Witwen in der Frühen Neuzeit

Witwen in der Frühen Neuzeit

Einband:
Paperback
EAN:
9783593381718
Untertitel:
Eine kulturhistorische Studie
Genre:
Neuzeit bis 1918
Autor:
Gesa Ingendahl
Herausgeber:
Campus Verlag GmbH
Auflage:
1. Aufl. 10.2006
Anzahl Seiten:
380
Erscheinungsdatum:
31.10.2006
ISBN:
978-3-593-38171-8

Geschichte und GeschlechterHerausgegeben von Claudia Opitz-Belakhal, Angelika Schaser und Beate Wagner-Hasel

Wenn in der Frühen Neuzeit eine Ehefrau Witwe wurde, erlangte sie einen völlig neuen sozialen Status. Sie erhielt Zugang zu Lebens- und Arbeitsbereichen, die Frauen sonst verschlossen blieben. Als Grenzgängerin zwischen den Welten der Frauen und der Männer erregte sie im Lauf der Jahrhunderte jedoch immer wieder Anstoß. Gesa Ingendahl zeigt anhand unterschiedlichster Quellen aus der Reichsstadt Ravensburg, wie Obrigkeit, Zünfte und Bevölkerung verwitwete Frauen zu reglementieren suchten.

Vorwort
Geschichte und Geschlechter Herausgegeben von Claudia Opitz-Belakhal, Angelika Schaser und Beate Wagner-Hasel

Autorentext
Gesa Ingendahl, Dr. phil., studierte Volkskunde/Empirische Kulturwissenschaft und Geschichte in Münster, Tübingen und Jena.

Klappentext
Wenn in der Frühen Neuzeit eine Ehefrau Witwe wurde, erlangte sie einen völlig neuen sozialen Status. Sie erhielt Zugang zu Lebens- und Arbeitsbereichen, die Frauen sonst verschlossen blieben. Als Grenzgängerin zwischen den Welten der Frauen und der Männer erregte sie im Lauf der Jahrhunderte jedoch immer wieder Anstoß. Gesa Ingendahl zeigt anhand unterschiedlichster Quellen aus der Reichsstadt Ravensburg, wie Obrigkeit, Zünfte und Bevölkerung verwitwete Frauen zu reglementieren suchten.

Zusammenfassung
"Gesa Ingendahl hat eine gut lesbare, äußerst anregende Studie vorgelegt." (Bayer. Jahrbuch für Volkskunde, 01.10.2009)

Leseprobe
Die Verlassene Elend und Wollust, Trauer, Armut und Alter, Lebenslust, Sinnlichkeit und Reichtum, Schutzbedürftigkeit, Keuschheit, Frömmigkeit, Magie und Hexerei - aus der Frühen Neuzeit wird ein reicher literarischer Bilderbogen zu Witwenschaft in ihrem Sein und Sollen überliefert. Die begrifflich erzeugten Bilder sind markant ausgeprägt, moralisch direkt und plastisch konkret. Sie sind eindeutig in ihren Werturteilen, unterstützen oder verachten, heißen gut oder verurteilen und verweisen auf Witwenschaft als einem komplexen gesellschaftlichen Phänomen, dessen soziale Bedingtheit in der Frühen Neuzeit kulturell intensiv bearbeitet wurde. Diese soziale Bedingtheit erwuchs aus dem unverschuldeten Verlassensein einer Ehefrau von ihrem Ehemann in einer männlich dominierten Welt. Als Grundparameter gestaltet sie in vielen historischen und gegenwärtigen Kulturen überall auf der Welt die Ausprägungen der "Witwe". Ihre frühneuzeitlichmitteleuropäischen Charakteristika entwickelten sich im Kern aus der gesellschaftlichen Funktion und Bedeutung der christlichen Ehe. Im frühen Mittelalter war die "Witwe", wie Bernhard Jussen beschreibt, als religiös fundierter Stand konzipiert worden, um über christlich-moralische Ordnungsvorstellungen nicht nur den Klerus, sondern auch die Laien in das transzendentale Heilsgeschehen mit einzubinden. Die ehelos und asketisch lebende Witwe - als Modell durchaus zunächst für beide Geschlechter angelegt - übernahm darin im dreigeteilten Ordnungsschema von "Jungfrauen","Eheleuten" und "Witwen" die Rolle der "exemplarischen Büßerin" im auf Buße fußenden Christentum. Bald verlagerte sich ihr Geltungsbereich fort vom religiös definierten Amt hin zum sozialen Stand der hinterbliebenen Ehefrauen.5 Ihre religiöse Rolle als Büßerin für die Welt verengte sich auf die Aufgabe stellvertretender Buße für den verstorbenen Mann, auf Trauer und lebenslange Totensorge. Die daraus abgeleiteten Verhaltensattribute kollidierten jedoch grundsätzlich mit den lebensweltlichen Faktoren von Witwenschaft, mit Stellvertretung, Existenzsicherung und Wiederheirat. Das führte zu einem, wie Jussen es nennt, "Widerspruch zwischen den Erfordernissen der Ewigkeit und denen des Lebens"6, der andauernd fortbestand und auch in den folgenden Jahrhunderten nicht aufgelöst wurde. Stattdessen verfestigte sich die Wahrnehmung von Witwenschaft zwischen den Polen trauernder Enthaltsamkeit und vergesslicher Wiederheirat mit all ihren sexuellen, moralischen und ökonomischen Implikationen, die die mittelalterliche Geschlechterordnung dazu bereithielt.7 Ihre widersprüchlichen Attribute ergaben den eingangs skizzierten reichhaltigen Bilderfundus, der auch die Deutungsmuster in der Frühen Neuzeit strukturierte.

Inhalt
Inhalt Einleitung 1 Witwen als Forschungsgegenstand: Die Kulturelle . . . . . . . . . . . 9 Einleitung 2 Witwen im Bild: Die Dialektische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 1. Witwen als historische Präsenz: Die Sichtbare . . . . . . . . . . . . . . . 38 1.1 Witwen im Stadtraum Ravensburgs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 1.2 Witwen in der schriftlichen Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . 57 2. Witwen in Steuerbuch und Seelenbeschrieb: Die Einwohnerin . 83 2.1 Arme und reiche Witwen in den Steuerbüchern . . . . . . . . . . 83 2.2 Der Seelenbeschrieb als Quelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 2.3 Stand und Lebensunterhalt der Witwen . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 3. Witwen als Stadtbürgerinnen: Die Stellvertreterin . . . . . . . . . . . . 140 3.1 Als Ravensburger Bürgerinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 3.2 Als zünftige Handwerkswitwen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 3.3 Als Erbinnen und Schuldnerinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 3.4 Als bevogtete Witwen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 3.5 Als unterstützte Witwen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 4. Witwen in der Familie: Die Haus-Frau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 4.1 Heiratsverträge als Rechtsschriftstücke . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 4.2 Witwen in quantitativen Verhältnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 4.3 Witwen als Verwandte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 Schluss Witwen in Ravensburg: Die Teilhaberin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321 Anhang Literarisch-didaktische Quellensammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329 Tabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 Quellen und Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354 Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376


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