Die feinen Unterschiede

Die feinen Unterschiede

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783518282588
Untertitel:
Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft
Genre:
Soziologie
Autor:
Pierre Bourdieu
Herausgeber:
Suhrkamp
Auflage:
29. Auflage
Anzahl Seiten:
912
Erscheinungsdatum:
24.01.2001
ISBN:
978-3-518-28258-8

»Bourdieus Analyse des kulturellen Konsums und des Kunstgeschmacks ist trotz der hohen Anforderungen, die sie an den Leser stellt, nicht bloß für Sozialwissenschaftler, Kunstschaffende und Philosophen von Interesse, sondern für alle, die geneigt sind, ihre eigenen, meist als selbstverständlich aufgefaßten kulturellen Vorlieben und Praktiken zu prüfen. Auch wenn in unserem Land die Kultur einen weitaus geringeren Stellenwert hat als in Frankreich und die westdeutschen Klassenunterschiede weniger augenscheinlich sind als die französischen, sind doch die Strukturen der Distinktion überraschend ähnlich. Der Reiz und auch das Verdienst des Buches liegen darin, daß Bourdieu immer im Kontakt zur konkreten Alltagswirklichkeit bleibt. Dafür sorgen schon die zwischen die schwierigen theoretischen Ausführungen und die Masse des empirischen Materials häufig eingeschobenen Fallbeispiele. Sie laden den Leser zur Identifikation ein, so daß er nicht bloß außenstehender Beobachter bleibt, sondern sich selbst als Gegenstand der Analyse entdeckt. Dadurch wird die Lektüre der Feinen Unterschiede für alle, die sich darauf einlassen wollen, zu einem spannenden Selbsterfahrungsprozeß.« Joachim Weiner

»Sein Buch ist nicht nur die Beschreibung eines Phänomens, es ist das Phänomen selbst.«

Autorentext
Pierre Bourdieu, am 1. August 1930 in Denguin (Pyrénées Atlantiques) geboren, besuchte dort das Lycée de Pau und wechselte 1948 an das berühmte Lycée Louis-le-Grand nach Paris. Nachdem er die Eliteschule der École Normale Supérieure durchlaufen hatte, folgte eine außergewöhnliche akademische Karriere. Von 1958 bis 1960 war er Assistent an der Faculté des lettres in Algier, wechselte dann nach Paris und Lille und wurde 1964 Professor an der École Pratique des Hautes Études en Sciences Sociales. Im selben Jahr begann er, die Reihe Le sens commun beim Verlag Éditions de Minuit herauszugeben und erhielt einen Lehrauftrag an der Ècole Normale Supérieure. Es folgten Gastprofessuren und Forschungsaufenthalte in Princeton und am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Seit 1975 gibt er die Forschungsreihe Actes de la recherche en sciences sociales heraus. 1982 folgte schließlich die Berufung an das Collège de France. 1993 erhielt er die höchste akademische Auszeichnung, die in Frankreich vergeben wird, die Médaille d'or des Centre National de Recherche Scientifique. 1997 wurde ihm der Ernst-Bloch-Preis der Stadt Ludwigshafen verliehen. In seinen ersten ethnologischen Arbeiten untersuchte Bourdieu die Gesellschaft der Kabylen in Algerien. Die in der empirischen ethnologischen Forschung gemachten Erfahrungen bildeten die Grundlage für seine 1972 vorgelegte Esquisse d'une théorie de la pratique (dt. Entwurf einer Theorie der Praxis, 1979). In seinem wohl bekanntesten Buch La distinction (1979, dt. Die feinen Unterschiede, 1982) analysiert Bourdieu wie Gewohnheiten, Freizeitbeschäftigungen, und Schönheitsideale dazu benutzt werden, das Klassenbewußtsein auszudrücken und zu reproduzieren. An zahlreichen Beispielen zeigt Bourdieu, wie sich Gruppen auf subtile Weise durch die feinen Unterschiede in Konsum und Gestus von der jeweils niedrigeren Klasse abgrenzen. Mit Le sens pratique (dt. Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft, 1987) folgte 1980 eine ausführliche Reflexion über die konkreten Bedingungen der Wissenschaft, in der Bourdieu das Verhältnis von Theorie und Praxis neu zu denken versucht. Ziel dieser Analysen ist es, die »Objektivierung zu objektivieren« und einen Fortschritt der Erkenntnis in der Sozialwissenschaft dadurch zu ermöglichen, daß sie ihre praktischen Bedingungen kritisch hinterfragt. Seit dem Beginn der 90er Jahre engagiert sich Bourdieu für eine demokratische Kontrolle ökonomischer Prozesse. 1993 rief er zur Gründung einer »Internationalen der Intellektuellen« auf, deren Ziel darin besteht, das Prestige und die Kompetenz im Kampf gegen Globalisierung und die Macht der Finanzmärkte in die Waagschale zu werfen. Die im selben Jahr gegründete Zeitschrift Liber soll dazu ein unabhängiges Forum bieten. Seine politischen Aktivitäten zielen darauf ab, eine Versammlung der "Sozialstände in Europa" einzuberufen, die den europäischen Einigungsprozeß kontrollieren und begleiten soll. Pierre Bourdieu stirbt am 23. Januar 2002 in Paris.

