Antiziganismus und Sozialarbeit

Antiziganismus und Sozialarbeit

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783865960764
Untertitel:
Elemente einer wissenschaftlichen Grundlegung, gezeigt an Beispielen aus Europa mit dem Schwerpunkt Rumänien
Genre:
Medienwissenschaft
Autor:
Gernot Haupt
Herausgeber:
Frank & Timme
Auflage:
2. Auflage
Anzahl Seiten:
343
Erscheinungsdatum:
27.03.2009
ISBN:
978-3-86596-076-4

Die Angst vor der Massenimmigration von Roma im Zuge der EU-Osterweiterung lässt in ganz Europa latente antiziganistische Einstellungen und Politik wieder aufleben. In dieser Arbeit werden typische Elemente des historischen und aktuellen Antiziganismus herausgearbeitet. Dafür wird ein sozialarbeitswissenschaftlicher Zugang gewählt, der die sozialen Probleme der Roma aus der Perspektive der diskriminierten Betroffenen versteht. Die systemische Analyse zeigt die gesellschaftliche Ausgrenzung, die von der Vernichtung im Nationalsozialismus und in Pogromen der Gegenwart über die Vertreibung und Abschiebung bis zur Zwangsassimilation reicht. Erst in Ansätzen ist eine Integration erkennbar. Dieses Buch plädiert für ein induktives Vorgehen, das in der Sozialarbeit gemeinsam mit den betroffenen Roma Handlungs- und Entwicklungsmöglichkeiten ergreift und Initiativen für eine Selbstorganisation im Sinne des "Empowerments" setzt.

Der Autor

Jg. 1955, studierte in Innsbruck, Wien, Paris und Klagenfurt Germanistik und Theologie (Mag. theol.), Politikwissenschaft (Master of Advanced Studies) und interkulturelle Pädagogik (Dr. phil.). Er ist Redaktionsmitglied der Zeitschrift "Sozialarbeit in Kärnten" und betreut über das "Institut für Sozialarbeit" seit vielen Jahren ein Roma- Projekt in Rumänien.

Autorentext
Gernot Haupt, Jg. 1955, studierte in Innsbruck, Wien, Paris und Klagenfurt Germanistik und Theologie (Mag. theol.), Politikwissenschaft (Master of Advanced Studies) und interkulturelle Pädagogik (Dr. phil.). Er ist Redaktionsmitglied der Zeitschrift "Sozialarbeit in Kärnten" und betreut über das "Institut für Sozialarbeit" seit vielen Jahren ein Roma-Projekt in Rumänien.

Leseprobe
2. Wissenschaftstheoretischer Zugang (S. 83-84)

2.1. Einleitung

Trotz der langjährigen Beschäftigung vieler Einzelwissenschaften mit Roma und vieler politischen Maßnahmen, die daraus erwachsenen sind, besteht unter den AutorInnen, die sich mit Roma-Fragen beschäftigen, einhellig die Meinung, dass sich an der generellen sozio-ökonomischen Situation der Roma in Europa kaum etwas verbessert hat. Möglicherweise, und das ist eine Hypothese dieser Arbeit, ist dies darauf zurückzuführen, dass es diesen partikulären Zugängen nicht gelungen ist, die für ein Verständnis der Komplexität der Problematik notwendigen transdisziplinären theoretischen Konzepte zur Verfügung zu stellen und entsprechende Handlungsmodelle zu entwickeln. Deshalb soll in diesem Abschnitt die Tauglichkeit der theoretischen Ansätze für die Problemlage untersucht werden.

2.2. Forschungsstand

Den Forschungsstand in Bezug auf Rumänien fasst Viorel ACHIM recht gut zusammen: 189 Die erste Studie wurde von Mihail Kogalniceanu 1837 unter dem Titel "Esquisse sur l'histoire, les moeurs et la langue des Cigains" in Berlin veröffentlicht. In den folgenden Jahrzehnten rund um die Emanzipation aus der Sklaverei 1855/56 entstand ein reges Interesse, allerdings eher dilettantisch aufgearbeitet, ein Merkmal, das nicht nur Viorel ACHIM für das Feld der Tsiganologie feststellt. In der Zwischenkriegszeit erschien ein erstes historisches Werk von George POTRA "Contributiuni la istoricul tiganilor din Romania" (Bukarest 1939) sowie einige weitere ethnographische und soziologische Studien und 1944 wurde das Buch von Ion CHELCEA "Tiganii din Romania. Monografie etnographica" veröffentlicht, das als Referenzbuch bis heute gültig ist. Während der kommunistischen Periode gab es überhaupt keine Forschung, da die Existenz von Roma als eigene Volksgruppe geleugnet wurde. Nach dem Umsturz 1989 begann ganz langsam ein Interesse zu wachsen, was sich in der bis heute immer wieder zitierten und durch keine neueren Untersuchungen wesentlich aktualisierten soziologischen Studie von Elena und Catalin ZAMFIR "Tigani: Intre ignorare si ingrijoare" zeigt. Verstärktes Interesse an Roma in Rumänien im Zuge des Beitritts von Rumänien zur EU ist aus den aktuellen Publikationen der Weltbank von RINGOLD/ORENSTEIN/WILKENS: "Roma in an Expanding Europe: Breaking the Poverty Cycle" 2005 und eben dem Buch von Viorel Achim "The Roma in Romanian History" 2004 abzulesen. Allerdings täuscht das Erscheinungsdatum Aktualität nur vor, denn die Untersuchung von Viorel Achim geht auf Forschungen aus den Jahren 1993-1995 zurück191 und wurde bereits 1998 auf Rumänisch publiziert, die Schlüsse, die die Weltbank 2005 zieht, basieren auf Feldforschungen aus dem Jahr 1999!192 Dies beweist eine bedauerliche Diskrepanz zwischen der Bedeutung, die diesem Thema in der europäischen Diskussion inzwischen beigemessen wird, und fundierten und aktuellen wissenschaftlichen Basisinformationen.

2.3. Tsiganologie?

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Roma hat eine lange Tradition und wird gewöhnlich unter dem Begriff "Tsiganologie" subsumiert.

Inhalt
1;Vorwort;6 2;Inhaltsverzeichnis;8 3;Einleitung;14 4;1. Identität;24 4.1;1.1. Einleitung;24 4.2;1.2. Terminologie;25 4.3;1.3. Persönliche Identität;37 4.4;1.4. Kollektive Identität;47 4.5;1.5. Roma als Fremde;71 4.6;1.6. Zusammenfassung;78 5;2. Wissenschaftstheoretischer Zugang;84 5.1;2.1. Einleitung;84 5.2;2.2. Forschungsstand;84 5.3;2.3. Tsiganologie?;85 5.4;2.4. Sozialarbeitswissenschaft!;94 5.5;2.5. Zusammenfassung;107 6;3. Exklusion;112 6.1;3.1. Einleitung;112 6.2;3.2. Extermination;116 6.3;3.3. Expulsion;170 6.4;3.4. Zusammenfassung;178 7;4. Inklusion;182 7.1;4.1. Einleitung;182 7.2;4.2. Zwischen Repression und Assimilation;182 7.3;4.3. Integration;295 7.4;4.4. Zusammenfassung;306 8;5. Resümee;312 9;6. Literaturverzeichnis;316 10;Biographie;341 11;Abstracts;342


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