Electric Laokoon

Electric Laokoon

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783050035048
Untertitel:
Zeichen und Medien, von der Lochkarte zur Grammatologie
Genre:
Allgemeine & vergleichende Sprachwissenschaft
Herausgeber:
De Gruyter Akademie Forschung
Anzahl Seiten:
354
Erscheinungsdatum:
05.02.2007
ISBN:
978-3-05-003504-8

Michael Franz u.a. (Hrsg.)

Electric Laokoon

Zeichen und Medien, von der Lochkarte zur Grammatologie

LiteraturForschung

Schon im 18. Jahrhundert standen die Funktionen der poetischen und künstlerischen Zeichen in einem breiten Kontext verschiedenster Zeichentheorien und -praktiken – dies rekonstruierte der Band "Das Laokoon-Paradigma", an den der vorliegende anschließt. Noch enger knüpfen sich die Verbindungen der Zeichenregime im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts, in denen die Zeichen in eine große Zahl neuer Medien und Maschinen eingespeist werden und damit ihren Status verändern. "Electric Laokoon" – wie die neue zeichenprozessierende Figur angesichts der zentralen Rolle der Elektrizität in diesem Feld heißen mag – steht emblematisch für eine historische Perspektive auf den Zusammenhang zwischen Semiotik und Sprachtheorie einer-, Medientheorie andererseits, der bisher meist vernachlässigt wurde. Die Lochkarte (ein Zeichen, das buchstäblich Maschinen Befehle gibt) und die Grammatologie (eine Theorie der Zeichen in ihrer irreduziblen Medialität) markieren die historischen Eckpunkte dieses Untersuchungsganges. Zwischen ihnen führt der Weg über maschinelle Notationen für Sprache und Körperbewegungen, künstlerische Partizipationen an Kinematik und Hypnose, filmische Reflexionen von Ethnographie und Kriminalistik sowie literarische Reaktionen auf Telephon und Elektrizität.

Mit Beiträgen von

Inge Baxmann, Annette Bitsch, Robert Brain, Bernhard J. Dotzler, Michael Franz, Rodolphe Gasché, Hans-Christian von Herrmann, Ute Holl, Anton Kaes, Alexandre Métraux, Wolfgang Schäffner, Bernhard Siegert und Robert Stockhammer


Schon im 18. Jahrhundert standen die Funktionen der poetischen und künstlerischen Zeichen in einem breiten Kontext verschiedenster Zeichentheorien und -praktiken dies rekonstruierte der Band "Das Laokoon-Paradigma", an den der vorliegende anschließt. Noch enger knüpfen sich die Verbindungen der Zeichenregime im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts, in denen die Zeichen in eine große Zahl neuer Medien und Maschinen eingespeist werden und damit ihren Status verändern. "Electric Laokoon" wie die neue zeichenprozessierende Figur angesichts der zentralen Rolle der Elektrizität in diesem Feld heißen mag steht emblematisch für eine historische Perspektive auf den Zusammenhang zwischen Semiotik und Sprachtheorie einer-, Medientheorie andererseits, der bisher meist vernachlässigt wurde. Die Lochkarte (ein Zeichen, das buchstäblich Maschinen Befehle gibt) und die Grammatologie (eine Theorie der Zeichen in ihrer irreduziblen Medialität) markieren die historischen Eckpunkte dieses Untersuchungsganges. Zwischen ihnen führt der Weg über maschinelle Notationen für Sprache und Körperbewegungen, künstlerische Partizipationen an Kinematik und Hypnose, filmische Reflexionen von Ethnographie und Kriminalistik sowie literarische Reaktionen auf Telephon und Elektrizität. Mit Beiträgen von Inge Baxmann, Annette Bitsch, Robert Brain, Bernhard J. Dotzler, Michael Franz, Rodolphe Gasché, Hans-Christian von Herrmann, Ute Holl, Anton Kaes, Alexandre Métraux, Wolfgang Schäffner, Bernhard Siegert und Robert Stockhammer

Zusammenfassung
"Wer sich von der These einer Entanthropologisierung der Künste durch das Auftreten technischer Medien nicht stören lässt, wird durch materialreiche Studien zu historischen Veränderungen in Kunstpraxis und -theorie erfreut." Achin Vesper in: arbitrium "16 Beiträge vor allem zur Mediengeschichte und -theorie des späten 19. und frühen 20. Jh. in den jeweils kommentierten Unterkap. 'Transformation der Künste', 'Human Motor/ Raum/ Bewegung', 'Das Sichtbare und das Sagbare', 'Sprechen/ Handeln/ Hören' und 'Schalten/ Rechnen/ Steuern' verbinden exemplarisch Technik, Literatur(-theorie), Film, Photographie und Philosophie." Andreas Engelhart in: Germanistik, 49 (2008) 1-2

