Partner im Kalten Krieg

Partner im Kalten Krieg

Einband:
Paperback
EAN:
9783593500973
Untertitel:
Die politischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Chile
Genre:
Vergleichende & internationale Politikwissenschaft
Autor:
Georg Dufner
Herausgeber:
Campus
Anzahl Seiten:
420
Erscheinungsdatum:
28.02.2014
ISBN:
978-3-593-50097-3

Chile im Kalten Krieg - das ruft vor allem Bilder des sozialistischen Präsidenten Allende und der brutalen Verfolgung unter Pinochet wach. Doch die chilenische Zeitgeschichte war weit vielschichtiger. So pflegte die Bundesrepublik Deutschland während des Kalten Krieges mit dem südamerikanischen Land in vielen Bereichen enge Beziehungen. Anhand umfassender, bisher unveröffentlichter Archivquellen und Zeitzeugeninterviews untersucht Georg Dufner die herausfordernden Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Chile, einem Land mit vielfachen politischen Umbrüchen zwischen "Drittem Weg", marxistischem Sozialismus und autoritärer Diktatur.

Chile im Kalten Krieg das ruft vor allem Bilder des sozialistischen Präsidenten Allende und der brutalen Verfolgung unter Pinochet wach. Doch die chilenische Zeitgeschichte war weit vielschichtiger. So pflegte die Bundesrepublik Deutschland während des Kalten Krieges mit dem südamerikanischen Land in vielen Bereichen enge Beziehungen. Anhand umfassender, bisher unveröffentlichter Archivquellen und Zeitzeugeninterviews untersucht Georg Dufner die herausfordernden Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Chile, einem Land mit vielfachen politischen Umbrüchen zwischen »Drittem Weg«, marxistischem Sozialismus und autoritärer Diktatur.

Autorentext
Georg Dufner, Dr. phil., ist Historiker, Politikwissenschaftler und Journalist in Berlin.

Klappentext
Chile im Kalten Krieg - das ruft vor allem Bilder des sozialistischen Präsidenten Allende und der brutalen Verfolgung unter Pinochet wach. Doch die chilenische Zeitgeschichte war weit vielschichtiger. So pflegte die Bundesrepublik Deutschland während des Kalten Krieges mit dem südamerikanischen Land in vielen Bereichen enge Beziehungen. Anhand umfassender, bisher unveröffentlichter Archivquellen und Zeitzeugeninterviews untersucht Georg Dufner die herausfordernden Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Chile, einem Land mit vielfachen politischen Umbrüchen zwischen »Drittem Weg«, marxistischem Sozialismus und autoritärer Diktatur.