Inhalt
Vorwort zur deutschen Ausgabe Einleitung 17 ERSTER TEIL: GESELLSCHAFTLICHE KRITIK DES GESCHMACKSURTEILS 1. Bildungsadel.- Titel und Legitimitätsnachweis 31 Titel 39 - Die Wirkung des Titels 47 - Die ästhetische Einstellung 57 - Reiner und »barbarischer« Geschmack 60 - »Populäre Ästhetik« 64 - Ästhetische Distanzierung 68 - Eine anti-kantianische »Ästhetik« 81 - Ethik, Ästhetik und Ästhetizismus 85 - Neutralisierung und das Universum der Möglichkeiten 94 - Die Distanz zur Notwendigkeit 100 - Der ästhetische Sinn als Sinn für die Distinktion 104 Legitimitätsnachweis 115 - Stil und Erwerbsstil 120 - Der »Gelehrte« und der »Mann von Welt« 125 - Erfahrung und Wissen 134 - Die angestammte Welt 136 - Geerbtes und erworbenes Kapital 143 - Die zwei Märkte 150 - Faktoren und Kräfte 461 ZWEITER TEIL: DIE ÖKONOMIE DER PRAXISFORMEN 2. Der Sozialraum und seine Transformationen 171 Klassenlage und soziale Konditionierungen 174 - Variablen und Variablensysteme 176 - Die konstruierte Klasse 182 - Soziale Klasse und Laufbahnklasse 187 - Kapital und Markt 193 Ein dreidimensionaler Raum 195 Die Umstellungsstrategien 210 - Einstufung, Abstufung, Umstufung 221 - Umstellungsstrategien und morphologische Veränderungen 227 - Zeit um zu begreifen 237 - Eine geprellte Generation 241 - Der Kampf gegen die Deklassierung 248 - Die Wandlungsprozesse im Bildungssystem 255 - Die Konkurrenzkämpfe und die Verschiebung der Struktur 261 3. Der Habitus und der Raum der Lebensstile 277 Die Homologie der Räume 286 - Form und Substanz 288 - Drei Arten des Sich-Unterscheidens 298 - Ungezwungen oder unverfroren? 311 - Das Sichtbare und das Unsichtbare 322 Die Gesamtbereiche der stilistischen Möglichkeiten 332 4. Die Dynamik der Felder 355 Das Zusammenspiel von Güterproduktion und Geschmacksproduktion 362 - Die Wirkung der Homologien 367 - Wahlverwandtschaften 373 Die symbolischen Auseinandersetzungen 378 DRITTER TEIL: KLASSENGESCHMACK UND LEBENSSTIL 5. Der Sinn für Distinktion 405 Aneignungsweisen von Kunst 416 Die Varianten des herrschenden Geschmacks 442 Der zeitliche Einschnitt 462 Temporelle und spirituelle Größen 497 6. Bildungsbeflissenheit 500 Kennen und Anerkennen 503 Der Autodidakt und die Schule 513 Die Linie und der Hang 519 Die Varianten des kleinbürgerlichen Geschmacks 531 Das absteigende Kleinbürgertum 541 Das exekutive Kleinbürgertum 549 Das neue Kleinbürgertum 561 Von der Pflicht zur Pflicht zum Genuß 573 7. Die Entscheidung für das Notwendige 585 Der Geschmack am Notwendigen und das Konformitäts- Prinzip 587 Herrschaftseffekte 601 8. Politik und Bildung 620 Zensus und Zensur 624 Statuskompetenz und Statusinkompetenz 632 Das Recht auf Meinungsäußerung 642 Die persönliche Meinung 648 Produktionsweisen von Meinung 654 Sinnverlust und Sinnentstellung 669 Moralische und politische Ordnung 678 Klassenhabitus und politische Meinung 686 Meinungsangebot und Meinungsnachfrage 690 Der politische Raum 707 Der spezifische Laufbahneffekt 707 Politische Sprache 719 Schluß: Klassen und Klassifizierungen 727 Inkorporierte soziale Strukturen 729 Begriffsloses Erkennen 734 Vom Interesse diktierte Zuschreibungen 741 Der Kampf der Klassifikationssysteme 748 Realität der Vorstellung und Vorstellung der Realität 752 Nachschrift: Elemente einer »Vulgärkritik« der »reinen« Kritiken 756 Der Ekel vor dem »Leichten« 757 »Reflexions- Geschmack« und »Sinnen- Geschmack« 761 Das verleugnete …


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