkmale der beiden industriellen Arbeitsmärkte sowie der etablierten Institutionalisierungsformen des Arbeitsmarktgeschehens." Vito Francesco Gironda in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, 2008

Autorentext
Stephanie Tilly, geboren 1971, ist Akademische Rätin a.Z. am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte der Universität Bochum.

Zusammenfassung
"Es handelt sich um eine gelungene systematische Überblicksdarstellung, die den neuesten Forschungsstand kompetent zusammenfasst." Elke Viebrock, in: H-Soz-u-Kult, Februar 2007 "[Ein] guter Überblick über die Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland und Italien und ein interessanter Vergleich beider Länder." Gerold Ambrosius in: Historische Zeitschrift, Band 286 (2008) "Durch ihre sachkundige Studie bietet Tilly für die deutsche Leserschaft eine gelungene Darstellung der facettenreichen Strukturmerkmale der beiden industriellen Arbeitsmärkte sowie der etablierten Institutionalisierungsformen des Arbeitsmarktgeschehens." Vito Francesco Gironda in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, 2008

Leseprobe
1. Krieg und organisierte Arbeiterschaft (S. 111)

Im Deutschen Reich gehörte bei Kriegsbeginn der sogenannte "Burgfrieden" zu den politischen Weichenstellungen, aus denen unmittelbare Konsequenzen für das Arbeitsmarktgeschehen erwachsen konnten. Vier Tage nach der Kriegserklärung an Rußland ließ Kaiser Wilhelm II. die innenpolitischen Maxime für die Kriegszeit verlauten: "Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche." Um die Kriegsanstrengung mit "vereinten Kräften" aufnehmen zu können, wurden innenpolitische Streitpunkte vorläufig vertagt. Für die SPD als politische Organisation der Arbeiterschaft bedeutete das den Verzicht auf klassenkämpferische Agitation und Unterstützung der Regierungspolitik. Das Gleiche galt für die Gewerkschaftsverbände. Als Zeichen ihrer Kooperation sollten alle Arbeitskämpfe und Streiks eingestellt werden. Dieser Verzicht auf das grundlegende Kampfmittel der Arbeiterschaft veränderte die Voraussetzungen für die Arbeitsmarktbeziehungen in grundlegender Weise. Die Motive, sich für diese auf Kooperation gerichtete politische Linie zu entscheiden, waren unterschiedlicher Natur. Auf Seiten der Regierung hoffte man vermutlich, die Arbeiterbewegung durch das formale Integrationsangebot kontrollierbar zu machen. Das Abklingen der innenpolitischen Differenzen, besiegelt durch den Burgfriedensschluß – der eindeutig obrigkeitsstaatliche Züge trug , – hätte das bestehende politische System trotz überfälliger Reformen, mangelhafter Demokratisierung und überkommener Sozialpolitik legitimiert.

In der Burgfriedenspolitik läßt sich bereits das Dilemma erkennen, das für die gesamte Kriegsdauer bedeutsam blieb und in den Verhandlungen zum Hilfsdienstgesetz im Jahr 1916 nochmals klar entschieden werden mußte: Konnte der Weltkrieg "mit oder gegen die Arbeiterschaft gewonnen werden"? , Mit der Entscheidung für eine kooperative Politik hatte man sich – zumindest rhetorisch – für die erste Handlungsoption entschieden. Der Entscheidung der SPD und der Freien Gewerkschaften für die Kooperation gingen innere Widersprüche und Richtungsauseinandersetzungen voraus und begleiteten sie für die gesamte Kriegszeit. Zudem stellte sie die Weichen für einen Funktionswandel der Gewerkschaften innerhalb der Gesellschaft: Wie Schönhoven bilanziert, sollten sie sich von "autonome[n] Zusammenschlüsse[n] von Arbeitern zur kollektiven Interessenwahrnehmung auf dem Arbeitsmarkt" des späten 19. Jahrhunderts im Verlauf des Krieges zu "quasistaatlichen Instanzen" entwickeln, die für die Stabilisierung im Innern des Landes Mitverantwortung trugen. Diese Entwicklung spiegelte sich im Verlauf des Krieges auf dem industriellen Arbeitsmarkt wider, obwohl dieses "Gespinst der großen Worte" , in der zweiten Kriegshälfte immer mehr zerfaserte.

Während im unmittelbaren Anschluß an die Juli-Ereignisse des Jahres 1914 in Europa das Räderwerk wechselseitiger Bündnisverpflichtungen und Mobilmachungen in Gang gebracht wurde, erklärte Italien am 1. August vorerst seine Neutralität. Die neutrale, von heftiger innenpolitischer Auseinandersetzung begleitete Phase endete erst am 24. Mai 1915, als Italien in den Krieg gegen die ehemaligen Verbündeten eintrat. In politisch- gesellschaftlicher Hinsicht stand Italien der grande prova des Krieges relativ unvorbereitet gegenüber. Organisierte Massenbewegungen waren erst seit kurzer Zeit im politischen und sozialen Leben des Landes präsent und noch nicht hinlänglich in die Gesellschaft integriert. Vor dem Hintergrund eines höchst zerbr

Inhalt
1;Inhalt;6
2;Verzeichnis der Tabellen im Text;9
3;Verzeichnis der Abbildungen;9
4;Vorwort;10
5;I. Einleitung;12
5.1;1. Untersuchungsgegenstand;12
5.2;2. Der Arbeitsmarkt: Ökonomische Grundbegriffe und theoretische Vorüberlegungen;19
6;II. Industrieller Arbeitsmarkt 1900-1914: Deutschland und Italien im Vergleich;34
6.1;1. Industrieland Deutschland und Latecomer Italien;34
6.2;2. Der Arbeitsmarkt;36
6.2.1;2.1. Demographische Aspekte;38
6.2.2;2.2. Die Struktur der Beschäftigung in Deutschland und Italien;40
6.2.3;2.3. Die räumliche Mobilität und die Austauschbeziehungen der Arbeitsmärkte;49
6.2.4;2.4. Institutionelle Rahmenbedingungen;54
6.2.5;2.5. Arbeitsmarktstrategien;95
6.3;3. Zwischenbilanz;108
7;III. Industrieller Arbeitsmarkt im Ersten Weltkrieg;112
7.1;1. Krieg und organisierte Arbeiterschaft;112
7.2;2. Die Organisation der Kriegswirtschaft;116
7.3;3. Arbeitsmarkt und Kriegsschock: Die Anpassungskrisen;125
7.4;4. La caccia alla manodopera : Arbeitskräftemangel und Menschenökonomie ;134
7.5;5. Wendepunkte in den Kriegsökonomien;149
7.5.1;5.1. Hindenburgprogramm und Hilfsdienstgesetz und ihre Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt;149
7.5.2;5.2. Mobilitazione Industriale und ind…


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