Verhaltenssteuerung durch Recht und kulturelle Leitideen.

Verhaltenssteuerung durch Recht und kulturelle Leitideen.

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783428114566
Untertitel:
Ausgewählte Aufsätze.
Genre:
Politische Bildung & Wissenschaft
Autor:
Reinhold Zippelius
Herausgeber:
Duncker & Humblot GmbH
Anzahl Seiten:
181
Erscheinungsdatum:
30.04.2004
ISBN:
978-3-428-11456-6

Um in komplexen Gemeinschaften das Handeln vorhersehbar, verläßlich und gemeinverträglich zu koordinieren, bedarf es normativer Verhaltensordnungen, insbesondere rechtlicher Normen. Diese hatten früher ihre Legitimationsgrundlage zumeist in religiösen Weltbildern, aus deren Sinnhorizont sie auch interpretiert wurden. Nachdem aber die autoritativ vorgegebenen Weltanschauungen fragwürdig geworden waren, sah der Einzelne sich auf sein eigenes Urteil und Gewissen zurückgeworfen. So blieb als mögliche Legitimationsgrundlage für die Gemeinschaftsordnung nur der breitestmögliche Konsens der Bürger, der nach bestem Wissen und Gewissen gesucht werden sollte. Die Rechts- und Verfassungsgeschichte - wie sie sich zwar nicht immer vollzog, aber vernünftigerweise vollziehen sollte - ließ sich fortan als ein experimentierender Lernprozeß verstehen, der auf dieser Legitmationsgrundlage vorangehen sollte. In einem solchen Lernprozeß steht der demokratische Verfassungsstaat noch heute. Seine Legitimität und Akzeptanz und am Ende wohl seine Überlebensfähigkeit hängt nicht zuletzt von der Lernfähigkeit des Systems ab, insbesondere davon, daß es fähig und bereit ist, Fehlentwicklungen zu korrigieren. Zu solchen gravierenden Fehlentwicklungen gehört es, daß der Staat sich angeschickt hat, das Leben der Gemeinschaft umfassend zu steuern, und sich zugleich den Bürgern bürokratisch entfremdet. Als Antwort darauf regt sich die Forderung, politische und administrative Einheiten auf ein "menschliches Maß" zurückzuführen, und das Bedürfnis der Bürger, überschaubare, wesentliche Lebensbereiche selbst zu gestalten. Auf diese Weise soll auch dem Subsidiaritätsprinzip genügt werden. Juristisch ist dieses durch eine geeignete Ausgestaltung der Kompetenzenordnung zu verwirklichen. Diese soll im politischen Gefüge eine - begrenzt - rationale Ordnung und lebendige Vielfalt miteinander in Einklang bringen: Sie soll in der Stufenfolge der Ermächtigungen angemessene Entscheidungsspielräume gewähren und nur diejenigen steuernden Elemente enthalten, die notwendig sind, um die Einheit und Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems zu wahren, kurz, an die Stelle umfassender zentraler Steuerungen soll eine Steuerung der Selbststeuerung treten.

