Richard Wagner im Dritten Reich

Richard Wagner im Dritten Reich

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783406421563
Untertitel:
Ein Schloß Elmau-Symposium
Genre:
Sachbücher 20. Jahrhundert (bis 1945)
Herausgeber:
Beck, C H
Anzahl Seiten:
373
Erscheinungsdatum:
29.06.2000
ISBN:
978-3-406-42156-3

Auf dem Schloss-Elmau-Symposion 'Wagner im Dritten Reich' trafen im Juli 1999 zum ersten Mal in Deutschland international angesehene Experten - Historiker, Politologen, Philologen, Musik- und Theaterwissenschaftler - zusammen, um über eine bisher von der Forschung vernachlässigte, für das Verständnis des NS-Systems und der Wagnerischen Kunst aber überaus wichtige Frage zu diskutieren:
Welche Bedeutung hatte Wagner für das Dritte Reich? Dabei geht es im weiteren Sinne um die ideengeschichtlichen Zusammenhänge zwischen Wagner, seinem Antisemitismus und dem des Bayreuther Kreises einerseits und dem Antisemitismus des NS-Systems andererseits, um die Ästhetisierung des Politischen, die Rolle der Kunstreligion in der jüngeren deutschen Geschichte, die politische Religion des Nationalsozialismus und deren Quellen. Die Vorträge dieses Symposiums sind in diesem Band vereinigt.

Mit Beiträgen von: Saul Friedländer, Jörn Rüsen, Dieter Müller-Elmau, Joachim Fest, Udo Bermbach, Dieter Borchmeyer, David J. Levin, Reinhold Brinkmann, Jens Malte Fischer, Nike Wagner, David Clay Large, Horst Weber, Dorothea Redepenning, Gudrun Schwarz, Hans Rudolf Vaget, Paul Lawrence Rose, Hartmut Zelinsky und Marc A. Weiner.

Autorentext
Jörn Rüsen (Prof. Dr.), Senior Fellow at the Institute for Advanced Study in the Humanities at Essen, is Head of the Project 'Humanism in the Age of Globalization. An Intercultural Dialogue on Humanity, Culture, and Values'. He is Professor em. for General History and Historical Culture at the University of Witten/Herdecke.

Leseprobe
"Kann man Wagner als Propheten des Holocaust ansehen? Nehmen seine antisemitischen Vorstellungen von der Lösung der Judenfrage die Judenpolitik des Dritten Reiches vorweg? Was genau meinte Wagner, wenn er von "Untergang" und "Vernichtung" des Judentums sprach? Meinte er das gleiche wie die Nationalsozialisten, wenn sie über "Ausrottung" und "Vernichtung" nachdachten? Mir scheint es lohnend, diese gewichtigen, aber schwierigen Fragen neu aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, die sich aus jüngeren Entwicklungen in der Geistesgeschichte und der historischen Biographie ergeben. Die konzeptionelle Grundlage dieses Ansatzes liegt in dem wenig erforschten Phänomen, das ich als "historische Prophetie" bezeichnen möchte - wenig erforscht, weil die meisten Historiker nur zu gut wissen, daß jeder, der versucht, die Zukunft vorauszusagen, sich dem Zufall ausliefert und am Schluß allzu leicht als Narr dasteht - und wir alle kennen ebenfalls nur zu gut die Fallstricke, die uns erwa rten, wenn wir den Menschen eines früheren Zeitalters Wissen über die noch verborgene Zukunft zuschreiben wollen. Die Eule der Minerva, das ist uns ständig schmerzlich bewußt, breitet ihre Schwingen erst in der Abenddämmerung aus, wenn ein Zeitalter zu Ende geht. Gleichwohl möchte ich im vollen Wissen um die Gefahr der "unhistorischen" Argumentation der Frage der historischen Prophetie nachgehen, weil ich mir davon Aufklärung über Wagners Denkweise und die Denkungsart im Dritten Reich erhoffe.
An den Anfang möchte ich die berühmten Prophezeiungen des zeitweiligen Wagner-Freundes Heinrich Heine stellen:
"Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher/Verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen." (1820)" "Und Thor mit dem Riesenhammer springt endlich empor ... Es wird ein Stück aufgeführt werden in Deutschland, wogegen die französische Revolution nur wie eine harmlose Idylle erscheinen möchte." (1835) "Aber siegt einst Satan, der sündhafte Pantheismus ... so zieht sich über die Häupte r der armen Juden ein Verfolgungsgewitter, das ihre Erduldungen noch weit überbieten wird." (1838)
Daneben gibt es Voraussagen von Juden, die der späteren Katastrophe sehr nahe kommen: Wladimir Jabotinsky: "Vernichtet die Diaspora, oder die Diaspora wird euch vernichten!" Oder Chaim Weizmann: "Die Juden aus Osteuropa sind nicht zu retten. Die Räder der Geschichte werden sie in den Staub walzen."
Und dann kamen Hitlers drohende Prophezeiungen. Im Januar 1939 verkündete er: "Ich will heute wieder ein Prophet sein: Wenn es dem internationalen Finanzjudentum in und außerhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann wird das Ergebnis nicht...der Sieg des Judentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa." Und zwei Jahre später (1941): "Sie (die Juden) mögen auch heute noch lachen darüber, genau so wie sie früher über meine Prophezeiungen lachten. Die kommenden Monate und Jahre werden erweisen, daß ich auch hier gesehen habe."
Und im folgenden Jahr (1942): "( ... ) entweder die arischen Völker ausgerottet werden, oder daß das Judentum aus Europa verschwindet. Ich habe am 1. September 1939 (sic, für 30. Januar 1939) im Deutschen Reichstag es schon ausgesprochen - und ich hüte mich vor voreiligen Prophezeiungen -, daß dieser Krieg nicht so ausgehen wird, wie es sich die Juden vorstellen, nämlich daß die europäischarischen Völker ausgerottet werden, sondern ... die Vernichtung des Judentums sein wird." Und wenige Wochen später im Februar 1942: "Meine Prophezeiung wird ihre Erfüllung finden, daß durch diesen Krieg nicht die arische Menschheit vernichtet, sondern der Jude ausgerottet werden wird."
Goebbels pflichtete diesen Worten am 27. März 1942 ausdrücklich bei: "An den Juden wird ein Strafgericht vollzogen, das zwar barbarisch ist, das sie aber vollauf verdient haben. Die Prophezeiung, die der Führer ihnen für die Herbeiführung eines neues Weltkrieges mit auf


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