Der König von Korsika

Der König von Korsika

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783421054487
Untertitel:
Roman
Genre:
Erzählende Literatur & Romane
Autor:
Michael Kleeberg
Herausgeber:
DVA
Anzahl Seiten:
380
Erscheinungsdatum:
20.08.2001
ISBN:
978-3-421-05448-7

Geheimagent, Liebhaber, hochstapelnder Alchimist und kaiserlicher Gesandter - immer an der Oberfläche der Dinge lebend, läßt sich der deutsche Baron Theodor Neuhoff vom Schicksal durch ganz Europa treiben. Er weiß zu parlieren, zu brillieren und zu blenden. Als er sich - überzeugt, die Politik sei ein Spiel - 1736 von Aufständischen zum König von Korsika ausrufen läßt, ist sein Untergang besiegelt, wird er Opfer seiner eigenen Selbstüberschätzung.
Michael Kleebergs neuer Roman - ein sprachliches Meisterwerk.

Begabt für das Leichte sein, an der Oberfläche der Dinge leben, dem Glück folgen: das war und tat Baron Theodor Neuhoff - bis er sich zum König von Korsika krönen ließ und daran scheiterte. Das Leichte ist so trügerisch wie vergänglich, Michael Kleebergs Roman ein sprachliches Meisterwerk. Geheimagent, Liebhaber, hochstapelnder Alchimist und kaiserlicher Gesandter - Theodor Neuhoff läßt sich von den Wellen des Geschicks durch ganz Europa tragen, weiß zu parlieren, zu brillieren und zu blenden. Und wird am Ende Opfer der eigenen Selbstüberschätzung. Als er sich - überzeugt, die Politik sei ein Spiel - im April 1736 von korsischen Aufständischen zum König ausrufen läßt, ist sein Untergang besiegelt. Nach seinem großen Erfolg mit »Ein Garten im Norden« zeichnet Michael Kleeberg das Porträt eines Menschen in einer Wendezeit, dessen Ziele den unseren heute so gleichen: Geld, Liebe, Ruhm. »Wenn es einen deutschen Schriftsteller der Gegenwart gibt, der die Erneuerung der deutschen Literatur aus dem Geist des Erzählens verkörpert, die uns die neunziger Jahre beschert haben, dann ist es Michael Kleeberg: Er ist gebildet, hat etwas von der Welt gesehen und begriffen, vor allem aber: Er wagt sich an die großen Themen, die er in Geschichten gießt, die man nicht vergessen kann, die einen durchs Leben zu begleiten vermögen.« Tilman Krause

Er war begabt für das Leichte, lebte an der Oberfläche der Dinge, folgte dem Glück: deutsche Baron Theodor Neuhoff - bis er sich zum König von Korsika krönen liess und daran scheiterte.

Autorentext
Michael Kleeberg, 1959 in Stuttgart geboren, studierte Politische Wissenschaften und Geschichte. Nach Aufenthalten in Rom und Amsterdam lebte er von 1986 bis 1999 in Paris. Heute arbeitet er als freier Schriftsteller und Übersetzer in Berlin. Für sein literarisches Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. 2008 als Mainzer Stadtschreiber. Zu seinen wichtigsten Büchern zählen: Ein Garten im Norden (1998), Der König von Korsika (2001) und "Karlmann" (2007). 2010 erschien der Roman Das amerikanische Hospital, der für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde und für den Michael Kleeberg 2011 den Evangelischen Buchpreis erhielt. Sein Roman Vaterjahre wurde u.a. mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg ausgezeichnet. 2016 erhielt Michael Kleeberg für sein Gesamtwerk den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Leseprobe
1


