Die Gärten des Mulay Abdallah

Die Gärten des Mulay Abdallah

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783518374306
Untertitel:
Neun wahre Geschichten aus Afrika
Genre:
Literatur vor 1945
Autor:
André Kaminski
Herausgeber:
Suhrkamp
Auflage:
13. Auflage
Anzahl Seiten:
150
Erscheinungsdatum:
31.01.1983
ISBN:
978-3-518-37430-6

Sechs Jahre verbrachte André Kaminski in Nord- und Äquatorialafrika; zunächst als Reporter und Filmemacher, dann als Gründer der staatlichen Film- und Fernsehschule in Algier. Aus dieser Zeit stammen seine Geschichten. In Algier wurde mittels Inserat im »Mudschahid« eine Eignungsprüfung angekündigt. Es meldeten sich Viertausend; jeder zweite Algerier schien Regisseur werden zu wollen. Übrig blieben drei Mädchen und zwanzig Männer. Unter ihnen der übellaunige, zerlumpte, aber geniale Genfud, dessen Leben ein einziger Sieg über die Schwerkraft ist und von dem die erste Geschichte berichtet. Kaminski erzählt, wie er als Berater mit einem Team nach El Ued fährt, um auf dem Wochenmarkt Schauspieler für einen Film zu finden. Unterwegs, in einem Wustenbordell niedrigster Klasse, erkennt er in einem Kruppel Hafid. Kaum fünf Jahre zuvor war er ihm begegnet, als er noch schön war wie ein Engel und berühmt war als der Messerschlitzer von Bufarik. Ein Fidaj war er gewesen, ein Rächer der Befreiungsfront, mit dem Auftrag, Verrätern ein Ohr abzuschneiden; er hatte es auf 111 gebracht. Der Autor berichtet von einem Prozeß in Boké, an den Ufern des Rio Nuniez in Äquatorialafrika gelegen, wo eine gewisse Frau Diop unter Anklage stand, den sechs Monate alten Säugling Ihrer Rivalin gefressen zu haben. Die Angeklagte gestand und demonstrierte den Vorgang. Das Buch enthält neun Erlebnisberichte eines »rasenden Reporters «, der zu schreiben und beschreiben weiß und es versteht, hinter Afrikas Maske zu schauen. Nach 36 Theater- und Fernsehstücken ist dies André Kaminskis erster Band mit Erzählungen.

Autorentext
André Kaminski 1913 in Genf geboren, Doktor der Philosophie, Fernsehdramaturg, Stückeschreiber und Reporter, starb 1991 in Zürich. Sechs Jahre verbrachte André Kaminski in Nord- und Äqtiatorialafrika; zunächst als Reporter und Filmemacher, dann als Gründer der staatlichen Film- und Fernsehschule in Algier. Aus dieser Zeit stammen seine Geschichten. In Algier wurde mittels Inserat im "Mudschahid" eine Eignungsprüfung angekündigt. Es meldeten sich viertausend; jeder zweite Algerier schien Regisseur werden zu wollen. Übrig blieben drei Mädchen und zwanzig Männer. Unter ihnen der übellaunige, zerlumpte, aber geniale Genfud, dessen Leben ein einziger Sieg über die Schwerkraft ist und von dem die erste Geschichte berichtet.

Leseprobe
Der Sieg über die Schwerkraft Ich versuche seit meiner Kindheit, das Unmögliche zu beweisen. Daß die Menschen gut sind, daß unser Leben einen Zweck hat, daß man die Welt verbessern kann. Ich schwimme gegen den Strom. Was heißt gegen den Strom? Gegen den Mississippi schwimme ich. Gegen den Yang Tse Kiang. Gegen die Stromschnellen des Sambesi. Ich riskiere jeden Augenblick in die Tiefe gerissen zu werden. Ich möchte zeigen, daß die Naturgesetze nur ein Vorurteil sind. Daß es keine Schwerkraft gibt. Daß der Geist stärker ist als das Fleisch, aber jedesmal kriege ich Prügel. Vom ersten besten Leimsieder, der sich auf die Erfahrungen beruft und nachweist, daß es sein muß, wie es ist und nie anders sein wird. Ich bin der gegenteiligen Überzeugung. Ich glaube, daß die Phantasie nichts anderes ist als die Widerspiegelung einer zweiten Realität. Unsere Träume sind Schattenrisse des Möglichen. Darum klammere ich mich an jeden Strohhalm. An Genfud zum Beispiel, der aussah wie ein Stockfisch und nichts für mich übrig hatte als Verachtung. Ihn wollte ich emporheben, denn in seinen Augen schimmerte ein Licht. Das Leuchten der Antimaterie. Ich sollte eine Fernsehschule aufbauen. In Algier. Ein Jahr nach der Befreiung. Wir setzten ein Inserat in den »Mudschahid« und gaben bekannt, daß am 1. Oktober 1963 eine Prüfung stattfinden werde. Es meldeten sich viertausend. Ein Weltrekord. Es schien, als wollte jeder zweite Algerier Regisseur werden. Oder Drehbuchautor. Oder Kameramann. Viertausend Jungen haben sich gemeldet. Und drei Mädchen. Von den viertausend Kandidaten beriefen sich 3980 auf ihre vaterländische Gesinnung. Auf ihren Wagemut während des Befreiungskriegs. Sie zeigten uns Narben, Holzbeine, Verstümmelungen sowie die verschiedensten Orden und Ehrenzeichen. Wir sc

Inhalt
Der Sieg über die Schwerkraft. Frau Zaui. Der Held. Ich und die Menschenfresser. Mein Diener. Pilz. Marx-Baby. Das Erdbeben von Agadir. Die Gärten des Mulay Abdallah.


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