Die Kanäle der Macht

Die Kanäle der Macht

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783552052246
Untertitel:
Herrschaft und Freiheit im Medienzeitalter
Genre:
Sonstige Philosophie-Bücher
Herausgeber:
Zsolnay
Auflage:
1. Auflage
Anzahl Seiten:
264
Erscheinungsdatum:
10.03.2003
ISBN:
978-3-552-05224-6

Philosophicum Lech Band 6

Autorentext
Elisabeth Bronfen ist Lehrstuhlinhaberin am Englischen Seminar der Universität Zürich und seit 2007 zudem Global Distinguished Professor an der New York University. Ihr Spezialgebiet ist die Anglo-Amerikanische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts.Georg Franck, Jahrgang 1946, 1994-2016 Professur für digitale Methoden in Architektur und Raumplanung an der Universität Wien. Prof. em. Franck veröffentlichte zahlreiche Publikationen zu Fragen der Raumökonomie, Stadtentwicklung und Umweltpolitik sowie zur räumlich-zeitlichen Wirksamkeit der neuen Medien und zur Philosophie der Zeit. Im Carl Hanser Verlag sind erschienen: Ökonomie der Aufmerksamkeit (1998), 2005 Mentaler Kapitalismus (2005) und Architektonische Qualität (mit Dorothea Franck, 2008).Robert Menasse wurde 1954 in Wien geboren und studierte in seiner Heimatstadt sowie in Salzburg und Messina Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft. Er lebt als Romancier und Essayist zumeist in Wien. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Hölderlin-, Doderer-, Breitbach-, Feuchtwanger-, Kaschnitz-, Fried-Preis, Österreichischer Kunstpreis. 1999 ist im Deuticke Verlag Der mächtigste Mann in Zusammenarbeit mit Kenneth Klein, Elisabeth und Eva Menasse erschienen. Für seinen viel diskutierten Essay Der Europäische Landbote (Zsolnay 2012) erhielt er u.a. den Friedrich-Ebert-Preis und den Heinrich-Mann-Preis. 2013 erschien bei Zsolnay sein Theaterstück Doktor Hoechst.Konrad Paul Liessmann, geboren 1953 in Villach, ist Professor i.R. für Philosophie an der Universität Wien, Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist. Er erhielt 2004 den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Denken und Handeln, 2010 den Donauland-Sachbuchpreis und 2016 den Paul Watzlawick-Ehrenring. Im Zsolnay Verlag gibt er die Reihe Philosophicum Lech heraus. Zuletzt erschienen bei Zsolnay Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung. Eine Streitschrift (2014), Bildung als Provokation (2017), Alle Lust will Ewigkeit. Mitternächtliche Versuchungen (2021) und Lauter Lügen (2023), sowie bei Hanser (gemeinsam mit Michael Köhlmeier) Der werfe den ersten Stein (2019).Konrad Paul Liessmann, geboren 1953 in Villach, ist Professor i.R. für Philosophie an der Universität Wien, Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist. Er erhielt 2004 den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Denken und Handeln, 2010 den Donauland-Sachbuchpreis und 2016 den Paul Watzlawick-Ehrenring. Im Zsolnay Verlag gibt er die Reihe Philosophicum Lech heraus. Zuletzt erschienen bei Zsolnay Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung. Eine Streitschrift (2014), Bildung als Provokation (2017), Alle Lust will Ewigkeit. Mitternächtliche Versuchungen (2021) und Lauter Lügen (2023), sowie bei Hanser (gemeinsam mit Michael Köhlmeier) Der werfe den ersten Stein (2019).

