Demokratie und Revolten

Demokratie und Revolten

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783034013840
Untertitel:
Die Entstehung der direkten Demokratie in der Schweiz
Genre:
Neuzeit bis 1918
Autor:
Rolf Graber
Herausgeber:
Chronos
Auflage:
2. Auflage
Anzahl Seiten:
232
Erscheinungsdatum:
01.04.2017
ISBN:
978-3-0340-1384-0

Die Entstehung der direkten Demokratie in der Schweiz kann nicht einfach als organische Entwicklung gedeutet werden, die von der vormodernen Landsgemeinde zur Verankerung der Volksrechte wie Referendum und Initiative in den Kantonsverfassungen und später in der Bundes­verfassung führt. Diesem teleologischen Deutungsmuster wird eine alternative Sichtweise entgegengestellt. Sie begreift die Entstehung der direkten Demokratie als Resultat politischer und sozialer Kämpfe und versucht die «soziale Logik» der vielgestaltigen Protestbewegungen zu entschlüsseln. Im Zentrum stehen die Erfahrungen, Wahrnehmungsweisen, Interessenlagen und Bedürfnisstrukturen der historischen Akteure aus den unteren Gesellschafts­schichten. Diese erscheinen nicht nur als passive Objekte, sondern als Agierende und Reagierende. Die Studie konzentriert sich schwergewichtig auf die Sattelzeit und umfasst den Zeitraum von der Spätaufklärung bis 1874. Zudem werden die Defizite der schweizerischen Demokratieentwicklung im 20. Jahrhundert aufgezeigt.

Autorentext
Rolf Graber ist emeritierter Titularprofessor für Geschichte der Neuzeit am Historischen Seminar der Universität Zürich. Seine Hauptforschungsgebiete sind Sozialgeschichte der Aufklärung, historische Protestforschung und Demokratieforschung. Er hat 2013 eine kommentierte Quellenauswahl zur Demokratiegeschichte der Schweiz veröffentlicht.

Inhalt
1 Einleitung 2 Bausteine einer Geschichte der direkten Demokratie 2.1 Rückgriff auf Mythen 2.2 Rekurs auf vormoderne Partizipationsmodelle: Freie Gemeinden, Stadtrepubliken und Landsgemeinden 2.3 Sattelzeit: Französische Revolution als Schlüsselereignis 3 Politisierungsprozesse vor und nach der Französischen Revolution 3.1 Dynamisierung des klassischen Republikanismus am Fallbeispiel Zürich: Von der Jugendrevolte 17621768 zum Zunftkonflikt von 1777 3.2 Republikdiskurs und Landbevölkerung: Legitimationsmuster der Befreiungsbewegungen 3.3 Dynamisierung der alten Gemeindefreiheit: Wortmeldungen der Unterschichten in den Gemeinden und Utopie der freien Gemeinde 3.4 Dynamisierung des Landsgemeindemodells: Landsgemeindefieber und Landsgemeindewut 3.5 Dynamisierung des Geschlechterdiskurses von unten: Tugendhafte Republikanerinnen, rebellierende Fischweiber und rauchende Heimarbeiterinnen 3.6 Dynamisierung der Gleichheitsforderung und materielles Forderungspotenzial: Landsturm, Prügelmänner und Sackpatrioten 3.7 Orientierung am revolutionären Frankreich: Jakobinische Demokratisierungsimpulse 4 Bewegungen zu Beginn der Restaurationszeit 4.1 Unruhen im Berner Oberland: «Gottloses Pöpelvolk» 4.2 Protestbewegungen im Kanton St. Gallen 5 Regeneration: Rückgriff auf ältere Widerstandstraditionen 5.1 Ambivalenz der Volksbewegungen der Regenerationszeit: «Das Volk ist keine Puppe» 5.2 Angst der liberalen Elite vor dem Volk: Pöbelherrschaft und Ochlokratie 5.3 Das erste Volksveto: Fauler Kompromiss oder innovative Leistung? 5.4 Das St. Galler Modell als Vorbild für Basel 6 Aufstände der Modernisierungsverlierer: Widerstand gegen die Regenerationsregierungen 6.1 Der «Züriputsch»: Konservativer Umsturz und enttäuschte Hoffnungen 6.2 Die gescheiterte Vetobewegung im Aargau 6.3 Repression gegen die Vetobewegung im Kanton Solothurn: Das liberale «Kasernenregiment» 6.4 Katholizismus und Demokratie: Das Veto im Kanton Luzern 7 Transformationen der Landsgemeindemodelle 7.1 Glarner Verfassung: Die Liberalen stellen die Landsgemeinde auf ein neues Fundament 7.2 Verschmelzung von alter und neuer Freiheit im Kanton Schwyz: Hörner- und Klauenmänner 7.3 Wallis: Von den Zehnen zum Vetoreferendum 8 Vom Veto zum Referendum 8.1 Waadt: Direkter Weg zu Referendum und Initiative 9 Die «demokratische Bewegung» 18611869 9.1 Demokratische Bewegung in Zürich: Protestkultur und Kommunikationsverhältnisse 9.2 Ein Mediationskanton als Fallbeispiel: Der Kampf um Initiative und Referendum im Thurgau 9.3 Der Kampf zwischen Revi und Anti im Kanton Baselland 9.4 Demokratische Bewegung im Aargau: Ein fragwürdiger Volksmann 9.5 Die demokratische Bewegung im Kanton Bern: Der Aarberger Sturm als Auslöser 9.6 «Graue» und «Rote»: Demokratische Bewegung im Kanton Solothurn 10 Die Totalrevision der Bundesverfassung von 1874: Die Einführung des fakultativen Gesetzesreferendums 11 Die Einführung der Teilrevisionsinitiative 1891 12 Fazit: Demokratiegeschichte als Protestgeschichte 12.1 Manifestationsformen der Demokratiebewegungen 12.2 Protestträger und Anführer der Bewegungen 12.3 Vorstellungswelt der Protestierenden 12.4 Legitimationsmuster der Proteste 13 Die unvollkommene Demokratie 13.1 Exklusion und Inklusion: Internationale Impulse 13.2 Der lange Ausschluss der Frauen 13.3 Direkte Demokratie mit Unterbrüchen: Dringlichkeitsrecht und Notrechtsregimes 14 Schlusswort und Ausblick 15 Bibliografie 15.1 Ungedruckte Quellen 15.2 Gedruckte Quellen und Quellenwerke 15.3 Darstellungen 15.4 Lexika


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