Leseprobe
1.1 Die Bundesrepublik und Chile - eine Annäherung "Der Atlantik ist zu groß, um das Binnenmeer einer Existenz zu sein. Das kann auch als politische Einsicht verstanden werden." Klaus Harpprecht Chile war und ist für Deutschland - global gesehen - weder ein geopoli-tisch bedeutsamer noch ein unverzichtbarer ökonomischer Partner. Den-noch existieren seit Jahrhunderten vielfältige Beziehungen zwischen beiden Staaten und Gesellschaften, die in dieser Form in Richtung Lateinamerika sonst nur noch mit Brasilien und Argentinien bestehen. Die Geschichte dieser Beziehungen reicht bis in die Zeit der spanischen Kolonie zurück und erreichte einen vorläufigen Höhepunkt Ende des 19. Jahrhunderts. In der Besiedlung Südchiles und den intensiven Handelsbeziehungen ab Mitte des 19. Jahrhunderts liegen unter anderem die Wurzeln für ein wohlwollendes Deutschland-Bild in Chile und gegenüber "den Deutschen". Dieses überwiegend positive Stereotyp besteht - mit Wandlungen - bis heute fort. Die daraus abgeleiteten "freundschaftlichen Beziehungen" waren und sind als ein "weicher Faktor" und als rhetorische Figur in vielen Bereichen der Beziehungen beobachtbar. Neben der vielfach als Erfolgsgeschichte verstandenen Besiedlung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und deren Nachwirkungen im kollektiven Gedächtnis Chiles wurde das meist freundschaftliche Verhältnis zwischen beiden Staaten und ihren Bevölkerungen im 20. Jahrhundert auch mit Brüchen und Konflikten belastet. Insbesondere der nach Lateinamerika ausgreifende Nationalsozialismus, der Zweite Weltkrieg und seine politischen Auswirkungen auf das Andenland, aber auch die Kenntnis der Verbrechen während der Herrschaft des Nationalsozialismus wirkten sich auf die öffentliche Meinung zwischen Arica und Feuerland aus. In ihrer Unterstützung für die Alliierten war die chilenische Politik und Gesellschaft dennoch nicht immer voll entschlossen, die Regierungen in Santiago hielten lange an ihrer traditionellen Neutralitätspolitik fest. Erst sehr spät wurde diese aufgegeben: Am 20. Januar 1943 brach Chile per Dekret die Beziehungen zu den Achsenmächten ab. Nach der "deutschen Katastrophe" (Friedrich Meinecke) geschah die Wiederaufnahme der Beziehungen zur jungen Bundesrepublik und ihren Vorläufern unter neuen, materiell wie psychologisch wenig verheißungs-vollen Vorzeichen. Unmittelbare Folgen des Zweiten Weltkriegs waren die Paralysierung des Schiffsverkehrs und der Postverbindungen aufgrund der alliierten Seeblockade. Eine große Zahl deutscher Exilanten unterschiedlichster Couleur und politischer Einstellungen hatte sich zwischen 1939 und 1949 in Südamerika versammelt, auch in Chile. Aus den historischen Quellen wird deutlich, dass insbesondere die politisch Verfolgten und Gegner des NS-Regimes die Geschehnisse im besetzten Deutschen Reich sowie die Politik der frühen Bundesrepublik aufmerksam beobachteten und kommentierten. Für die chilenische Außenpolitik endete mit der Kapitulation des Deutschen Reiches eine Phase großer diplomatischer Anspannung. Für Chile stellte der Zweite Weltkrieg und sein Ende keine vergleich-bare historische Zäsur dar wie für die Staaten Europas; das südamerikani-sche Land hatte dem Deutschen Reich auch nie den Krieg erklärt. Tiefe Umwälzungen hatten sich daher für die chilenische Politik im Vergleich zur Zwischenkriegszeit nicht ergeben. Obwohl die staatlichen Verhältnisse in den Westzonen beziehungsweise der Bundesrepublik stark verändert waren, so existierten doch noch genügend Anknüpfungspunkte auf gesell-schaftlicher Ebene für einen Neustart der Beziehungen zu Chile, einem der für Deutschland wirtschaftlich und politisch traditionell wichtigsten Länder der Region. An die deutsch-südamerikanischen Handelsbeziehungen der Vorkriegszeit anzuknüpfen war eines der erklärten Ziele Ludwig Erhards und der wirtschaftlichen Eliten der frühen Bundesrepublik. Für den westlichen Teil des vom Eisernen Vorhang zerschnittenen Deutschlands war Südamerika nach den USA und Westeuropa das wichtigste Exportziel in Übersee und Wunschpartner für den baldigen Wiederaufstieg. Die intensiven nichtstaatlichen Beziehungen der Zwischenkriegszeit erlebten bald eine Renaissance. Westdeutsche Unternehmen kehrten schnell auf den Subkontinent zurück oder siedelten sich neu an. Die Bundesrepublik wurde aufgrund ihres wirtschaftlichen Erfolgs, zu dem Lateinamerika als Exportmarkt, Rohstofflieferant und Investitionsziel entscheidend beitrug, innerhalb nur eines Jahrzehnts zu einer "Weltmacht wider Willen" (Christian Hacke). Die Bedeutung war gegenseitig: So war während langer Phasen die Bundesrepublik für Chile hinter den USA der zweitwichtigste Handelspartner. Waren die Beziehungen in den 1950er Jahren in ihren Akteuren, Ziel-setzungen und Strukturen nicht völlig neuartig, so veränderten sich diese Fundamente in den 1960er Jahren stark. Seit der kubanischen Revolution von 1959, der Hinwendung Fidel Castros zur Sowjetunion und seinem Bekenntnis zum Marxismus-Leninismus ab 1961 wurde aus dem bis dato ruhigen "Hinterhof der USA" eine Region, um deren Zukunft sich der Westen Sorgen machen musste. Die Tiefenströmung der lateinamerikani-schen Politik drehte sich fundamental nach links, Antiimperialismus und Antikolonialismus wurden unter Studenten, Intellektuellen und politischen Parteien zu Elementen ihres Denkens und Handelns. Sie halfen, die wirt-schaftliche und soziale Misere zu deuten. Das Bewusstsein, als Teil der Dritten Welt zu den "Verdammten dieser Erde" zu gehören, brachte ein mächtiges, mobilisierendes, antiwestliches Gefühl in die Politik nicht nur der Linken ein. Kennedys "Allianz für den Fortschritt" war die Reaktion Washingtons auf diese Entwicklung und die ihr zugrunde liegenden langfristigen Misss…


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