Die Rückkehr der Religionen

Die Rückkehr der Religionen

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783406459283
Untertitel:
Fundamentalismus und der 'Kampf der Kulturen'
Genre:
Allgemeine Religionsbücher
Autor:
Martin Riesebrodt
Herausgeber:
Beck, C H
Auflage:
2. Auflage
Anzahl Seiten:
158
Erscheinungsdatum:
24.10.2001
ISBN:
978-3-406-45928-3

Die Religionen sind weltweit auf dem Vormarsch. Sie werden - auch im Westen - zunehmend zu einem politischen und moralischen Machtfaktor. Der religiöse Fundamentalismus, ob er nun christlich ist oder islamisch, spielt dabei eine herausragende Rolle. Martin Riesebrodt entwirft hier eine Religionstheorie, die den Zusammenhang von Religion und Moderne erklärt, und geht den kulturellen, sozialen und ökonomischen Entstehungsbedingungen und Auswirkungen des Fundamentalismus nach. Besonderes Augenmerk gilt dem patriarchalischen Grundzug fundamentalistischer Bewegungen und der Frage, warum sich trotzdem gerade Frauen in diesen Bewegungen engagieren. Aus diesen Untersuchungen ergibt sich ein überzeugendes Gegenszenario zu Huntingtons "Kampf der Kulturen".


Autorentext
Riesebrodt

Leseprobe
"II. Die globale Rückkehr von Religionen

Die globale Rückkehr der Religionen als politische Kraft, Potential sozialer Identitätsbildung sowie als formendes Prinzip religiöser Subjekte bedeutet, wie schon eingangs erwähnt, eine Herausforderung an herkömmliche Religionstheorien und ihre expliziten wie impliziten Annahmen über die Unausweichlichkeit von Säkularisierungsprozessen. Huntington reagiert darauf, indem er die religiöse Prägung von 'Zivilisationen' als gleichsam 'ursprünglich' darstellt und somit Kultur essentialisiert. Jahrhunderte und selbst Jahrtausende hätten demnach am Kernbestand der religiös verstandenen Kulturen letztlich nichts geändert. Doch auch andere Ansätze in den Sozialwissenschaften sind einer Erklärung der komplexen Lage der Religion in der modernen Welt nicht angemessen. Man kann weder Säkularisierung als immanenten Trend institutioneller Differenzierung leugnen, noch die dramatische Rückkehr der Religionen modernisierungstheoretisch wegdiskutieren. Statt dessen benötigen wir eine Revision unserer religionstheoretischen Annahmen und Perspektiven. Dies will ich in diesem Kapitel in Angriff nehmen, um daran anschließend den Begriff des Fundamentalismus weiter zu präzisieren.
Kann es eine universale Theorie der 'Religion' geben?
Ein solcher Versuch, eine neue Religionstheorie zu entwerfen, mag zunächst einmal überraschend oder gar naiv wirken. Es mag den überraschen, der einen klar definierten universalen Religionsbegriff vertritt, wie er etwa in der Religionsphänomenologie oder in der Durkheimschen Tradition der Religionssoziologie anzutreffen ist, und der sich deshalb von einer Modifikation des Religionsverständnisses nicht viel verspricht. Für Anhänger eines postmodernen Relativismus mag ein solcher Ansatz hingegen naiv erscheinen, weil er als ein weiterer, offensichtlich zum Scheitern verurteilter Versuch betrachtet werden muß, einen spezifisch westlich modernen Begriff anderen Gesellschaften und Kulturen überzustülpen. Viele Aut oren vertreten die Ansicht, daß 'Religionen' eine solche Vielfalt von Glaubensvorstellungen, Symbolen und Praktiken hervorgebracht haben, daß man diese unmöglich in einer einzigen Definition oder Theorie erfassen könne. Andere haben noch weitergehend argumentiert, daß die Bedeutung von 'Religion' im Kontext von Macht diskursiv erzeugt wird und sich deshalb historisch und traditionsgebunden unterschiedlich konstituiere. Obendrein wird bemängelt, daß solche generellen Definitionen von Religion in der Regel lediglich westlich-ethnozentrische Perspektiven und Normen darstellen, die im Gewande universaler Wahrheiten auftreten.
Vieles an diesen Kritikpunkten ist sicherlich berechtigt. In der Tat haben Religionstheorien häufig den Geist der europäischen Aufklärung oder der romantischen Reaktion gegen diese widergespiegelt und haben Religionen an rationalistischen und normativen Modellen kognitiven Fortschritts, moralischer Vervollkommnung oder des modernen 'Selbst' gemessen. Religion wurde r ationalistisch kritisiert oder auf Metaphysik und vor allem Ethik reduziert. Oder sie wurde alternativ ins Irrationale abgedrängt zum Zwecke der Disqualifizierung und Pathologisierung einerseits, der Immunisierung gegen Kritik andererseits. Gewiß kann man in vielen Religionstheorien einen eurozentrischen Provinzialismus konstatieren, der sich als Universalismus geriert. Dennoch erscheint mir ein Verzicht auf einen einheitlichen Religionsbegriff und eine universale Religionstheorie auch keine Lösung darzustellen. Denn selbst Autoren, die den Religionsbegriff explizit ablehnen und eine universale Religionstheorie weder für wünschenswert noch für möglich halten, verwenden ihn dann doch, sogar im Titel ihrer Bücher. Benötigt werden bessere Theorien, nicht prophylaktischer Theorieverzicht.
Wer dabei einen einheitlichen Religionsbegriff umgehen will, kann dies durchaus tun ..."


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