Alexandria

Alexandria

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783608943290
Untertitel:
Schicksale einer antiken Weltstadt
Genre:
Altertum
Autor:
Manfred Clauss
Herausgeber:
Klett-Cotta Literatur
Auflage:
2. Auflage
Anzahl Seiten:
368
Erscheinungsdatum:
27.08.2003
ISBN:
978-3-608-94329-0

"Die Krone aller Städte" (Ammianus Marcellinus)
Souverän und fesselnd erzählt Manfred Clauss die wechselvolle Geschichte des antiken Alexandria und ihrer Bewohner aus allen Teilen der damaligen Welt. Diese einzigartige Darstellung einer Weltstadt des Altertums umspannt die Epoche Alexanders des Großen, die Zeit der Ptolemäer, die Römerherrschaft und den Beginn des Christentums bis zur Eroberung durch die Araber.

Souverän und fesselnd erzählt Manfred Clauss die wechselvolle Geschichte des antiken Alexandria und ihrer Bewohner aus allen Teilen der damaligen Welt. Diese einzigartige Darstellung einer Weltstadt des Altertums umspannt die Epoche Alexanders des Großen, die Zeit der Ptolemäer, die Römerherrschaft und den Beginn des Christentums bis zur Eroberung durch die Araber.

Erstmals behandelt ein Buch die Geschichte der Weltstadt Alexandria während der gesamten Antike. Auf der Grundlage neuester archäologischer Entdeckungen läßt einer der angesehensten Kenner der Alten Geschichte die Schicksale einer der bedeutendsten Metropolen des Alter tums lebendig werden.

Neben den wichtigsten historischen Ereignissen, wie der Gründung durch Alexander den Großen, der Regierung der Kleopatra, dem Besuch des Kaisers Hadrian, dem Erdbeben des Jahres 365 oder der Ermordung der Philosophin Hypatia, steht das Alltagsleben in dieser zeitweise größten Stadt der Antike im Zentrum der Darstellung. Aus dem Vielvölkergemisch der wichtigsten Hafenstadt des Mittelmeeres werden vor allem die Gruppen der Ägypter, Griechen, Römer und Juden ausführlich behandelt. Immer wieder richtet sich der Blick auf die weltweit berühmten Gebäude, an erster Stelle den Hafen mit dem Leuchtturm, eines der sieben Weltwunder, den riesigen Sarapis-Tempel oder die Universität mit ihrer großen Bibliothek.

Autorentext
Manfred Clauss ist Professor für Alte Geschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/Main. Seine Hauptarbeitsgebiete bilden die Geschichte der römischen Kaiserzeit und die Sozialgeschichte der Antike.

Leseprobe


Der Konflikt wird blutig - die Ermordung der Hypatia

"Die Statthalter ziehen in jene Stadt mit Angst und Zittern ein, denn sie fürchten die Gerechtigkeit der Bevölkerung. Diese scheut sich nämlich nicht, Fackeln und Steine gegen den Statthalter zu werfen, wenn sie ihn für schuldig halten." 1

Im streitsüchtigen Alexandria mußten sich nicht nur die Statthalter mühsam ihre Position erkämpfen, für die Bischöfe galt ähnliches. Kaum eine Bischofswahl war hier unumstritten. Die in Alexandria in dieser Hinsicht regelmäßig auftretenden Schwierigkeiten resultierten aus der dortigen Praxis, daß der Bischof von den Presbytern gewählt wurde, die auf diese Weise nach Auskunft des Kirchenvaters Hieronymus lange eine herausragende Rolle innehatten. Je größer aber das Wahlgremium war, desto größer wurde auch die Möglichkeit, daß die unterlegene Gruppierung stark genug war, um der Gegenseite erheblich zuzusetzen oder sogar einen eigenen Bischof zu unterstützen. Mit Melitianern, Arianern und Athanasianern waren im 4. Jahrhundert mindest drei starke Gruppierungen in der Stadt vertreten.

Und dann war da noch das Kirchenvolk, das nicht nur Statthaltern das Leben zur Hölle machen konnte. Es gab zwar keine kirchenrechtlich festgelegte Beteiligung der Laien an der Bischofswahl, aber man erwartete in aller Regel Akklamationen nach der Weihe, die als Zustimmung der Bevölkerung gewertet wurden. Man begrüßte den Neugeweihten mit Ausrufen wie: "Er ist ein guter frommer Christ! Er ist ein Asket! Er ist ein wahrer Bischof!" 2 Die Sitte solcher Akklamationen hatte sich so sehr im Bewußtsein der Menge eingeprägt, daß das Volk glaubte, es gehe nicht mehr rechtens zu, wenn sie fehlten. Im 516 war Dioskorus II. durch kaiserliche Gesandte, den Klerus und die Nachbarbischöfe inthronisiert worden; wegen der gerade im 6. Jahrhundert nicht seltenen Unruhen hatte man auf öffentliche Aktionen verzichtet. Nun verlangten die Laien eine Wiederholung der Bischofsweihe mit ihrer Beteiligung.

