Linker Antizionismus: Eine Analyse der Berichterstattung über Israel und die Juden in der Zeitschrift konkret zwischen 1961 und 1972

Linker Antizionismus: Eine Analyse der Berichterstattung über Israel und die Juden in der Zeitschrift  konkret  zwischen 1961 und 1972

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783959347549
Untertitel:
Deutsch
Genre:
Regional- und Ländergeschichte
Autor:
Katya Salomon
Herausgeber:
Diplomica Verlag
Auflage:
Erstauflage
Anzahl Seiten:
108
Erscheinungsdatum:
2015
ISBN:
978-3-95934-754-9

Zwischen 1967 und 1969 entwickelte sich ein fast die ganzen Studentenbewegung umfassender Anti-Israel-Konsens, der erkennbare antisemitische Züge trug und sich nicht auf den Staat Israel und die dort lebenden Juden beschränkte, sondern sich häufig gegen die gesamte Judenheit richtete. Diese Entwicklung zum Antizionismus soll anhand der Zeitschifft "konkret" untersucht werden. Sie war ein linksgerichtetes Blatt, die als wichtiges Organ der Studentenbewegung fungierte und außerdem die journalistische Heimat der Ulrike Meinhof war. Die Untersuchung behandelt den Einstellungswandel zum Staat Israel und zu den Juden in der Berichterstattung der Zeitschrift innerhalb des untersuchten Zeitraums (vom Eichmann-Prozess bis zum Olympia-Attentat) und versucht die Frage zu beantworten, inwiefern bei den in der Zeitschrift abgedruckten antizionistischen Ausführungen antijüdische Vorurteile und sekundärantisemitische Komponenten zu erkennen sind. Die Studie wirft außerdem interessante Fragen auf zur Unterwanderung der 1968er Bewegung durch die DDR und zum Zusammenhang zwischen die durch die SED initiierte Antispringer-Kampagne und der Einzug des Antizionismus in der Studentenbewegung.

Autorentext
Katya Salomon M.A. wurde 1983 in Guayaquil-Ecuador geboren. Als Enkelin von verfolgten deutschen Juden interessierte sie sich sehr für deutsch-jüdische Kultur in Deutschland vor dem Holocaust und deutsch-jüdische Beziehungen nach 1945. Diesen Themen konnte sie sich während ihres Studiums der Angewandten Kulturwissenschaften mit dem Schwerpunkt Sozial- und Kulturgeschichte ausgiebig widmen. Aus diesem Interesse heraus ist auch die vorliegende Untersuchung entstanden. Die Autorin schloss ihr Studium 2014 an der Leuphana Universität Lüneburg mit dem akademischen Grad Magistra Atrium erfolgreich ab.

Leseprobe
Textprobe:
Kapitel 5.1. Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Judenverfolgung:
Im Folgenden soll die Auseinandersetzung der Zeitschrift "konkret" mit dem Antisemitismus während der NS-Zeit und seine Folgen in chronologischer Form analysiert werden. Der Eichmannprozess 1961 führte in "konkret" zu keiner ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus während der NS-Zeit und seinen Folgen. Der Prozess wurde in erster Linie dazu instrumentalisiert die NS-Kontinuitäten in der BRD aufzuzeigen vor allem im Rahmen der Kampagne gegen Hans Glöbke.
Nur in dem Artikel "Zeuge in Jerusalem" von 1961 wird im Rahmen des Eichmannsprozesses nur ganz am Rande über Aspekte der nationalsozialistischen Judenverfolgung berichtet. Der Probst Heinrich Grüber, Zeuge im Eichmannsprozess, berichtet kurz über Eichmanns Persönlichkeit und über die SS Männer, die ihm verdeckt geholfen hatten Protestanten jüdischer Herkunft zu retten.
In den Jahren 1962 und 1963 gab es keine Auseinandersetzung mit den antisemitischen Verfolgungen während des Nationalsozialismus. Diese geschah erst im Rahmen des Auschwitzprozesses.
In der ersten Ausgabe der Zeitschrift von 1964 behandelte der bekannte deutsche Schriftsteller und Journalist Erich Kuby in seinem Artikel "Auschwitz und die Bundesdeutsche Gegenwart" diesen Sachverhalt. Er schrieb, dass es die Hauptaufgabe des Auschwitzprozesses sein sollte die Bevölkerung über Auschwitz zu informieren und ihr nahezubringen, dass Auschwitz keinen Betriebsunfall war, sondern eine legitime Einrichtung des NS-Staates. Ein Staat der laut Kuby 1940 die Unterstützung von bis zu 90 Prozent der erwachsenen Bevölkerung genossen hat. Er stellt Auschwitz als einen zentralen Bestandteil der NS-Herrschaft dar und behauptet: "Keine Herrenrasse ohne Auschwitz".
In der zweiten Ausgabe des Jahres 1964 erscheint der Artikel "Zeit der Feigheit, Zeit der Gewalt", der der Frage nachgehen soll, inwiefern die deutsche Bevölkerung während der NS-Zeit von der Systematische Ermordung der Juden wusste. Der Artikel besteht aus Auszügen des Tagebuches von Ursula Kardorff, das sie zwischen 1933 und 1945 geführt hatte. Kardoff stellt sich selber die Frage, wie viel sie darüber wusste und stellt fest, dass sie die Antwort verdrängt hatte. Sie erzählt, dass sie und die ganze in Deutschland verbliebene Bevölkerung während des Krieges, zwischen Kriegsdienst und Luftschutzbunker sehr beschäftig gewesen waren und "[w]enig Zeit für Mitleid" hatten. Sie schreibt, sie glaubt viel geahnt zu haben, aber von der nationalsozialistischen Tötung der Juden an sich nichts Konkretes gewusst zu haben bis sie eine Stelle ihres Tagebuches findet, wo über "die Verhaftung und Ausrottung aller Juden" zu lesen ist, und sie dann erkennt wie viel sie eigentlich schon wusste.
In der gleichen Ausgabe findet sich auch ein Artikel von Fritz Karl Kaul, der Staranwalt der DDR, der gleichzeitig auch für westdeutsche Gerichte zugelassen war. Kaul war während des Auschwitzprozesses Nebenkläger für eine unbekannte Zahl an Bürgern der DDR, die ihre Angehörige in Auschwitz verloren hatten. In seinen Artikel erzählt Kaul, dass die 22 Angeklagten des Auschwitzprozesses problemlos in das bürgerliche Leben der BRD zurückgefunden hätten. Den gesamten Entnazifizierungsprozess bezeichnet er als Farce. Daraufhin behauptet, er in der BRD würden die NS-Mörder frei herum laufen und als Ärzte, Richter oder Polizisten agieren.
Die Aufgabe des Auschwitzprozesses soll es laut Kaul sein diesen Zustand zu beenden. Eine Bestrafung der NS-Mörder ist laut Kaul die erste Voraussetzung, die die DDR brauchen würde, um die Aufnahme von normalen Beziehungen mit der BRD überhaupt in Betracht zu ziehen. Damit impliziert Kaul, in der DDR würden keine NS-Mörder frei herum laufen und ähnliche Berufe ausüben, was jedoch auch dort der Fall war. Kauls Behauptung fußt hauptsächlich auf der Selbstdarstellung der DDR als das bessere "antifaschistische" Deu


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