A world of new things

A world of new things

Einband:
Paperback
EAN:
9783593504773
Untertitel:
Praktiken der Naturgeschichte bei Johann Reinhold Forster
Genre:
Neuzeit bis 1918
Autor:
Anne Mariss
Herausgeber:
Campus
Anzahl Seiten:
459
Erscheinungsdatum:
31.12.2015
ISBN:
978-3-593-50477-3

Campus Historische Studien
Herausgegeben von Rebekka Habermas, Heinz-Gerhard Haupt, Stefan Rebenich, Frank Rexroth und Michael Wildt

Wie wurde naturkundliches Wissen im 18.Jahrhundert im Alltag »gemacht«? Entgegen älterer Ansätze begreift Anne Mariss in ihrer Studie naturhistorisches Forschen nicht als aufklärerisch-fortschrittsorientierten Prozess, sondern als ein zukunftsoffenes Wirken von Ideen und wissenschaftlichen Theorien einerseits, sozialen und kulturellen Praktiken andererseits. Ausgehend von der Person Johann Reinhold Forsters, der durch die zweite Weltumsegelung James Cooks (1772 1775) internationale Anerkennung erfuhr, an Bekanntheit jedoch hinter seinem Sohn Georg Forster zurücksteht, gelingt es ihr, die europäische Wissenslandschaft und deren globale Netzwerke aufscheinen zu lassen.

»Dass Anne Mariss nicht nur die Naturgeschichte des 18. Jahrhunderts in ihren Praktiken und ihrer Verwobenheit mit Europas Ausgreifen auf die Welt erkennbar macht, sondern auch anhand von Johann Reinhold Forster exemplarisch die Fragilität wissenschaftlichen Fortschritts darstellt, ohne eine Biographie zu schreiben, verdient daher vor allem großes Lob.« Tobias Winnerling, H-Soz-Kult, 01.02.2017

Vorwort
Campus Historische Studien
Herausgegeben von Rebekka Habermas, Heinz-Gerhard Haupt, Stefan Rebenich, Frank Rexroth und Michael Wildt

Autorentext
Anne Mariss ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Graduiertenkolleg 1662 »Religiöses Wissen« an der Universität Tübingen.

Leseprobe
Danksagung
Die vorliegende Arbeit ist die gekürzte und leicht überarbeitete Fassung meiner im April 2014 an der Universität Kassel eingereichten Dissertation. Maßgeblich unterstützt wurde die Anfertigung der Arbeit durch die großzügige Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die ich als Mitglied des Graduiertenkollegs 1599 "Dynamiken von Raum und Geschlecht" erfahren durfte. Ein großer Dank geht auch an die Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften, die die Drucklegung der Arbeit finanziell möglich gemacht hat. Danken möchte ich auch den Herausgebern und Herausgeberinnen der Historischen Studien, die meine Arbeit in ihre Reihe aufgenommen haben.
Wissen entsteht stets in komplexen sozialen Zusammenhängen. So hat auch die vorliegende Arbeit von den unterschiedlichen Kontexten profitiert, in denen ich mich in den letzten Jahren bewegt habe. Eine angemessene Würdigung aller am Zustandekommen dieser Arbeit beteiligten Personen erscheint unmöglich, soll aber dennoch versucht werden: Mein erster Dank gilt meiner Betreuerin Prof. Dr. Renate Dürr, die am Gelingen dieser Arbeit großen Anteil hat. Ebenso möchte ich Prof. Dr. Rebekka Habermas, Prof. Dr. Anne-Charlott Trepp sowie Dr. Silke Förschler danken, die mir als Betreuerinnen mit ihrem fachlichen Rat stets zur Seite standen.
Für die anregenden Frühneuzeit-Gespräche innerhalb unserer peer-group möchte ich Dr. Mareike Böth, Sabrina Funkner und Babette Reicherdt danken. Dank geht an dieser Stelle auch an meine ehemaligen Kasseler Kolleginnen Dr. des. Jenny Bauer, Dr. des. Urania Milevski, Dr. Johanna Neu-hauser und Nele Spiering. Die Arbeit hat sehr von der kollegialen Unterstützung sowie dem interdisziplinären Austausch profitiert.
Produktiv gestaltete sich auch die Zusammenarbeit mit dem Oldenburger Graduiertenkolleg 1608 "Selbst-Bildungen. Praktiken der Subjektivierung". Danken möchte ich hier vor allem Lucas Haasis und Constantin Rieske. Ferner danke ich den Mitgliedern des Tübinger Kolloquiums für Neuere Geschichte Dr. Fabian Fechner, Dr. Philip Hahn, Julia Hodapp, Dr. des. Susanne Kofler, Lena Moser und Irina Pawlowsky für den stets anregenden fachlichen Austausch.
Alle Übersetzungen aus dem Lateinischen stammen, soweit nicht anders gekennzeichnet, von Lothar Letsche (Tübingen). Die Übersetzungen aus dem Schwedischen stammen von Lena Moser. Ihnen möchte ich an dieser Stelle meinen Dank aussprechen. Besondere Unterstützung habe ich während der redaktionellen Bearbeitung von den studentischen Hilfskräften Lucas Eigel, Marvin Gedigk, Philip Körtgen, Ulrich Stober, Sarah Schäfer, Sören Sigg, Anna Weininger und Caroline Weißbach erhalten, denen ich für ihre Hilfe danken möchte. Mein Dank gilt auch den vielen stets hilfsbereiten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der in- und ausländischen Archive und Bibliotheken, die mir einen Zugang zu den Quellen erst ermöglicht haben.
Schließlich möchte ich mich bei meiner Familie und Freunden bedanken, die mich - oftmals wohl unwissentlich durch ihr Dasein - stets unterstützt haben: Julia, Maren, Silvie und Stephan sowie meinem Bruder Christoph, deren größter Verdienst wohl darin liegt, nicht über Geschichte geredet zu haben. Mein größter Dank geht an meine Mutter Angelika Mariss, ohne deren liebevolle Unterstützung und unermüdliche Hilfe diese Arbeit nicht zustande gekommen wäre. Gewidmet ist die Arbeit meinem Vater Werner Mariss.