Leseprobe
3. Die Materialität des Bildes bei Michel Foucault (S. 182-183)

Michel Foucaults Arbeiten konstituieren ein Feld, das mittlerweile in der Geschichte und Theorie der Wissenschaften, Techniken und Künste zur Basis einer Forschung geworden ist, die sich aus der Enge von Spezialdisziplinen in transdisziplinäre Konstellationen bewegt hat. Im deutschen Sprachraum war und ist die Diskursanalyse vor allem im Bereich der Literaturwissenschaften produktiv geworden mit dem Effekt, daß diese sich zu einem der wichtigsten Protagonisten bei der Etablierung der Kulturoder Medienwissenschaften entwickelt hat. Längst also ist Foucaults Diskursanalyse derart ins Unbewußte gegenwärtiger Wissenschaft abgesunken, daß selbst Foucault- Gegner nicht den Rahmen verlassen, den die Diskursanalyse geradezu unhintergehbar eröffnet hat.

Dies ist Grund genug, gerade dann, wenn man Diskurs- oder Medienanalyse betreiben will, zu Foucault selbst zurückzugehen. Doch nicht, um sein Werk als "Theorie" in eine spezifische "Anwendung" umzusetzen, sondern um eine Praktik aufzusuchen und fortzuführen, die den Namen Diskursanalyse trägt. Foucault lesen eröffnet deshalb auch die Aufgabe, die Diskursanalyse selbst mit ihren eigenen Mitteln zu untersuchen. In der zweiten Auflage seiner Histoire de la folie beschreibt und inszeniert Foucault genau diese Schwierigkeit, wenn er ein Vorwort voranstellt, das kein Vorwort sein soll. "Ich wollte, daß ein Buch sich nicht selbst diesen Textstatus gibt, auf den es Pädagogik und Kritik sicher reduzieren werden, sondern daß es die Ungeniertheit besäße, sich als Diskurs zu zeigen."1 Welche Schwierigkeit also birgt schon für Foucault selbst die Überarbeitung von 1972 für das Ereignis Folie et déraison von 1961? Und um wieviel schwieriger ist daher das Unternehmen, diese Texte jetzt, vierzig Jahre später, zu lesen, um sie damit vielleicht genau zu dem zu machen, was sie als Diskurs zum Verschwinden bringt? Was heißt es daher, Foucault nicht als Text, sondern als Diskurs zu lesen? Schon in der Geburt der Klinik gibt Foucault dazu folgende

Hinweise:

Über das Denken der anderen zu sprechen, sagen zu wollen, was sie gesagt haben, bedeutet üblicherweise, daß man eine Analyse des Signifikats anstellt. Ist es aber unum- gänglich, daß die anderswo und von anderen gesagten Dinge ausschließlich unter dem Gesichtspunkt des Signifikanten und des Signifikats behandelt werden? Wäre nicht eine Diskursanalyse möglich, die in dem, was gesagt worden ist, keinen Rest und keinen Überschuß, sondern nur das Faktum seines historischen Erscheinens voraussetzt? Man müßte dann eben die diskursiven Tatsachen nicht als autonome Kerne vielfältiger Bedeutungen behandeln, sondern als Ereignisse und funktionelle Abschnitte, die ein sich allmählich aufbauendes System bilden. Der Sinn einer Aussage wäre nicht definiert durch den Schatz der in ihr enthaltenen Intentionen, durch die sie zugleich enthüllt und zurückgehalten wird, sondern durch die Differenz, die sie an andere wirkliche und mögliche, gleichzeitige oder in der Zeit entgegengesetzte Aussagen anfügt. So käme die systematische Gestalt der Diskurse zum Vorschein.

Um die Diskursanalyse also nicht zum bloßen Text einer Exegese werden zu lassen, wird im folgenden versucht, Foucaults Vorgehen auf sein eigenes Werk anzuwenden. Mit einem solchen Baustein für eine Diskursanalyse der Diskursanalyse geht es nicht um ein selbstreflexives, dekonstruktives Verfahren. Vielmehr sollen damit blinde Flekken, das Ungedachte, der Diskurs, von dem die Diskursanalyse herkommt, in ihr selbst sichtbar werden können. Für ein solches Vorgehen

Inhalt
1;Inhaltsverzeichnis;6
2;Einführung;8
2.1;1. Neue Laokoon-Debatten;10
2.2;2. Elektrifizierung der Zeichen und Medien;11
2.3;3. Semiotik und Zeichenpraktiken;14
2.…


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