Untertitel:
Von der Architektur des Roten Wien zur NS-Megalomanie
Herausgeber:
Böhlau, Wien
Erscheinungsdatum:
31.05.2001
Rudolf Perco galt schon während seiner Studienzeit (1906-1910) als Musterschüler Otto Wagners und erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen (u. a. Rompreis 1910). Daneben arbeitete er noch als Student im Büro von Hubert Gessner. Dieses Umfeld ist auch für sein späteres Ruvre prägend. Seine ersten Realisationen - zwei repräsentative Wohnhäuser - fallen in die kurze Baukonjunktur der letzten Friedensjahre. Die schlechte Auftragslage unmittelbar nach dem Krieg wird überbrückt durch den Ausbau der Gmundner Villa für Margaret Wittgenstein-Stonborough. Erst der Aufschwung durch das Wohnbauprogramm der Wiener Sozialdemokratie bietet dem Architekten die Möglichkeit, seine Vorstellungen in mehreren Wohnhausanlagen umzusetzen, darunter der Engelsplatz-Hof, das größte Projekt dieser Periode überhaupt. Daneben immer wieder Beteiligungen an zahlreichen Konkurrenzen, u. a. Chicago Tribune und dem Völkerbundpalast, die sein Werk in einer sehr eigenwilligen Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen Architekturgeschehen zeigen. Ein Schwerpunkt ist auch die Beschäftigung mit großen städtebaulichen Projekten für Wien. Infolge seiner völligen Auftragslosigkeit während der Ära des Ständestaates verliert er sich schließlich zunehmend an Studien, die von der Wirklichkeit abgehoben, von phantastisch überbordenden Ideen geprägt sind, vergleichbar mit der Formenwelt eines Josef Pleãnik. Ein Ende dieser ausweglosen Situation scheint sich zuletzt durch die Machtergreifung der Nazis anzuzeigen, als es ihm - als einzigem Österreicher - gelingt, in der NS-Stadtparteileitung für Wien Fuß zu fassen. Eine kurze Illusion, die aber bald zum totalen Scheitern und Selbstmord führt.
Autorentext
Ursula Prokop ist freiberufliche Architektur- und Kunsthistorikerin. Neben zahlreichen Publikationen zur Wiener Architektur (Wien Aufbruch zur Metropole, 1994, Margaret Stonborough Wittgenstein, 2003), auch spezielle Beiträge über jüdische Architekten (Zum jüdischen Erbe in der Wiener Architektur, 2016). Daneben Beteiligung an diversen Forschungsprojekten (u. a. AzW: Architektenlexikon Wien 1770-1945) und freie Mitarbeiterin der Kulturzeitschrift David.
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