Krisen, Kritik und Sexualnot

Krisen, Kritik und Sexualnot

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783034013505
Untertitel:
Die «Nacherziehung» männlicher Jugendlicher in der Anstalt Aarburg (18931981)
Genre:
Zeitgeschichte (1946 bis 1989)
Autor:
Kevin Heiniger
Herausgeber:
Chronos
Anzahl Seiten:
496
Erscheinungsdatum:
01.11.2016
ISBN:
978-3-0340-1350-5

Die Zwangserziehungsanstalt Aarburg, 1893 gegründet, verfolgte den vordergründigen Zweck, jugendliche Straftäter getrennt von Erwachsenen zu verwahren. Der Anteil administrativer Versorgungen betrug allerdings von Beginn an rund die Hälfte aller Einweisungen. Kompetenzkonflikte kurz nach Anstaltseröffnung, Misshandlungsvorwürfe und die Suizide zweier Jugendlicher in den Jahren um den Ersten Weltkrieg, die medienwirksame Anstaltskritik von 1936 und schliesslich die Heimkampagne um 1970 sind die Sondierungspunkte dieses Buches. Es versucht die Handlungsweisen der Akteure innerhalb des institutionellen und politischen Umfelds zu begreifen und reicht damit über den Rahmen einer einfachen Institutionsgeschichte hinaus. Die quellennahen Fallanalysen zeichnen ein differenziertes Bild des Anstaltsalltags unterschiedlicher Jahrzehnte und die Unwägbarkeiten zwischenmenschlicher Beziehungen im permanenten Ausnahmezustand einer «totalen Institution». Der Autor richtet sein Augenmerk ausserdem auf die sexuelle Unterdrückung und deren Folgen für die Jugendlichen, die in offiziellen Darstellungen unberücksichtigt und unerwähnt blieb. Umso deutlicher erscheint sie in den hier erstmals ausgewerteten Archivquellen. Das Buch gewährt Einblicke in den Alltag von Anstaltszöglingen im Verlauf des 20. Jahrhunderts und zeigt die Entwicklung der Erziehungsmassnahmen an männlichen Jugendlichen auf.

Klappentext
Die Zwangserziehungsanstalt Aarburg, 1893 gegründet, verfolgte den vordergründigen Zweck, jugendliche Straftäter getrennt von Erwachsenen zu verwahren. Der Anteil administrativer Versorgungen betrug allerdings von Beginn an rund die Hälfte aller Einweisungen. Kompetenzkonflikte kurz nach Anstaltseröffnung, Misshandlungsvorwürfe und die Suizide zweier Jugendlicher in den Jahren um den Ersten Weltkrieg, die medienwirksame Anstaltskritik von 1936 und schliesslich die Heimkampagne um 1970 sind die Sondierungspunkte dieses Buches. Es versucht die Handlungsweisen der Akteure innerhalb des institutionellen und politischen Umfelds zu begreifen und reicht damit über den Rahmen einer einfachen Institutionsgeschichte hinaus. Die quellennahen Fallanalysen zeichnen ein differenziertes Bild des Anstaltsalltags unterschiedlicher Jahrzehnte und die Unwägbarkeiten zwischenmenschlicher Beziehungen im permanenten Ausnahmezustand einer «totalen Institution». Der Autor richtet sein Augenmerk ausserdem auf die sexuelle Unterdrückung und deren Folgen für die Jugendlichen, die in offiziellen Darstellungen unberücksichtigt und unerwähnt blieb. Umso deutlicher erscheint sie in den hier erstmals ausgewerteten Archivquellen. Das Buch gewährt Einblicke in den Alltag von Anstaltszöglingen im Verlauf des 20. Jahrhunderts und zeigt die Entwicklung der Erziehungsmassnahmen an männlichen Jugendlichen auf.

