Gebhardt Handbuch der Deutschen Geschichte / Probleme deutscher Geschichte 1495-1806. Reichsreform und Reformation 1495-1555

Gebhardt Handbuch der Deutschen Geschichte / Probleme deutscher Geschichte 1495-1806. Reichsreform und Reformation 1495-1555

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783608600094
Untertitel:
Gebhardt Handbuch der Deutschen Geschichte 9
Genre:
Neuzeit bis 1918
Autor:
Wolfgang Reinhard
Herausgeber:
Klett-Cotta Literatur
Auflage:
10., Aufl.
Anzahl Seiten:
382
Erscheinungsdatum:
2001
ISBN:
978-3-608-60009-4

Band 9: Der erste Teil des Bandes behandelt den Wandel im wissenschaftlichen Umgang mit der gesamten deutschen Frühneuzeit bis 1806 und ihre Hauptprobleme aus zeitlicher, räumlicher und sachlicher Perspektive.
Der zweite Teil bietet eine neue Darstellung der ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts, die Wirtschaft und Gesellschaft, Politik und Religion zu einem Gesamtbild integriert.

Band 9: Probleme deutscher Geschichte 1495-1608. Reichsreform und Reformation 1495-1555 Der erste Teil des Bandes behandelt den Wandel im wissenschaftlichen Umgang mit der gesamten deutschen Frühneuzeit bis 1806 und ihre Hauptprobleme aus zeitlicher, räumlicher und sachlicher Perspektive. Der zweite Teil bietet eine neue Darstellung der ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts, die Wirtschaft und Gesellschaft, Politik und Religion zu einem Gesamtbild integriert.

Autorentext
Wolfgang Reinhard, geboren 1937, ist Professor em. für neuere Geschichte in Freiburg. Er veröffentlichte Bücher zur Papstgeschichte, zur europäischen Expansion und zum Kolonialismus, zur historischen Anthropologie undzur Vergleichenden Verfassungsgeschichte Europas. Erwähnt sei besonders seine vierbändige "Geschichte der europäischen Expansion" (1983-1990).

Leseprobe
24 Religionsfriede und Reichsverfassung 1555
Die "Reformation" hat in Deutschland einen mächtigen Schub der Entwicklung zum modernen Staat gebracht, durch neue Legitimation der Staatsgewalt und Ausweitung der Staatsaufgaben, durch Beseitigung der Kirche als autonomer Rivalin des Staates und Aneignung ihrer Ressourcen. Dabei hat sie die Entscheidung beschleunigt, daß Staatsbildung in Deutschland künftig auf territorialer Ebene und nicht auf Reichsebene stattfinden würde. Sie hat aber dieses Wachstum der Staatsgewalt nicht hervorgebracht, sondern nur im richtigen Augenblick als Katalysator gewirkt. Und das politische Wachstum hatte seinen Preis: die weitere Entmündigung der Untertanen durch fortschreitende Disziplinierung, die Errichtung einer Parität der Herren, die für die Untertanen verschärfte Intoleranz bedeutete, die Gewöhnung an konfessionelle Ghettos einerseits, an steriles Proporzdenken andererseits.
Unter dem aktuellen Gesichtspunkt der "Modernisierung", womit Entwicklung in Richtung auf Marktwirtschaft, egalitäre Gesellschaft und politische Partizipation gemeint sein soll, fällt also eine Bilanz des Reformationszeitalters keineswegs eindeutig aus, vor allem wenn man die Aufmerksamkeit weniger auf Fernwirkungen, als auf den im unmittelbaren Anschluß nachweisbaren Wandel richtet. Auf den ersten Blick könnte man die evangelische Bewegung nicht nur als "Medien-" sondern geradezu als "Kulturrevolution" bezeichnen, scheint sie doch einen raschen und gründlichen Wandel auf vielen Gebieten gezeitigt zu haben. Als Religion der "Schrift" hat sie die Entwicklung des Schulwesens und der Alphabetisierung bewußt gefördert. Die frühzeitige Verbindung mit dem Humanismus gab dem evangelischen Sekundarschulwesen das damals modernste Niveau. Das klerikale Bildungsmonopol verschwand endgültig, aber statt dessen wurde der evangelische Pfarrer, der je länger desto häufiger eine akademische Ausbildung hatte, zu einem Prototyp des bürgerlichen "Gebildeten". Mit dem evangelischen Pfarrhaus entstand eine neue kulturelle Instanz, die in deutschen Biographien noch eine große Rolle spielen sollte. Die von den Evangelischen besonders gepflegte Musik sollte zum Inbegriff deutscher Kultur werden. Viele Interpretationen gehen davon aus, daß sich dank Ausstrahlung der neuen religiösen Ideale und Lebensmodelle, der neuen Sittlichkeit und ihrer Folgen das ganze Verhalten des Menschen zum Besseren gewandelt habe: Gebet und Arbeit, Kleidung und Nahrungsgewohnheiten, Geschlechtsleben und Vergnügungen. Gleichzeitig ist aber hervorzuheben, daß wir wenig darüber wissen, wen die Reformation wie erreichte. Wie nahmen die Menschen wahr, was wir "Reformation" nennen? Wie deuteten sie den religiösen und kulturellen Wandel? Welchen Sinn gaben sie ihm? Wie reagierten sie auf die neuen Formen der Liturgie, auf die Transformation alter Symbolsysteme? Lassen sich tatsächlich mentale und emotionale Strukturveränderungen beobachten? Oder muß man damit rechnen, daß die Antworten auf existentielle Grunderfahrungen wie Geburt und Tod, Krankheit und Alter die alten blieben - oder erst ganz allmählich, vielleicht sogar unabhängig von der Reformation eine Veränderung erfuhren?


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