Es herrschte Geselligkeit im Hause Pujol. Die Eichentr im Erdgescho das die Kontorre beherbergte, stand offen, gemietete Fackeltrr leuchteten den Eintreffenden heim, als ob's dessen bedurft he bei all dem L und den Dften, die das spitzgieblige Haus verstrmte. Die Glocke ging ohne Unterla und das Mhen oben auf dem Treppenabsatz hielt die Arme auf und nahm Mel, Umhe und Hte in Empfang.
Zwischen der Kche, wo Schweine und Fasane brieten und Pasteten garten, und dem Saal war ein stetes Kommen und Gehen der Aufwer, deren schwankende Silbertabletts voller Hhnchen und Kuchen, Quiches, Weinkaraffen, Glrn und Bierhumpen fetten spanischen Galeonen glichen, die von korsarischen Hen schon leergeplndert waren, noch ehe sie ihren Bestimmungsort erreichten.
Gelbgrne Lichtsprenkel aus den Butzenscheiben scheckten den weiten, hohen Raum, Falbalas schabten bers geschrubbte Parkett, Rhingraves raschelten, wenn jemand sich verstohlen am Sack kratzte, felnde Damen gluckten an den samtbedeckten Ti-schen, pfeifeschmauchende Mer postierten sich vor dem Kamin. Wo stehen heut' die Preise fr Wolle aus Verviers? Ist die Belagerung Brssels endlich aufgehoben? Habt ihr die Italiener schon gesehen? Zu teuer!
Ein spanischer Beamter brtete wrdig und schwarz auf einem Stuhl, dessen hohe, mit Schnitzereien verzierte Rcken- und Armlehnen ihm die Flanken und den Nacken freihielten, zwei franzsische Obristen sowie eine Handvoll Groauern aus dem Hennegau und dem Limburgischen reprntierten das Gesch, mehrere Prten und Theologieprofessoren aus der Stadt den Geist.
Pujol, der mit Tuch und Textilien handelte, aber auch fr das franzsische Heer fourragierte und es mit Stiefeln, Meln, Musketen und Pulver versorgte, thronte am Kopfende des gren Tisches, sprach den vor ihm ausgebreiteten Speisen herzhaft zu und erkle seinem Nachbarn mit einer den Saal, Geme, Draperien, Mbel, Krge, Schnitzfiguren umfassenden Geste, die ber der Wachtel auf seinem Teller zum Stillstand kam, seine Liebe zu den Dingen, zu dem, was um ihn war, was man sehen, berhren, anfassen, riechen und schmecken konnte und was ihm gehrte.
Er war ein rotwangiger, grauhaariger Mann in den Fnfzigern, der einen nach oben gezwirbelten Schnurrbart, dessen Spitzen seine schweren Trnse kitzelten, mit einem kleinen fusseligen Ziegenbchen unter der fleischigen, glenden Unterlippe auspendelte, angetan mit einer schwarzen samtenen Prunkjacke, die mit farbigen, Blumenkrbe, Rankenwerk und berquellende Fllhrner darstellenden Stickereien verziert war. er den Revers breiteten sich, als hockten auf seinen Schultern zwei friedfertige wei Tauben, die Spitzen des seinen Hals bis unters Kinn umschlienden Kragens aus, den, da der Hausherr zugleich aund redete, mehrere braune Sonspritzer verunzierten.
In der Mitte des Saals hockten auf der Querstange eines meterhohen Pfostens aus hellglendem exotischem Holz zwei gro Papageien, ein roter und ein blaugelber Ara, deren Schwanzfedern bis zum Boden reichten, goldene Kettchen um ihren rechten Fu die sie am Aufflattern hinderten. Die schreneigten Kpfe ruckweise von links nach rechts und wieder zurck drehend, beobachteten sie mit ihren regelmg blinzelnden runden glein das seltsame Treiben.
Pujol hatte die beiden Vgel als Geschenk aus ersee erhalten, bei Empfen lieer sie aus dem Bauer holen, in dem sie wochentags dahinvegetierten, und sie wurden begafft wie gefangene Negerhtlinge. Der Kaufmann betrachtete sie mit demselben etwas schmatzenden Genuwie die anderen Einrichtungsgegenste seines Heims, und mit einer eigentmlichen Mischung aus Ehrfurcht und Verachtung.
Selbst nach Stunden noch glichen die Tiere sich nicht dem schwerbltig dunklen Dekor an und blieben ein schriller Farbtupfer aus einer unsich fremden Welt. Den Blick ihrer Knopfaugen berwachend, der leer war durch die Schwermut der Gefan-genschaft, empfand der Hausherr eine leise Abscheu wie gegenber allem und jedem, das von ihm abhig war und ungleich schwer als er selbst, aber einer hheren Sph entstammte. Das bunte Kleid der Papageien wirkte wie ein hilfloser Protest, um so unleidlicher, je auftrumpfender er in seiner Stringsautonomie den Hausherrn provozierte.
Jetzt kniete ein junger Mann sich zu den Vgeln und geriet ins Blickfeld Pujols, dessen Augen und Mundwinkel sich nicht bewegten.
Er hob den Zeigefinger, und der rote Ara ffnete den Schnabel und sagte: Al-fons ist scheen! Und der blaugelbe fgte hinzu: Al-fons ist serr scheen!
Pujol nickte stumm. Man konnte den Viechern schwerlich widersprechen. Der braunhaarige, in elegant moirierendes einfaches Schwarz Gekleidete, wirkte inmitten der anderen Ge wie ein Quecksilberkgelchen zwischen Bleimurmeln. Er war jnger als die meisten, sein anmutiges klares Gesicht war eine Oase zwischen all den warzen-bersn, blatternarbigen, zwischen den Kolbennasen und Kropfkinns, den Schwartennacken und unreinen Augeln. Auch sein Gelter, seine aufflatternden wein Tauben gleichenden He, schieden ihn von den Mern, deren Finge…


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