Bertha Pappenheim (1859-1936)

Bertha Pappenheim (1859-1936)

Einband:
Paperback
EAN:
9783593378640
Untertitel:
Ein Leben für jüdische Tradition und weibliche Emanzipation
Genre:
20. Jahrhundert (bis 1945)
Autor:
Britta Konz
Herausgeber:
Campus Verlag GmbH
Auflage:
1. Aufl. 10.2005
Anzahl Seiten:
412
Erscheinungsdatum:
31.10.2005
ISBN:
978-3-593-37864-0

Geschichte und Geschlechter Herausgegeben von Claudia Opitz-Belakhal, Angelika Schaser und Beate Wagner-Hasel

Berühmt wurde Bertha Pappenheim nicht nur als »Anna O.« in Freuds »Studien über Hysterie«. Sie war eine bekannte jüdische Frauenrechtlerin und eine Pionierin der sozialen Arbeit, die mit Martin Buber und Leo Baeck ebenso in engem Austausch stand wie mit Helene Lange und Gertrud Bäumer. Britta Konz unternimmt erstmals eine Analyse des Lebenswerks dieser faszinierenden Frau, die 1904 den Jüdischen Frauenbund gründete, um für ihre Version des Judentums einzutreten. Eine moderne jüdische Identität konnte ihrer Ansicht nach nur durch die Verbindung von traditionellem Judentum und Frauenemanzipation entstehen. Dieses weiblich-jüdische »Projekt der Moderne« sowie Bertha Pappenheims Kampf gegen den Antisemitismus auch nach 1933 stehen im Mittelpunkt der Studie.

Autorentext
Britta Konz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fach Kirchengeschichte am Institut für Theologie und Religionspädagogik der Universität Oldenburg.

Leseprobe
Als Bertha Pappenheim 1934 vom Maler Joseph Oppenheim porträtiert wurde, fing er in einzigartiger Weise ihre vielschichtige Persönlichkeit ein. Das Bild spiegelt ihre Entschlossenheit, ihre Traurigkeit, ihr Selbstbewusstsein, ihren offenen Geist, ihre Verschlossenheit, ihren Sinn für Ästhetik, ihr kämpferisches Wesen und ihren Humor wider. Es entzieht sich - wie Bertha Pappenheim selbst - einer eindeutigen Interpretation. Bertha Pappenheim wurde oft vorrangig über ihre spektakuläre Biographie, ihre Erkrankung an "Hysterie" und ihre Mitbeteiligung an der Genese der Psychoanalyse (als Fallbeispiel "Anna O." von Sigmund Freud) wahrgenommen. Sie ist aber auch eine der bekanntesten jüdischen Frauenrechtlerinnen und war Pionierin der sozialen Arbeit. Ihr ist es maßgeblich zu verdanken, dass sich eine jüdische Frauenbewegung etablierte, sie prägte mit ihren frauenemanzipatorischen Gedanken und ihrer Vorstellung von weiblicher Sozialarbeit eine ganze Generation jüdischer Frauen. Vor allem suchte Bertha Pappenheim nach Wegen, der unverheirateten Jüdin Anerkennung und Rechte in der jüdischen Gemeinschaft zu verschaffen und ein Betätigungsfeld außerhalb der Familie zu erschließen. Mit anderen gleichgesinnten jüdischen Frauenrechtlerinnen baute sie in Deutschland ein beispielgebendes Netz freiwilliger Sozialarbeit auf, das auf die Stärkung des Judentums und die Emanzipation der Frau zielte. Der 1904 gegründete Jüdische Frauenbund bot ein Forum für die Verhandlung jüdischer Fraueninteressen. Bertha Pappenheim ging es dabei insbesondere um eine Verbindung ihres orthodox-jüdischen Erbes mit frauenemanzipatorischen Zielen. Obwohl alle Untersuchungen Bertha Pappenheims prägende Bedeutung für den 1904 gegründeten Jüdischen Frauenbund herausstellen, waren ihr theoretisches Konzept, ihre Schriften und programmatischen Artikel bisher nicht Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung. Ebensowenig wurde ihr theologischer Ansatz bisher ausreichend gewürdigt. Hierdurch entstand der Eindruck eines scheinbar voraussetzungslosen Wirkens und das Spezifische ihres Werkes wurde nicht erfasst. Diese Forschungslücke möchte ich mit meiner Untersuchung schließen. Bertha Pappenheim hielt zeitlebens an der jüdischen Tradition fest und aus ihren Texten spricht eine tiefe Religiosität und eigenständige Interpretation des jüdischen Glaubens. In religiösen Traditionen entdeckte sie Ressourcen für die Emanzipation von Frauen. Mit dem Jüdischen Frauenbund und ihrer sozialen und pädagogischen Arbeit initiierte sie eine Bewegung, in der Jüdinnen ihre eigene Version des Judentums gestalteten. Eine Untersuchung der theoretischen und religiösen Grundlagen Bertha Pappenheims ergänzt von daher auch die bisherige Forschung über den Jüdischen Frauenbund.

