Gedächtnis und Geschlecht

Gedächtnis und Geschlecht

Einband:
Paperback
EAN:
9783593370538
Untertitel:
Deutungsmuster in Darstellungen des nationalsozialistischen Genozids
Genre:
20. Jahrhundert (bis 1945)
Herausgeber:
Campus Verlag GmbH
Auflage:
1. Aufl. 17.06.2002
Anzahl Seiten:
426
Erscheinungsdatum:
30.06.2002
ISBN:
978-3-593-37053-8

In der Debatte um das "kulturelle Gedächtnis" wird die Geschlechterdifferenz kaum berücksichtigt. Doch ob Denkmäler, Filme, Autobiografien oder Gedenkfeiern: Wie die Beiträge des Bandes zeigen, spielen Vorstellungen von "männlich" und "weiblich" in der Rezeption des Nationalsozialismus und den Konstruktionen nationaler Identitäten nach 1945 eine zentrale Rolle.

In der Debatte um das »kulturelle Gedächtnis« wird die Geschlechterdifferenz kaum berücksichtigt. Doch ob Denkmäler, Filme, Autobiografien oder Gedenkfeiern: Wie die Beiträge des Bandes zeigen, spielen Vorstellungen von »männlich« und »weiblich« in der Rezeption des Nationalsozialismus und den Konstruktionen nationaler Identitäten nach 1945 eine zentrale Rolle.

Welches Geschlecht hat die Erinnerung? In der Debatte um das "kulturelle Gedächtnis" wird die Geschlechterperspektive kaum berücksichtigt. Dieser Band zeigt, wie Geschlechterkonstruktionen auch die Wahrnehmung, Beschreibung und Bewertung des nationalsozialistischen Genozids mit bestimmen. Angesichts der Verbrechen des Nationalsozialismus mag die Frage nach der Bedeutung der Geschlechterdifferenz für das Erinnern und Gedenken unwesentlich oder zweitrangig erscheinen. Bei genauerem Hinsehen ist jedoch erkennbar, dass den Darstellungen und Repräsentationen des historischen Genozids Geschlechterstereotypen eingeschrieben sind. Der Effekt ist eine Reproduktion tradierter, unhinterfragter mythischer Weiblichkeitsbilder und damit zusammenhängend die Naturalisierung historischer Ereignisse. Die Autorinnen des Bandes zeigen u.a. anhand von Denkmälern, Filmen, Autobiografien und Gedenkfeiern, wie Geschlechterbilder die Darstellungen historischer Ereignisse strukturieren. Es wird deutlich, wie Vorstellungen von der Natur des "Weiblichen" und des "Männlichen" dazu führen, dass viele Erfahrungen aus dem Gedenken ausgeschlossen, lediglich peripher zugelassen oder nur als maskierte Erinnerung zugemutet werden. Der Band fasst die Modi geschlechtsideologischer Deutungen als Verleugnungen, Sakralisierungen, Sexualisierungen und Verschiebungen zusammen. Diese Kategorien zeigen, wie Realität abgewehrt wird, wie Massenmorde in eine heilsgeschichtliche Perspektive gerückt, Gegenbilder des unschuldigen weiblichen Opfers geschaffen und tradierte Geschlechterverhältnisse reetabliert werden. Ein beunruhigendes Buch im bestem Sinne, weil es geschlechtsideologische Mechanismen dort aufspürt, wo sie bisher kaum wahrgenommen wurden"

Autorentext
Insa Eschebach, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt: Strafverfahren gegen das Ravensburger SS-Personal an der Gedenkstätte Ravensbrück. Sigrid Jacobeit, PD Dr. phil., lehrt am Fachbereich Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Silke Wenk ist Professorin für Kunstwissenschaften und Kulturwissenschaftliche Geschlechterstudien an der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg.

Klappentext
In der Debatte um das »kulturelle Gedächtnis« wird die Geschlechterdifferenz kaum berücksichtigt. Doch ob Denkmäler, Filme, Autobiografien oder Gedenkfeiern: Wie die Beiträge des Bandes zeigen, spielen Vorstellungen von »männlich« und »weiblich« in der Rezeption des Nationalsozialismus und den Konstruktionen nationaler Identitäten nach 1945 eine zentrale Rolle.

Zusammenfassung
Feminisierte Trauer
"Insgesamt ein spannender Beitrag, der die ausführliche Literatur zum NS-Gedenken um die geschlechtsspezifische Codierung des Erinnerns erweitert." (an.schläge, 01.02.2003)

Inhalt
Vorwort Sigrid Jacobeit Soziales Gedächtnis und Geschlechterdifferenz. Eine Einführung Silke Wenk/Insa Eschebach VERLEUGNUNGEN Tabu Lagerbordell. Vom Umgang mit der Zwangsprostitution nach 1945 Christl Wickert Un/Mögliche antifaschistische Heldinnen. Die "Ravensbrücker Ballade" von 1961 Christa Schikorra Die verlorene Unschuld des Gedächtnisses. Soziale Amnesie in Holland und sexuelle Gewalt im Zweiten Weltkrieg Jolande Withuis Das Geschlecht des Schweigens. Israelischer Zionismus und die Shoah Ronit Lentin SAKRALISIERUNGEN Heilige Stätte - imaginierte Gemeinschaft. Geschlechtsspezifische Dramaturgien im Gedenken Insa Eschebach Christliche Legenden der Versöhnung. Edith Stein, Maximilian Kolbe und die Ravensbrücker Ordensschwestern Constanze Jaiser Die Bildformel Pietà. Religiös tradierte Geschlechterbilder in Symbolisierungen des Nationalsozialismus Susanne Lanwerd "Live" vom Soldatenfriedhof. Anne Frank und die Inszenierung des Bitburg-Besuchs von Reagan Isabelle Freda SEXUALISIERUNGEN Täter-Fotografien in der Kunst nach dem Holocaust. Geschlecht als ein Idiom der Erinnerung Marianne Hirsch Von der "Umkehr aller Weiblichkeit". Charakterbilder einer KZ-Aufseherin Julia Duesterberg Der Bann eines Bildes. Ilse Koch, die "Kommandeuse von Buchenwald" Alexandra Przyrembel Rhetoriken der Pornografisierung. Rahmungen des Blicks auf die NS-Verbrechen Silke Wenk VERSCHIEBUNGEN Opfer, Störenfriede und Überlebende. Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung jüdischer Displaced Persons im Nachkriegsdeutschland Atina Grossmann Zeugnisse des Verbrechens und Geschichten vom Überleben. Re-Präsentationen des Holocaust in Erinnerungsberichten Irith Dublon-Knebel Mütter und Kämpferinnen. Geschlechterbilder in israelischen Shoah-Denkmälern Judith Tydor Baumel Feminisierte Trauer und aufgerichtete Helden. Figürliche Denkmäler der frühen Nachkriegszeit in Deutschland und Österreich Kathrin Hoffmann-Curtius Die Wiederkehr des Künstler-Helden. Jochen Gerz im "Duell mit der Verdrängung" Corinna Tomberger


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