Es wird immer später

Es wird immer später

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783446202245
Untertitel:
Roman in Briefform
Genre:
Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Autor:
Antonio Tabucchi
Herausgeber:
Hanser C.
Auflage:
6. Auflage
Anzahl Seiten:
288
Erscheinungsdatum:
21.08.2002
ISBN:
978-3-446-20224-5

Der Roman von Antonio Tabucchi, einem der meistgelesenen Autoren Italiens, hat wieder den wunderbaren "Tabucchi-Sound" und handelt von dem Spiel des Zufalls und der Liebe und der nicht einholbaren Vergangenheit. Es sind Geschichten voll ungestümer Phantasie und von großem sprachlichen Reichtum.

Autorentext
Antonio Tabucchi (1943-2012), eine der bedeutendsten Stimmen der europäischen Literatur, war Autor von Romanen, Kurzgeschichten, Essays und Bühnenstücken und Herausgeber der italienischen Ausgabe der Werke Fernando Pessoas. Er lehrte Portugiesische Sprache und Literatur und schrieb für zahlreiche italienische und ausländische Zeitungen. Sein Werk wurde in mehr als 40 Sprachen übersetzt und mit vielen wichtigen Preisen ausgezeichnet, darunter der Premio Campiello, der Prix Médicis Etranger, der Prix Européen de Littérature und der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur. Bei Hanser erschienen u.a. Lissabonner Requiem (2002), Es wird immer später (Roman in Briefform, 2002), Tristano stirbt (Roman, 2005), Die Zeit altert schnell (Erzählungen, 2010), Die Autobiographien der anderen (Über die Bücher und das Leben, Edition Akzente 2013), Für Isabel (Ein Mandala, 2014), Reisen und andere Reisen (2016) und Geschichten zu Bildern (2019).

Leseprobe
Liebe, liebste Liebe,Ausgangspunkt: Es war einmal ein Wald. Und mitten in diesem Wald stand eine Villa. Und vor der Villa lag ein Park. Und im Park standen Buchsbaumhecken, die so gepflanzt waren, daß; sie ein Labyrinth im italienischen Stil bildeten, und zwei schö;ne Palmen. Und unter den Palmen standen vier Holzbä;nke, die mit der Lehne zueinander aufgestellt waren, so daß; man sich nicht sehen konnte, wenn man darauf saß;. Haha, Du hast schon verstanden? Sicher hast Du verstanden, ich wollte Dir ja nur einen Anhaltspunkt geben. Du selbst hast mich ja vorgestern an diesen schö;nen Ort gefü;hrt, damit ich es mir hier ein wenig gutgehen ließ;e, nur ganz kurz, bis ü;bermorgen, hast Du gesagt, soweit ich mich erinnere, oder bis ü;bermorgen von ü;bermorgen, denn hier wirst du dich erholen, du wirst schon sehen, die Schlaflosigkeit wird sich bessern, und auch diese Manie, herumzulaufen, so kann es ja nicht weitergehen, mein Liebling, du kannst nicht immer herumlaufen, deine Freunde nennen dich schon "den Wanderer", weil du immer so herumlä;ufst, du weiß;t es nicht, aber sie machen sich lustig ü;ber dich, sie rufen an, obwohl sie wissen, daß; du nicht da bist, und fragen mich in spö;ttischem Tonfall: Ich wü;rde gern mit dem Wanderer sprechen. Wenn du dich wenigstens einverstanden erklä;rt hä;ttest, mit Sylvies Freund zu sprechen, was wä;re schon dabeigewesen, wenn du nach Zü;rich gefahren wä;rst? Er hä;tte dir ganze Nachmittage lang zugehö;rt, und zwar nicht, weil das sein Beruf ist, sondern wirklich aus Freundschaft, er hat Verstä;ndnis fü;r Leute wie dich, er hat sogar ein Buch geschrieben ü;ber Fä;lle wie dich. Meine Liebe, meine liebste Liebe, ich wollte Dir nur einen Anhaltspunkt geben, denn gestern, oder vielleicht auch vorgestern, bin ich von hier aufgebrochen, von genau diesem Ort, von einer der schö;nen Bä;nke. Ich schwö;re Dir, ich habe gefrü;hstü;ckt, Du kannst beruhigt sein, obwohl ich auch darauf hä;tte verzichten kö;nnen, denn fü;r gewö;hnlich trinke ich am Morgen nur eine Tasse Kaffee. Aber glaube mir, das Buffet war unwiderstehlich. Damit Du es Dir vorstellen kannst: Unterhalb der Veranda war ein Tisch gedeckt, mit einem handbestickten Leinentischtuch, auf dem volkstü;mliche Motive in Brauntö;nen zu sehen waren, wirklich sehr schö;n. An einem Ende des Tisches stand, gewissermaß;en als Auftakt, eine Schü;ssel Joghurt. Das Joghurt ist hausgemacht und wird mit frischen Waldbeeren angerü;hrt, die am Vortag gepflü;ckt werden: Erdbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren; und wenn man Frü;chte im Joghurt nicht mag, kann man sie auch so essen, denn es gibt Joghurt pur, und die Beeren kann man mit einem Lö;ffel Zucker oder Portwein verfeinern, wie man will. Die Glä;ser sind aus Muranoglas, eindeutig, aber keine Dutzendware, sondern alte Stü;cke, die heute ein Vermö;gen kosten wü;rden, in Wien vielleicht nicht ganz so viel, vor allem wenn man sie bei meinem Freund Hans kauft (die bunten Fä;den im Glas sind tü;rkis und bilden ganz zarte Wellen), aber das Geschä;ft meines Freundes Hans ist in letzter Zeit immer geschlossen, vielleicht ist er gestorben, das tä;te mir leid. Neben der Schü;ssel mit den Waldfrü;chten steht ein Kö;rbchen mit winzigen Brioches, die von einem Tuch aus Hanf warm gehalten werden. Man kann der Versuchung kaum widerstehen, das muß;t Du mir glauben. Die Buttersorten und die Marmeladen lasse ich lieber aus. Ich sage Buttersorten, weil es hier drei verschiedene gibt, darunter eine gesalzene, die von den Bauern in den Bergen hergestellt und in Weidenkö;rbchen geliefert wird, die mit Lorbeerblä;ttern ausgelegt sind: Stell Dir nur vor, wie die Butter schmeckt. Die Marmeladen sind dickflü;ssig, wie es hier ü;blich ist, und werden nach traditionellen Rezepten hergestellt, und abgesehen von der Waldbeerenmarmelade, die natü;rlich die Spezialitä;t des Hauses ist, gibt es auch noch meine Lieblingsmarmelade, Zitronenmarmelade, ein Mittelding aus Konfitü;re und kandierter Frucht, mit einer Zuckergelatine, die ganz zart nach Kirschlikö;r schmeckt, aber wirklich nur hauchzart. Mit einem Wort, ich habe mir das Frü;hstü


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