Gesammelte Werke in acht Bänden / Romane I (Gesammelte Werke in acht Bänden, Bd. 2)

Gesammelte Werke in acht Bänden / Romane I (Gesammelte Werke in acht Bänden, Bd. 2)

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783608950410
Untertitel:
Der Bilderstürmer. Die Schmetterlingspuppe. Weingott - Band 2
Genre:
Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Autor:
Wilhelm Lehmann
Herausgeber:
Klett-Cotta Literatur
Auflage:
1. Aufl. 2008
Anzahl Seiten:
517
Erscheinungsdatum:
10.09.1984
ISBN:
978-3-608-95041-0

Herausgegeben in Verbindung mit der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach a.N. von Agathe Weigel-Lehmann, Hans D. Schäfer [Bd. 1-5], Reinhard Tgahrt [Bd. 6-8] und Bernhard Zeller ?.

Autorentext
Wilhelm Lehmann wurde 1882 in Puerto Cabello, Venezuela, als Sohn eines Auswanderers geboren; als Dreijähriger kehrte er mit seiner Mutter nach Deutschland zurück. Er studierte neuere Sprachen, Philosophie und Naturwissenschaften, promovierte 1905 zum Dr. phil. und wurde dann Lehrer, u. a. an der Freien Schulgemeinde Wickersdorf, im »Landschulheim am Solling« bei Holzminden und an der Realschule Eckernförde, von 1923 an bis zu seiner Pensionierung in Eckernförde. 1923 erkannte Alfred Döblin Lehmann (zusammen mit Robert Musil) die höchste literarische Auszeichnung der Weimarer Republik zu, den Kleist-Preis. Wilhelm Lehmann starb 1968 in Eckernförde.

Leseprobe
Der Tag kreischte mit den Farben des Kakadus. Im Schoße der Luft lag heller Gesang: »Komm heraus, komm heraus, du schöne Braut!« Kerne von Licht tummelten sich da, wo die Eschenwipfel aufhörten. Ihr Widerschein auf dem frohen Staubboden ließ die sonstige Helligkeit dunkel erscheinen. Alle Dörfer pflanzten Kartoffeln. Beatus Leube stolperte an der Seite des pensionierten Lehrers und Küsters Wesendonck einen Acker hinauf, der von vier Leuten bearbeitet wurde. Ein Mann in Hemdsärmeln und braunen langen Hosen riß eine Furche nach der andern mit dem Pfluge auf, eine Frau warf Kartoffeln hinein, eine zweite harkte zu, und ein halbwüchsiger Junge holte der ersten neue Saat. Wenn der Mann mit Mühe eine Linie auf dem ansteigenden Gelände fertig gezogen hatte, warf er sich nieder, völlig erschöpft; er hustete. Es war Sonntag. Da war dieser Anblick der Arbeit Leube recht, denn der Sonntag war ihm von Kindheit ein brüchiges Gebiet gewesen, nicht zum Sterben und nicht zum Leben eingerichtet. Da rollte er wie eine nicht eindringende Stachelfrucht über seine Umgebung und freute sich, wenn ihm der Schlaf oder irgendein aufscheuchendes Ereignis zur Hilfe kam. Der alte Wesendonck hielt auch heute mehr Gespräche mit sich als mit Beatus. Sein eingefallenes Gesicht war wie von Geistern ausgenagt. Ein dünner Bart aus kleinen rauhen, grauen Locken gab ihm ein leise wollüstiges Aussehen. Das kam aber mehr daher, daß die Themen seines Denkens ihn absonderlich tief, tierisch tief, mit Aufsaugung seiner gesamten Körperlichkeit, an sich zogen.


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