Klappentext
Um in komplexen Gemeinschaften das Handeln vorhersehbar, verl ich und gemeinvertr ich zu koordinieren, bedarf es normativer Verhaltensordnungen, insbesondere rechtlicher Normen. Diese hatten fr her ihre Legitimationsgrundlage zumeist in religi sen Weltbildern, aus deren Sinnhorizont sie auch interpretiert wurden. Nachdem aber die autoritativ vorgegebenen Weltanschauungen fragw rdig geworden waren, sah der Einzelne sich auf sein eigenes Urteil und Gewissen zur ckgeworfen. So blieb als m gliche Legitimationsgrundlage f r die Gemeinschaftsordnung nur der breitestm gliche Konsens der B rger, der nach bestem Wissen und Gewissen gesucht werden sollte. Die Rechts- und Verfassungsgeschichte - wie sie sich zwar nicht immer vollzog, aber vern nftigerweise vollziehen sollte - lie sich fortan als ein experimentierender Lernproze verstehen, der auf dieser Legitmationsgrundlage vorangehen sollte. In einem solchen Lernproze steht der demokratische Verfassungsstaat noch heute. Seine Legitimit und Akzeptanz und am Ende wohl seine erlebensf gkeit h t nicht zuletzt von der Lernf gkeit des Systems ab, insbesondere davon, da es f g und bereit ist, Fehlentwicklungen zu korrigieren. Zu solchen gravierenden Fehlentwicklungen geh rt es, da der Staat sich angeschickt hat, das Leben der Gemeinschaft umfassend zu steuern, und sich zugleich den B rgern b rokratisch entfremdet. Als Antwort darauf regt sich die Forderung, politische und administrative Einheiten auf ein "menschliches Ma zur ckzuf hren, und das Bed rfnis der B rger, berschaubare, wesentliche Lebensbereiche selbst zu gestalten. Auf diese Weise soll auch dem Subsidiarit prinzip gen gt werden. Juristisch ist dieses durch eine geeignete Ausgestaltung der Kompetenzenordnung zu verwirklichen. Diese soll im politischen Gef ge eine - begrenzt - rationale Ordnung und lebendige Vielfalt miteinander in Einklang bringen: Sie soll in der Stufenfolge der Erm tigungen angemessene Entscheidungsspielr e gew en und nur diejenigen steuernden Elemente enthalten, die notwendig sind, um die Einheit und Funktionsf gkeit des Gesamtsystems zu wahren, kurz, an die Stelle umfassender zentraler Steuerungen soll eine Steuerung der Selbststeuerung treten.

Inhalt
Inhaltsübersicht: 1. Die Bedeutung kulturspezifischer Leitideen für die Staats- und Rechtsgestaltung: Orientierung mit Hilfe von Begriffen und Ideen - Einwirkungen kulturspezifischer Leitideen auf die Staats- und Rechtsgestaltung - 2. Expedit esse deos: Politische Wirksamkeit der Religion - Ideologiekritik - Ergebnis - 3. Religiöser Etatismus: Altrömische Loyalitätsreligion und frühes Christentum - Christentum als neue Staatsreligion - 4. Gründung der Gerechtigkeit auf Gewissen und Konsens: Das Gewissen als letztzugängliche Grundlage ethischer Entscheidungen - Die Überwindung der Subjektivität im Konsens - Hintergründe des Rechtsgefühls - Der sokratische Weg - 5. Die Entstehung des demokratischen Rechtsstaates aus dem Geiste der Aufklärung: Der Weg zur demokratischen Legitimation der Staatsgewalt - Die Kultivierungsbedürftigkeit der demokratischen Entscheidungsmacht - 6. Der Weg der Demokratie - ein Lernprozeß: Was gelernt wurde - Aktueller Lernbedarf - 7. Das Recht - ein Instrument rationaler Steuerung?: Rational strukturiert, nicht rational determiniert - Steuerung der Selbststeuerung - 8. Über die rationale Strukturierung rechtlicher Erwägungen: Allgemeine Rechtsgrundsätze als problemerschließende Erwägungsmuster - Gleichbehandlung als problemerschließendes Erwägungsmuster - Problemlösung durch experimentierende Methode - Spezifische Probleme der Gesetzesauslegung - Rationale Strukturen der offenen Rechtsfortbildung - Ergebnis: Das Denken in problemerschließenden Begriffen - 9. Steuerung der Selbststeuerung - Zur Funktion der rechtlichen Kompetenzenordnung: Subsidiarität als zukunftweisendes Ordnungsprinzip - Vorteile einer gegliederten Kompetenzordnung - Die Steuerungsfunktion der Kompetenzen - Subsidiarität im internationalen Kompetenzengefüge - Subsidiarität: "Schlüsselbegriff" und Begründungsverpflichtung - Globalisierung als Grenze rechtlicher Steuerbarkeit? - Nachweise - Sachverzeichnis


billigbuch.ch sucht jetzt für Sie die besten Angebote ...

Loading...

Die aktuellen Verkaufspreise von 6 Onlineshops werden in Realtime abgefragt.

Sie können das gewünschte Produkt anschliessend direkt beim Anbieter Ihrer Wahl bestellen.


Feedback