Vernunft der Aufklärung - Aufklärung der Vernunft

Vernunft der Aufklärung - Aufklärung der Vernunft

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783050038452
Untertitel:
Deutsch
Genre:
20. & 21. Jahrhundert
Herausgeber:
De Gruyter Akademie Forschung
Anzahl Seiten:
424
Erscheinungsdatum:
20.09.2006
ISBN:
978-3-05-003845-2

Dieser Band untersucht wichtige Stationen der Vor- und Frühgeschichte der Aufklärung, zentrale Denker und Tendenzen der Aufklärungsepoche und deren Fortwirken. Es wird gezeigt, wie aufklärerische Impulse konzeptualisiert wurden und in Rezeption und Kritik mit aufklärungskritischen Positionen verflochten sind. Die Autoren rekonstruieren ursprüngliche Entwürfe, Korrekturen und Überbietungen und leisten so selbst eine Fortführung der Aufklärung, indem die aufklärerische Vernunft mit Kritik angereichert und dadurch reflexiv eingeholt wird. Nur die über ihre eigene Geschichte und ihre blinden Flecke aufgeklärte Vernunft kann der ursprünglichen Intention einer Emanzipation durch Kritik unter den komplexen Bedingungen der Gegenwart gerecht werden.

Autorentext
Prof. Dr. Renate Reschke war bis 2009 Inhaberin des Lehrstuhls für Geschichte des ästhetischen Denkens an der Humboldt-Universität zu Berlin; Forschungsgebiete: Ästhetik des 18./19. Jhs., Nietzscheforschung; Vorstandsmitglied der Nietzsche-Gesellschaft, 2. Direktorin der Nietzsche Stiftung, Kuratoriumsmitglied des Nietzsche Kollegs der Stiftung Klassik Weimar

Leseprobe
HELMUT REINALTER Aufklärung und Französische Revolution (S.77)
Die Aufklärungsbewegung

Das 18. Jahrhundert wird heute als das "Zeitalter der Aufklärung" bezeichnet. Diese Kennzeichnung geht auf das Selbstverständnis einer geistigen und gesellschaftlichen Reformbewegung zurück, die sich selber als Aufklärung beschrieben hat. Etwa seit der Mitte des 18. Jahrhunderts spricht man aufgrund des Erfolgs der Aufklärung von "aufgeklärten Zeiten". Immanuel Kant hat dann deutlicher zwischen einem "aufgeklärten Zeitalter" und einem "Zeitalter der Aufklärung" differenziert. Während der Aufklärung gab es eine Reihe signifikanter Reformbestrebungen, genauer gesagt: zahlreiche Menschen, die sich selbst als Reformer verstanden, weil sie Neuerungen und Veränderungen anstrebten und sich zugleich als Aufklärer begriffen. Sie wollten praktische Veränderungen durch geistigen Wandel erreichen. Die Wirklichkeit war nach ihrer Ansicht unvernünftig, weil es Vorurteile und Aberglauben, Schwärmerei und Fanatismus gab. Ziel war die Beseitigung der herrschenden Unvernunft.

Von einer Herrschaft der Vernunft erwartete man sich eine bessere Moral, Glück und Freiheit. Verstand und Tugend sollten die Welt regieren, damit glückliche und freie Menschen in ihr leben können. Dieser Wunsch war zwar nicht neu, aber die Form, in der er sich darstellte, und das Engagement, mit dem er auftrat, heben das Zeitalter der Aufklärung unverkennbar von anderen Epochen ab. Die europäische Aufklärung war keine einheitliche Bewegung, sondern in sich widersprüchlich, wies starke Ambivalenzen auf und brachte verschiedene Strömungen hervor. In diesem Zusammenhang spricht man in der Aufklärungsforschung auch im Plural von "Aufklärungen". Die Diskussion über "wahre" und "falsche" Aufklärung verdeutlicht diese Tendenz und verweist gleichzeitig auch auf die Grenzen der Aufklärungsbewegung. Die Aufklärung hat im wesentlichen zwei Entwicklungsstränge hervorgebracht und deren Weiterentwicklung bis ins 20. Jahrhundert beeinflusst: eine Strömung hin zum Liberalismus und zur Demokratie und eine Tendenz, die während der Französischen Revolution zur Jakobinerherrschaft und später zur totalitären Demokratie geführt hat. Die historischen Wurzeln der totalen Machtstaatstheorie reichen bis in die Zeit der Aufklärung und Französischen Revolution zurück. So hat die Aufklärung die Entstehung des totalitären Typs von Demokratie ermöglicht, gleichzeitig aber auch den liberalen Typus von Demokratie geschaffen und damit die Entwicklung zur parlamentarischen Demokratie positiv beeinflusst.

Aufklärung als Denkvorgang auf andere Epochen, auch auf unsere Gegenwart zu erweitern, ruft Bedenken und Zweifel hervor. Der im 18. Jahrhundert häufig verwendete Begriff von Aufklärung in einem materiellen Sinne der "Vermehrung von Wissen und der Verbreiterung von Kenntnissen" kann jedoch auch heute – wenn auch mit Modifikationen – problemlos verwendet werden, weil so strukturell eine Analogie zur Aufklärung des 18. Jahrhunderts erkennbar ist. Obwohl ein weitgehender Konsens darüber besteht, dass die Aufklärung einen ganzen Komplex von unterschiedlichen Tendenzen bildete, lassen sich doch einige Hauptmerkmale bestimmen:

1. Aufklärung ist Entfaltung eines Denkens, das kritisch überkommene Autoritäten in Frage stellt, darunter insbesondere die tradierten religiösen Vorstellungen, Dogmen und Institutionen,

2. Aufklärung ist Legitimation der politischen Herrschaft und, im Reifestadium, Kritik ihre

Inhalt
Mit Beiträgen von: Karol Bal, Manfred Baum, Lutz Baumann, Konstantin Broese, Volker Caysa, Andreas Cesana, Walter Dietz, Steffen Dietzsch, Klaus-Dieter Eichler, Hans Gerald Hödl, Volker Gerhardt, Stephan Grätzel, Bruno Hillebrand, Beatrix Himmelmann, Andreas Hütig, Oliver Immel, Karen Joisten, Matthias Koßler, Wilfried Lehrke, Vanessa Vidal Mayor, Reinhard Mocek, Giorgio Penzo, Christian Rabanus, Helmut Reinalter, Renate Reschke, Margit Ruffing, Kurt Salamun, Christian Schärf, Werner Schneiders, Helmut Seidel, Hans-Rainer Sepp, Karl-Anton Sprengard, Pirmin Stekeler-Weithofer, Richard Wisser und Siegfried Wollgast


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