Der Internationale Stil 1932

Wer in der Architektur die Seite der Verzierung zuerst betrachtet, und sich etwa fragt, warum ihm an einem Capitale dieses Laubwerk besser gefallt, als jenes, der wird leicht an der M oglichkeit sicherer Principien verzweifeln. Wer aber die Untersuchung mit der Seite des Bediirfnisses beginnt, der wird eine sehr sichere Basis finden. Denn da die Grofle und Anlage eines jeden Gebaudes durch seine Bestimmung als der Grundursache seiner Existenz bedingt wird, und da ferner die Moglichkeit seiner dauernden Existenz von der physischen Beschaffenheit des Baumaterials und der hieraus sich erge benden Zusammenfiigung und Gestaltung der einzelnen Theile abhiingt, so ist klar: dafl eine doppelte Zweckmdfligkeit - ndmlich Erfiillung der jedesmaligen Bestimmung (Bequemlichkeit) und dauernden Existenz (Fe stigkeit) den wesentlichen Theilen eines jeden Gebdudes die Grundgestalt und Grofle gibt. Und solche in der Zweckmiifligkeit begriindete Gestal tungsmomente sind doch so objectiv und handgreiflich, als nur irgend etwas sein kann. Indessen bestimmen dieselben die Grofle und Grundgestalt der wesentlichen Theile keineswegs ganz genau: sie sind zwar ein sehr fester, aber nicht ganz enger Weg, der obgleich die Hauptrichtung klar anzeigend immerhin einen kleinen Spielraum gestattet.

Autorentext
Peter Neitzke ist Architekt, Autor, langjähriger Verlagslektor und Herausgeber. Er lebt in Zürich.

Inhalt
1 Einführung: Der Stilbegriff.- 2 Geschichte.- 3 Funktionalismus.- 4 Ein erstes Prinzip: Architektur als umschlossener Raum.- 5 Materialien der Außenflächen.- 6 Ein zweites Prinzip: Bemühung um modulare Regelmäßigkeit.- 7 Ein drittes Prinzip: Vermeidung aufgesetzter Dekorationen.- 8 Architektur und Bauen.- 9 Grundrisse.- 10 Die "Siedlung".- Bildteil.- Anhang: Der Internationale Stil, zwanzig Jahre später.

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