Inhalt
Einleitung Erster Teil: Zur Biographie Bertha Pappenheims 1. Das Wiener Judentum und der Einfluss der väterlichen Linie 1.1 Die Pappenheims im Preßburger Ghetto 1.2 Die Auswanderung nach Wien 1.3 Die Leopoldstadt 1.4 Die jüdische Gemeinschaft in Wien - Gründung der Schiffschul 1.5 Akkulturation 2. Der Fall Anna O. - Jugend und Krankengeschichte Bertha Pappenheims 2.1 Die religiöse Erziehung - Bertha Pappenheims jüdisch-orthodoxe Sozialisation 2.2 Die bürgerliche Sozialisation 2.3 Die Zeit der Erkrankung 3. Das Frankfurter Judentum und der Einfluss der mütterlichen Linie 3.1 Die Goldschmidts im Spiegel der Frankfurter jüdischen Gemeinde 3.2 Die Anfänge des sozialen und frauenemanzipatorischen Wirkens von Bertha Pappenheim in Frankfurt 4. Die Entwicklung zur Pionierin der jüdischen Frauenbewegung und jüdisch-sozialen Arbeit 4.1 Die Gründung der "Weiblichen Fürsorge" 4.2 Der "Jüdische Frauenbund" 4.3 Bertha Pappenheims Tätigkeiten während und nach dem Ersten 4.4 Die Zusammenarbeit mit dem "Frankfurter Jüdischen Lehrhaus" 4.5 Bertha Pappenheims Lebensende Zweiter Teil: Tradition und Emanzipation: Bertha Pappenheims weiblich-jüdisches "Projekt der Moderne" 1. Voraussetzungen: Jüdische Emanzipation 1.1 Die "Erfindung" einer Tradition14 1.2 Ein weiblich-jüdisches "Projekt der Moderne"? 2. Bertha Pappenheims Frauenbild und Emanzipationskonzept im Spiegel der Frauenbewegung und des Judentums 2.1 Vorgeschichte und Gründung des "Bundes Deutscher Frauenvereine" 2.2 Frauenbild und emanzipatorische Leitgedanken der "gemäßigten" bürgerlichen Frauenbewegung 2.3 Religiös-emanzipatorische Weiblichkeitsentwürfe 2.4 Das Bild der deutschen Jüdin 2.5 Bertha Pappenheims Emanzipationskonzept und Idealvorstellung der jüdischen Frau 2.6 "Soziale Mütterlichkeit" bei Bertha 2.7 Der Kampf um religiöse Gleichstellung 2.8 Identifikationsmodelle für eine moderne weiblich-jüdische Identität 2.9 Fazit 3. Die Umgestaltung der jüdischen Wohltätigkeitsarbeit 3.1 Die "soziale Frage" 3.2 Wohltätigkeitsarbeit im Kontext der Frauenbewegung und bürgerlichen Sozialreform 3.3 Das Konzept der "Weiblichen Fürsorge" 3.4 Die "Mission" des Jüdischen Frauenbundes 3.5 Bertha Pappenheims Religiosität als Grundlage des sozialen Wirkens 3.6 "Sittlichkeit" und der Kampf gegen den Mädchenhandel 3.7 Fazit 4. Pädagogische Zielsetzungen 4.1 Grundlagen 4.2 Neu-Isenburg als Familie und Heimat 4.3 Fazit 5. Entwicklungen, Kontinuitäten und Brüche 5.1 Bertha Pappenheims Konzept der sozialen Arbeit nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 5.2 Bertha Pappenheims Fürsorgearbeit in der Weimarer Republik - Eine veränderte Schwerpunktsetzung 5.3 Der Konflikt um die Frage nach bezahlter Sozialarbeit 5.4 Der Generationenkonflikt in der Frauenbewegung 5.5 Konfliktlinien in der Pädagogik 5.6 Antisemitismus 5.7 Zionismus Ein weiblich-jüdisches "Projekt der Moderne" Abkürzungsverzeichnis Quellen- und Literaturverzeichnis Personenregister Danksagung


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