Was ist Erkenntnis

Was ist Erkenntnis

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783406459160
Untertitel:
Eine philosphische Einführung
Genre:
Philosophie Sachbücher
Autor:
Peter Janich
Herausgeber:
Beck, C H
Anzahl Seiten:
165
Erscheinungsdatum:
23.02.2000
ISBN:
978-3-406-45916-0

Philosophen haben seit den Anfängen der Philosophie im antiken Griechenland gefragt, was Erkenntnis ist. Dabei haben sie immer die Wissenschaften ihrer Zeit als Beispiel für Erkenntnisgewinn genommen. Seit sich die modernen Naturwissenschaften dem Menschen zugewandt haben, scheint der Vorgang des Erkennens ein Gegenstand naturwissenschaftlicher Forschung geworden zu sein. Das Buch zeigt auch für Laien verständlich, wie Erkenntnis in die Zuständigkeit der Naturwissenschaften geraten ist, und welche Aufgabe dabei der Philosophie heute noch bleibt. Der Leser wird an das Selber-Philosophieren herangeführt, so daß er am Ende eine Erkenntnis vom Erkennen erworben hat.

Autorentext
Peter Janich ist Professor für Philosophie an der Universität Marburg. Aus dem Konstruktivismus der Erlanger Schule kommend, ist er Mitbegründer des Methodischen Kulturalismus.

Leseprobe
"II. Das philosophische Erbe

1. Das antike Erbe

Wer mit einem Blick auf die Fächereinteilung der heutigen Universität von Philosophie spricht, meint ein kleines, meistens in den Geisteswissenschaften angesiedeltes Fach. Und wer sich einer heute sehr beliebten Form anschließt, erbetene Definitionen durch simple Beschreibungen zu ersetzen, kann die Frage 'Was ist Philosophie?' mit der billigen Antwort zurückgeben: was die Philosophen treiben. (Die zwangsläufig nächste Frage 'Was ist ein Philosoph?' wird schon nicht mehr gestellt, weil das Einmünden in einen fruchtlosen Definitionszirkel auch dem schlichten Verstand sofort sichtbar wird.) Bleibt die Frage, was (akademische) Philosophen treiben. Und eine (soziologisch gültige) Antwort würde vielleicht lauten: Philosophen treiben Philosophiegeschichte (etwa zu 95 Prozent der Personen; etwa zu 95 Prozent ihrer Zeit).
Das Wort 'Geschichte' ist zweideutig. Es bedeutet einerseits Geschehen und andererseits Geschichtsschreibung, also Beschr eibung des Geschehens. Selbstverständlich gilt: Wo nichts geschieht, kann auch kein Geschehen beschrieben, keine Geschichte von etwas betrieben werden (d.h. wo kein Philosophieren geschieht, kann auch keine Geschichte darüber geschrieben werden). Deshalb muß z.B., wer eine Chemiegeschichte schreibt, eine Entscheidung fällen, was er mit dem Wort 'Chemie' meint. (Die Chemiker sind sich darüber selbst uneins, weil sie mit dem Wort 'Chemie' sowohl den Bereich der Stoffe und ihrer Veränderungen als auch die Wissenschaft davon bezeichnen.) Die kleine Berufsgruppe der Chemiehistoriker spricht, sozusagen selbstverständlich, nicht vom 'chemischen' Geschehen, das z.B. bei der Entstehung der Stoffe im Universum oder bei der Entstehung der Erde in unserem Sonnensystem abgelaufen ist, sondern über Geschehen im Sinne menschlicher Tätigkeiten, von den frühen Formen der Metallscheidekunst, der Herstellung und Konservierung von Nahrungs- und Heilmitteln, vom Färben und Gerben usw., oder von den ersten Vermutungen, Meinungen, Lehren der Naturphilosophen oder der Alchimisten oder der Ahnherren einer neuzeitlichen chemischen Wissenschaft. Aber selbstverständlich weiß jeder Chemiehistoriker, daß er selbst eine Geisteswissenschaft betreibt, die ein handwerkliches, technisches oder naturwissenschaftliches Handeln zum Gegenstand hat. Kurz, Chemiegeschichte ist eine Geisteswissenschaft von einer Naturwissenschaft, nicht aber selbst eine Naturwissenschaft (obwohl kein Chemiehistoriker ohne naturwissenschaftliche Kenntnisse der Chemie wird auskommen können).
Philosophiegeschichte könnte nun analog zu Chemiegeschichte als Wissenschaft von einem Geschehen verstanden werden, das in den menschlichten Handlungen des Philosophierens besteht. Und analog ist das Schreiben einer Philosophiegeschichte nicht selbst Philosophieren, obgleich - auch hier trägt die Analogie - Kenntnisse und Vermögen des Philosophierens für den Philosophiehistoriker unerläßlich sind. Falsch wäre es aber, Philosophie ren und Philosophiegeschichte schreiben einfach gleichzusetzen - offensichtlich ein beliebter und kein ganz neuer Fehler, denn schon Immanuel Kant klagte: 'Es gibt Gelehrte, denen die Geschichte der Philosophie (der alten sowohl als neuen) selbst ihre Philosophie ist' (Prolegomena, 1783).
Das philosophische Erbe zum Gegenstand einer Geschichte, genauer, das Philosophieren früherer Menschen zum Gegenstand einer Geschichtsschreibung zu machen, hat seine Tücken. Es verlangt vom Geschichtsschreiber (wie bei der Chemie) die Entscheidung darüber, was zur Philosophie zählt. Diese Entscheidung betrifft Gegenstände, die uns nur in Form von Texten vorliegen, die uns heute außerdem meistens nur als Reste eines abenteuerlichen Überlieferungsgeschehens zugänglich sind. Und als solche müssen sie auch noch verstanden werden, ja, müßten sie genau gesehen schon verstanden sein, bevor man an ihnen die philosophischen von den nicht-philosophischen unterscheidet. Und


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