Tübingen, im September 2015 Anne Mariss


1. Einleitung
Am 19. November 1772 schrieb der deutsche Naturkundler Johann Reinhold Forster (1729-1798), der sich seit etwas mehr als drei Monaten mit Captain James Cook (1728-1779) auf dessen zweiter Weltumsegelung befand, an den befreundeten Gelehrten Thomas Pennant (1726-1798) in England. In seinem Brief schwärmte Forster von einer Welt neuer Dinge, "a world of new things", die es am Kap der Guten Hoffnung zu entdecken und zu erforschen gäbe. Den Brief begleiteten einige dieser neuen Dinge, darunter Vogelbälge und kleinere in Spiritus eingelegte Säugetiere sowie eine Kiste mit Tierfellen für Pennants eigene naturkundliche Forschung. Das wissenschaftliche Erkunden neuer Welten war eines der zentralen Anliegen der Naturgeschichte im Zeitalter der Aufklärung. Immer mehr europäische Expeditionsschiffe brachen im 18. Jahrhundert zur Entdeckung und Erkundung fremder Weltteile auf, deren Pflanzen, Tiere und Völker von den mitreisenden Naturkundlern genauestens unter die Lupe genommen wurden.
Die unauflösliche Verknüpfung zwischen den europäischen Entde-ckungsfahrten und der aufklärerischen Naturgeschichte wird besonders anschaulich auf dem Frontispiz des vierbändigen Thesaurus des deutsch-niederländischen Apothekers und Naturaliensammlers Albert Seba (1655-1733). Im Vordergrund des Frontispiz sind Putten bei typischen naturkundlichen Praktiken zu beobachten: Sie sammeln, beobachten und klassifizieren Dinge aus der Natur wie Korallen, Muscheln, kleinere Säugetiere, Pflanzen und Fossilien. Die im Gras liegenden Bücher und Illustrationen deuten darauf hin, dass die Knaben die Naturalien mit Beschreibungen und Darstellungen abgleichen. Eine der Putten hält ein Blatt mit Pflanzenabbildungen in der Hand und studiert es eingehend. Die anderen beiden Knaben scheinen angeregt über die seltsam geformten Korallen zu diskutieren. Wieder ein anderer hält ein Buch in der Hand, ohne es allerdings aufgeschlagen vor sich liegen zu haben. In den Tätigkeiten der Putten treten deutlich die Aufgaben von Naturforschung zu Tage. Was auf dem Kupferstich durch die Darstellung der Putten ein wenig drollig wirkt, gehörte zu den alltäglichen Aufgaben der Naturkundler im Zeitalter der Aufklärung.
Im Bildmittelgrund wird eine neue Darstellungsebene eröffnet. Dort sind auf der linken Seite typisierte Repräsentanten fremder Völker, auf der rechten Seite allegorische Darstellungen abendländischer Tugenden zu sehen. Schaut man sich die Idealtypen genauer an, so lässt sich erkennen, dass sie die vier damals bekannten Teile der Erde repräsentieren, das heißt Afrika, Asien und Amerika sowie Europa mit einem gekrönten Haupt. Die Allegorie der Europa steht etwas abseits der anderen Weltteile und räumlich näher an der allegorischen Personengruppe auf der rechten Seite, was auf ihre Sonderstellung unter den Kontinenten verweist. Sie trägt das Füllhorn mit den exotischen Schätzen…


billigbuch.ch sucht jetzt für Sie die besten Angebote ...

Loading...

Die aktuellen Verkaufspreise von 6 Onlineshops werden in Realtime abgefragt.

Sie können das gewünschte Produkt anschliessend direkt beim Anbieter Ihrer Wahl bestellen.


Feedback