Geisterseher und Wunderwirker

Geisterseher und Wunderwirker

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783596601646
Untertitel:
Heilssuche im Industriezeitalter
Genre:
Neuzeit bis 1918
Autor:
Ulrich Linse
Herausgeber:
Fischer Taschenb.
Auflage:
1. Auflage
Anzahl Seiten:
256
Erscheinungsdatum:
01.10.1996
ISBN:
978-3-596-60164-6

Wir haben uns angewöhnt, das Industriezeitalter mit Begriffen wie »Rationalisierung« oder »Entzauberung der Welt« zu verknüpfen. Um so verblüffender scheint es daher, daß die Industrialisierung in Europa und Nordamerika Hand in Hand ging mit einer breiten Strömung des Okkultismus und mit neuen religiösen Bewegungen.
Diese Tendenzen waren keineswegs eine Flucht aus der aufgeklärten Modernität in das Irrationale. Selbst Endzeit-Bewegungen waren geeignet, Denkmodelle zu stiften, die ihre Anhänger auf den sozialen und politischen Wandel der Industriegesellschaft einstimmten. Und ein neuer Okkultismus verband Technik und Naturwissenschaft mit der zeitgemäßen Fortführung eines jahrhundertealten Umgangs mit dem Übernatürlichen.
Die Menschen, die sich von den neuen religiösen und spiritistischen Bewegungen angezogen fühlten, stammten aus den verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen, aus den Eliten ebenso wie aus den Unterschichten. Ulrich Linse zeigt anhand von Fallstudien die Welt der Trancemedien, der Paradies-Sucher und der politischen »Erlöser«. Handelt es sich dabei um eine Erneuerung der Religiosität aus dem Geist eines auch im Industriezeitalter lebendig gebliebenen religiösen »Untergrundes« in Europa? Sind gar Moderne und Esoterik auf viel engere Weise miteinander verwoben, als die »Säkularisierungs«-These dies wahrhaben will?

Wir haben uns angewöhnt, das Industriezeitalter mit Begriffen wie 'Rationalisierung' oder 'Entzauberung der Welt' zu verknüpfen. Um so verblüffender scheint es daher, daß die Industrialisierung in Europa und Nordamerika Hand in Hand ging mit einer breiten Strömung des Okkultismus und mit neuen religiösen Bewegungen. Diese Tendenzen waren keineswegs eine Flucht aus der aufgeklärten Modernität in das Irrationale. Selbst Endzeit-Bewegungen waren geeignet, Denkmodelle zu stiften, die ihre Anhänger auf den sozialen und politischen Wandel der Industriegesellschaft einstimmten. Und ein neuer Okkultismus verband Technik und Naturwissenschaft mit der zeitgemäßen Fortführung eines jahrhundertealten Umgangs mit dem Übernatürlichen. Die Menschen, die sich von den neuen religiösen und spiritistischen Bewegungen angezogen fühlten, stammten aus den verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen, aus den Eliten ebenso wie aus den Unterschichten. Ulrich Linse zeigt anhand von Fallstudien die Welt der Trancemedien, der Paradies-Sucher und der politischen 'Erlöser'. Handelt es sich dabei um eine Erneuerung der Religiosität aus dem Geist eines auch im Industriezeitalter lebendig gebliebenen religiösen 'Untergrundes' in Europa? Sind gar Moderne und Esoterik auf viel engere Weise miteinander verwoben, als die 'Säkularisierungs'-These dies wahrhaben will?

Autorentext
Ulrich Linse geboren 1939, arbeitete zunächst als Gymnasiallehrer im Zweiten Bildungsweg. Seit 1992 ist er Professor für Neuere Geschichte/Zeitgeschichte an der Fachhochschule München.

Leseprobe
Die Apostolischen 1835 wurden in London 12 gleichberechtigte Apostel feierlich in ihren gesamtkirchlichen Dienst eingesetzt, in Wiederaufnahme und Wiederherstellung des Werks der Apostel der Urkirche. Ein Jahr später wurde die europäische Aufgabe dieses Apostelkollegiums durch ein »prophetisches« Wort konkretisiert: Die neuen Apostel seien dazu berufen, als »Fürsten der Stämme Israels« die Christenheit (also nicht die Heiden!) zusammenzuführen, jeder Apostel zuständig für seinen »Stamm« in Aktualisierung der zwölf jüdischen Stämme: Der Stamm Juda - das waren nun England und Nordamerika, der Stamm Benjamin waren Schottland und die protestantische Schweiz, GAD waren Schweden und Norwegen, Manasse war Italien, Rruben waren Süddeutschland und Österreich, Simeon war Norddeutschland, Dan waren Rußland, Finnland und das Baltikum, Sebulon waren Irland, Griechenland und der Orient, Isaschar waren Dänemark, die Niederlande und Belgien, Ephraim waren Polen, Indien und Australien, Arser waren Frankreich und die römisch-katholische Schweiz, und Naphtalie waren Spanien und Portugal. Jeder Apostel erhielt seinen »Stamm« zugewiesen; sie sollten zunächst nicht als Missionare, sondern als Beobachter ausziehen, um die religiösen Zustände und Kultformen in den ihnen zugewiesenen Gebieten kennenzulernen, das Beste daraus zur Synthese zu sammeln und Möglichkeiten zu prüfen, wie sie später ihre Botschaft dort verbreiten könnten. Der Ertrag ihrer Reisen sollte nach ihrer Rückkehr vom Apostelkollegium geprüft und damit eine optimale Reform der Christenheit eingeleitet werden. Das Ziel dieser eschatologisch-ökumenischen Initiative bestand darin, die christliche Einheit wiederherzustellen »und das getaufte Volk des Herrn auf die Wiederkunft des himmlischen Königs und


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