Leseprobe
Wer ü;ber die »Kanä;le der Macht« spricht, dem erö;ffnet sich ein weites Assoziationsfeld. Daß; die Macht kein statisches Verhä;ltnis ist, sondern dynamisch zwischen Personen und Gruppen, zwischen einzelnen und vielen fließ;t, sich immer wieder neu konstituiert, verzweigt, neue Zentren sucht und in alte zurü;ckkehrt, wissen wir spä;testens seit den diskursanalytischen Arbeiten von Michel Foucault. Daß; die Macht aus demokratisch organisierten Gesellschaften nicht verschwunden ist, sondern sich nur eine andere Gestalt gegeben hat, kö;nnen wir mit guten Grü;nden vermuten, auch wenn es eine Zeit lang inopportun war, von Macht zu sprechen, und Machträ;ger beredt alle Macht von sich wiesen und nur mehr unter einer mitleidheischenden Last der Verantwortung zu stö;hnen schienen. Wie immer die Macht einer Gesellschaft organisiert ist - sie braucht Kanä;le, Medien, ü;ber die sie sich mitteilen und durchsetzen kann, und sie braucht die Bilder ihrer selbst. Keine Macht ohne Attribute, keine Macht ohne ä;sthetische Prä;senz, keine Macht ohne Symbole, aber auch keine Macht ohne Ablenkung, falsche Fä;hrten und Irrefü;hrungen. Es gibt nicht nur die glitzernde Oberflä;che der Macht, ihre Demonstrationen und ihre Prä;senz auf den Bildschirmen, es gibt immer auch die geheimen und die dunklen Kanä;le der Macht, die verborgenen Informations- und Befehlsflü;sse, die im Hintergrund wirkenden Abhä;ngigkeiten und Sachzwä;nge, die halblegalen und illegalen Druckmittel und Drohungen, die entscheidenden unausgesprochenen Gesten und Andeutungen, die ominö;sen Sekretä;re und Hintermä;nner, die unbekannten Ratgeber, Ghostwriter und Einflü;sterer, die grauen Eminenzen und die lustvoll kolportierten Gerü;chte darü;ber, wer nun eigentlich »wirklich« das Sagen hat. Wer das Sagen hat. Diese alltagssprachliche Formel zitiert die Urszene der Macht. Jemand ist imstande, einem anderen seinen Willen aufzuzwingen und seine Interessen gegenü;ber anderen durchzusetzen. Ich kann machen, was ich will und du machst, was ich sage. Das ist Macht. »Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht. Herrschaft soll heiß;en die Chance, fü;r einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden.« Die klassische soziologische Definition von Macht und Herrschaft, wie sie Max Weber im frü;hen 20. Jahrhundert festlegte, hat nichts von ihrer Brisanz eingebü;ß;t, auch wenn die starren Autoritä;tsverhä;ltnisse lä;ngst ausgedient haben und eine illusionä;re Beschreibung der Gesellschaft gerne vollmundig von Kommunikation, Kooperation, Verantwortung, Teamwork und Sachkompetenz dort sprach, wo es in der Regel schlicht um Macht ging. Heute sehen wir wieder ein wenig klarer, auch wenn wir die Dinge ungern beim Namen nennen und, um der Wahrheit der eigenen Sprache zu entgehen, gerne in euphemistische Anglizismen verfallen. Aber natü;rlich meinen leadership und Qualitä;tsmanagement nichts anderes, als daß; die Abfolge von Befehl und Gehorsam wieder funktioniert. Macht ist nur dort, wo Befehlen gehorcht wird. Der Stachel des Befehls, von dem Elias Canetti schrieb, ist auch der Stachel der Macht, von dieser nicht zu trennen. Daß; Befehle nicht im Kasernenhofton herumgebrü;llt werden mü;ssen, um befolgt zu werden, weiß; jeder, der das sanfte Kopfnicken seines Vorgesetzten, seines Mitarbeiters, seines Partners befolgt. Und in Gesellschaften, in denen der Befehl moralisch diskreditiert ist, scheint der vorauseilende Gehorsam ohnehin die gä;ngige Variante, mit der man der Macht dient, ohne sie in die Verlegenheit zu bringen, sich klar artikulieren zu mü;ssen. Natü;rlich sind an Stelle nicht weiter befragbarer Befehlsketten heute andere Strategien der Ü;berzeugung, Motivation und Ü;berredung getreten, aber man kö;nnte - Schopenhauer hat es geahnt - einmal ü;berlegen, inwiefern sich auch hinter dem Anspruch, einen anderen Menschen zu motivieren, nichts weiter verbirgt als der Versuch, ihm seinen Willen zu nehmen und einen fremd


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