Inhalt
Dank Prolog 1. Einleitung 2. Die Zwangserziehungsanstalt Aarburg im Kontext des Jahrhunderts der Anstalten 2.1. Waisenhäuser und Pioniere bis um 1800 2.2. Reformierte und katholische Anstalten eine asynchrone Entwicklung 2.3. Private Wohltätigkeit und staatliche Fürsorge im Diskurs der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts 2.4. Gründungsversuche von staatlicher Seite 2.5. Kantonaler Alleingang 3. Erste Betriebsperiode, 18931895 3.1. Direktor Joseph Baur eine Fehlbesetzung? 3.2. Vom Gymnasiallehrer zum Direktor der Zwangserziehungsanstalt 3.3. Die Rolle der Presse 3.4. Interne Konflikte 3.5. Epilog auf die erste und Ausblick auf die zweite Direktorenkrise 3.6. Fazit zur Direktorenkrise 1894 4. Misshandlungen und Suizide die unruhigen Jahre 1914 und 1916 4.1. Hilferuf des Direktors 4.2. Die Untersuchung eine Momentaufnahme des Anstaltslebens 4.3. Formen von Gewalt, die Sicht des Personals und die Verantwortung des Direktors 4.4. Die Ernährungsfrage und der Naturalienhandel 4.5. Parteilichkeit des Anstaltspersonals, Diskriminierungen und Zöglingshierarchien 4.6. Die Rolle des Pfarrers Alfred Zimmermann 4.7. Direkte Konsequenzen der Untersuchung 4.8. Fazit zur Misshandlungsaffäre 4.9. Die Suizide von 1916 4.10. Das Bild der Suizidenten aus der Sicht der Untersuchung 4.11. Freundschaften, Cliquen und Zöglingsnetzwerke 4.12. Schund und Literatur ungeeignete Lektüre als Suizidgrund? 4.13. Falsches Erziehungssystem oder «geistige Minderwertigkeit» die Ursachendiskussion 4.14. Reformpädagogik und neue Erziehungsansätze 4.15. Beschlüsse, Folgen und Desavouierung des Kritikers 4.16. Fazit zu den Krisen von 1914 und 1916 5. Der Kampf um Aarburg die Anstaltskritik von 1935/36 und ihre Folgen 5.1. Der Fall Lippuner ein Internum wird zur öffentlichen Debatte 5.2. Schohaus, Steiner, Grosser Rat ein multilateraler Konflikt entbrennt 5.3. Die Sonderkommission in Aktion 5.4. «Peinlich» und «schädigend» die Aufsichtskommission in der Defensive 5.5. Reformvorschläge der Sonderkommission 5.6. Subkommissionen, das Strafgesetzbuch und politische Verzögerungen 5.7. Dauerbaustelle Erziehungsanstalt 5.8. Zwischenfazit zur Kritik und zu den Folgen 6. Reformen in der Anstaltspraxis nach 1936 6.1. Psychiatrische Begutachtung und Versetzung von Jugendlichen 6.2. Gruppen- und Progressivsystem 6.3. Freizeitgestaltung 6.4. Berufsausbildung und Externat 6.5. Ein Arbeitskonflikt zwischen Personal und Direktor 1945/46 6.6. Professionalisierung des Personals und Pädagogisierung der Anstaltspraxis 6.7. Spuren des Umbruchs im Tagebuch von Oskar M. 6.8. Fazit: Die Kritik von Schohaus als Zäsur für die Anstalt und als Zeitphänomen 7. Gesellschaftlicher Wandel und Direktionswechsel Jahre des Umbruchs um 1970 7.1. Presse- und Heimkampagne, 19701972 7.2. Die Entwicklung in Aarburg 7.3. Die Expertise von 1978 und ihre Folgen 7.4. Jugendheim, Anstalt für Nacherziehung und Aussenwohngruppe, 1993 7.5. Fazit zur Entwicklung nach 1970 8. Das «sexuelle Problem» 8.1. Homosexualität und Diskurse über Homosexualität seit dem Spätmittelalter 8.2. (Homo-)Sexuelle Lebenswelten in der Anstalt Aarburg, 19061965 8.2.1. Sittlichkeitsdelikte im Zeitkontext 8.2.2. Liebe, Zuneigung, Sexualität die Strategien von Oskar M. 8.2.3. Schwärmereien und Freundschaftsbünde, 1906 und 1915/16 8.3. Generationenwechsel in der Direktion und veränderter Umgang mit Homosexualität, 1932 8.3.1. Fritz M. erfolgloser Heilungsversuch vom «Krebsübel» 8.3.2. Zöglinge untereinander Untersuchungen zu Affären in den Jahren 1939, 1949 und 1958 8.3.3. Gradmesser jugendlicher Reife ein Zwischenfazit zu den Affären 8.3.4. «[] wie es zwei treiben, die sich gerne haben» weibliche Angestellte und Zöglinge 8.3.5. «[] in einer schwulen Manier []» männliche Angestellte und Zöglinge 8.3.6. «Dä stoht uf di» Ehemalige und Zöglinge 8.3.7. «[] denn es ekelte mich vor ihm» auswärtige Männer und Zöglinge 8.4. Das «sexuelle Problem» nach der Heimkampagne 8.5. Fazit zum «sexuellen Problem» 9. Résumé Quellenanhang Editorische Notiz Tagebuch von Oskar M., 1944/45 Anhang 1: Fragen an den ehemaligen Erzieher und Gewerbelehrer Felix Auer Anhang 2: Kommentar zu den Suiziden von 1916. Von Dr. med. Mark Fellmann Anhang 3: Tabellen und Grafiken Verzeichnis der Tabellen Verzeichnis der Grafiken Abkürzungen Quellen- und Literaturverzeichnis Quellen Literatur Bildnachweis


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