Einem unpopulären Kandidaten konnte statt dessen ein "Das ist der neue Judas!" entgegenschallen. Ein wahres Spießrutenlaufen erlebte Lucius, einer der Gegenspieler des Athanasius, als er 367 die Stadt verlassen mußte. Damit ihn nicht das Schicksal seines Vorgängers ereilte, den die athanasianische Menge gelyncht hatte, wurde er unter militärischer Bewachung aus Alexandria geleitet: "Alle schrien mit einer Stimme und eines Sinnes im Chor von dem Haus, aus dem er [Lucius] abgeholt wurde, durch die Stadt hindurch bis zur Wohnung des Militärbefehlshabers; sie stießen Beleidigungen und Anklagen aus und riefen: ´Werft ihn aus der Stadt!´" 3

Kaum eine Bischofswahl im streitsüchtigen Alexandria war, wie betont, unproblematisch, diejenige Kyrills, Patriarch von 412-444, bildete da keine Ausnahme. Es hatte innerkirchlichen Dissenz und sogar einen Gegenkandidaten gegeben, den der Präfekt Abundantius favorisiert hatte; nach dreitägigen Diskussionen triumphierte Kyrill mit Hilfe des Mobs; auf staatlicher Seite ´vererbte´ sich der Konflikt, denn der Präfekt Orestes sollte später die Politik seines Vorgängers fortsetzen. Der Bischof Theophilus hatte seinen Neffen Kyrill zwar protegiert, aber nicht lange genug gelebt, um ihn innerhalb der kirchlichen Hierarchie zu etablieren. Die später überlieferte rührende Geschichte des Aufstiegs Theophilus´ und Kyrills dürfte letzterer verbreitet haben, um seine Wahl zu rechtfertigen. In der in Alexandria kolportierten Erzählung hörte sich dies wie folgt an: Theophilus, elternlos, lebte mit seiner Schwester und einem frommen äthiopischen Sklaven, der erkannte, daß die Gnade Gottes auf den Kindern ruhte, und sie deshalb dem Bischof Athanasius in Obhut gab. Dieser taufte beide Kinder, machte Theophilus zum Vorleser und steckte das Mädchen bis zum heiratsfähigen Alter ins Kloster. Dann heiratete sie und brachte Kyrill zur Welt. Auf diese Weise legitimierte die fromme Legende die Bischöfe Theophilus und Kyrill gleichermaßen. 4

Kyrill war nach seiner Wahl überhastet ins Amt eingeführt worden, was die Unruhen, die den Vorgang begleiteten, nicht beendete. Der Bischof konnte sich seiner Position nicht sicher sein, und diese Unsicherheit trieb ihn in radikalen Aktionismus. Er war der erste einer Reihe von Kirchenfürsten der Stadt, die den alexandrinischen Klerus und alles, was mit kirchlichen Organisationen zusammenhing, zu einem im Wortsinn schlagkräftigen Instrument ausbauten. Dazu gehörte unter anderem, daß er einen ganzen Stab von Schreibern beschäftigte, welche die Aufgabe hatten, seine Predigten sowie seine sämtlichen öffentlichen Reden mitzuschreiben, um die Texte anschließend möglichst weit zu verbreiten. Eine andere Maßnahme war die Reorganisation des Klerus, dessen Priester alle an Kirchen gebunden wurden, wodurch sie der bischöflichen Aufsicht unterstanden. Anschließend ging Kyrill gegen jene christlichen Gruppierungen vor, die man aufgrund staatlicher Gesetze als Sektierer, Häretiker oder Schismatiker bezeichnete. Besonders hart traf es die Novatianer, die in der Bußpraxis noch rigoroser waren als die Melitianer, deren Kirchen Kyrill ebenso konfiszieren ließ wie ihre liturgischen Geräte, um sein eigenes Kirchenvermögen aufzubessern. Damit überschritt er seine Kompetenzen und geriet in Konflikt mit dem Statthalter Ägyptens, Orestes; derartige Konfrontationen schien der Patriarch geradezu zu suchen.

Fußnoten:
Expositio totius mundi 37 (Sources Chrétiennes 124); vgl. M. Maehler, Trouble in Alexandria in a letter of the sixth century, Greek, Roman and Byzantine studies 17, 1976, 197-203. Evetts (Anm. 382) 456. Athanasius, Historia Arianorum 5, 13 = PG (Anm. 134) Band 25, 751. Johannes von Nikiu, Chronikon 79, 1-10.

Inhalt

Inhaltsverzeichnis

Einleitung


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